Michael Köhlmeier © Stephan Ozsváth
Stephan Ozsváth
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Orte und Worte - Mit Michael Köhlmeier im Wiener Literatencafé "Sperl"

In den 1920er Jahren schickten die Bolschewiki Hunderte Intellektuelle auf sogenannten "Philosophenschiffen" ins Exil, um sie später nicht umbringen zu müssen, wie Trotzki erklärte. Auf einem solchen Schiff ist auch die Hauptfigur des Romans, eine 14-Jährige aus St.Petersburg, die mit ihren Eltern ins Exil geht. Auf dem Oberdeck entdeckt sie einen prominenten Fahrgast: Es ist Lenin selbst. Sie wird Zeuge des – fiktiven – Mordes an Lenin. In den Gesprächen mit ihm entpuppt er sich als paranoider alter Mann, gezeichnet von Schlaganfällen und Misstrauen. Mittlerweile ist aus der 14-Jährigen eine greise Stararchitektin geworden. In Rückblenden erzählt sie im vornehmen Wiener Bezirk Hietzing einem Schriftsteller – dem Alter Ego Michael Köhlmeiers - ihr bewegtes Leben. Stephan Ozsváth spricht mit dem Autor Michael Köhlmeier über seinen neuesten Roman "Das Philosophenschiff", wieviel Lenin in Putin steckt, das Leben als Schriftstellerpaar und den frühen Tod seiner Tochter Paula.

Das Buch
Michael Köhlmeier "Das Philosophenschiff", Hanser-Verlag, 224 Seiten, 24,00 Euro.

Der Ort:
Das Wiener "Café Sperl". Hier traf Köhlmeier einst Robert Menasse zum Frühstück, Elfriede Jelinek besuchte es, und hier trafen sich Vater Köhlmeier und seine früh verstorbene Tochter Paula, die damals in Wien studierte.

Der Autor:
Der 74-jährige Michael Köhlmeier lebt mit seiner Frau Monika Helfer in Hohenems (Vorarlberg) und in Wien. Auch sie ist Autorin. Köhlmeier hat in Marburg/Lahn studiert, er hat Musik und Radio gemacht, mit seinen Büchern hat er zahlreiche Preise gewonnen. Köhlmeier zählt zu den bekanntesten Autoren Österreichs. Immer wieder mischt er sich auch in die Tagespolitik ein. Zum Holocaust-Gedenktag 2018 hielt er eine Brandrede im Wiener Parlament, in der er vor den "kleinen Schritten" hin zu einem autoritären Regime warnte. Damals regierten die Konservativen unter Kanzler Kurz mit der Rechtsaußen-Partei FPÖ.

Michael Köhlmeier empfiehlt:
Richard Ford: Valentinstag, Hanser Berlin, 384 Seiten, 28 Euro.

Stephan empfiehlt:
Lisa Weeda: Aleksandra, Kanon-Verlag, 288 Seiten, 25 Euro.

Podcast-Empfehlung:
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