Ermittlungsfehler sollen analysiert werden - Berlin setzt nach Anschlag Sonderbeauftragten ein
Im Umgang mit dem Attentäter vom Berliner Breitscheidplatz haben die Sicherheitsbehörden Fehler gemacht - vor und nach dem Anschlag. Damit ihre Arbeit verbessert werden kann, will Innensenator Geisel einen Sonderbeauftragten einsetzen.
In Berlin soll nach dem Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt mit zwölf Toten ein Sonderbeauftragter eingesetzt werden, der die Arbeit der Sicherheitsbehörden analysiert. Er werde dem Senat dafür einen externen, unabhängigen Experten vorschlagen, sagte Innensenator Andreas Geisel (SPD) am Montag im Innenausschuss des Abgeordnetenhauses. Er erhoffe sich Erkenntnisse, wie die Arbeit der Sicherheitsbehörden verbessert werden kann. "Es gibt nichts zu verheimlichen", betonte der Innensenator. Daneben werde derzeit eine "Innensicht" der Sicherheitsbehörden als weiterer Baustein zur Aufklärung erarbeitet.
Geisel: Informationen wurden falsch bewertet
Der Tunesier Anis Amri hatte am 19. Dezember einen Lastwagen auf den Weihnachtsmarkt an der Berliner Gedächtniskirche gesteuert. Er wurde auf der Flucht von italienischen Polizisten erschossen.
Die Behörden hatten Amri zeitweise überwacht, die Observierung aber vor dem Anschlag eingestellt. Auch wegen krimineller Vergehen war Amri aufgefallen - eine geplante Abschiebung scheiterte jedoch an bürokratischen Hürden. Die Behörden hätten verhängnisvolle Fehler vor und nach dem Anschlag begangen, hatte Geisel Anfang März erklärt. Es habe genügend Informationen über Amri gegeben - diese seien aber falsch bewertet worden.
Drei mutmaßliche Komplizen festgenommen
Indes hat die türkische Polizei drei Verdächtige am Istanbuler Flughafen Atatürk festgenommen, die in Verbindung zum Attentäter Amri gestanden haben sollen, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu. Die Drei seien deutsche Staatsbürger mit libanesischen Wurzeln, hieß es.
Nach neuesten Erkenntnissen wurden bei dem Anschlag 67 Menschen verletzt. Dies gab die Vizepräsidentin der Berliner Polizei, Margarete Koppers, im Ausschuss bekannt. Sie bezog sich auf Erkenntnisse des Bundeskriminalamtes. Es seien nun auch Menschen erfasst worden, die zunächst nicht im Krankenhaus waren und sich privat behandeln ließen.