Sondierungen im Bund - SPD, Grüne und FDP streben früheren Kohleausstieg an

Fr 15.10.21 | 20:50 Uhr
  95
Wasserdampf steigt aus den Kühltürmen des Braunkohlekraftwerks Jänschwalde der Lausitz Energie Bergbau AG (LEAG). Davor steht eine einzelne Windenergieanlage und dreht sich im Wind. (Quelle: dpa/Patrick Pleul)
Video: Brandenburg aktuell |15.10.2021 | Christoph Hölscher | Bild: dpa/Patrick Pleul

Die Sondierungen für eine neue Bundesregierung betreffen ganz konkret auch die Lausitz: SPD, Grüne und FDP streben demnach einen Kohleausstieg bereits 2030 an. Kritik an dem Plan kommt von der Brandenburger CDU.

SPD, Grüne und FDP im Bund streben einen schnelleren Kohleausstieg an. In einem gemeinsamen Papier zu den Ergebnissen der Sondierungen, das die Parteien am Freitag präsentiert haben, heißt es: "Zur Einhaltung der Klimaschutzziele ist auch ein beschleunigter Ausstieg aus der Kohleverstromung nötig. Idealerweise gelingt das schon bis 2030." Bisher ist der Kohleausstieg bis spätestens 2038 geplant.

Strukturstärkungsgesetz soll vorgezogen werden

Weiter heißt es in dem Papier: "Das verlangt den von uns angestrebten massiven Ausbau der Erneuerbaren Energien und die Errichtung moderner Gaskraftwerke, um den im Laufe der nächsten Jahre steigenden Strom- und Energiebedarf zu wettbewerbsfähigen Preisen zu decken."

Die betroffenen Regionen könnten weiterhin auf solidarische Unterstützung zählen, dazu zählt unter anderem die Lausitz. Maßnahmen des Strukturstärkungsgesetzes werden vorgezogen beziehungsweise beschleunigt werden. "Die flankierenden arbeitspolitischen Maßnahmen wie das Anpassungsgeld werden entsprechend angepasst. Niemand wird ins Bergfreie fallen."

Kritik am schnelleren Kohleausstieg aus Brandenburg

Dennoch stößt das gemeinsame Ziel von SPD, Grünen und FDP, den Kohleausstieg schon bis 2030 zu erreichen, in Brandenburg auf Widerstand. CDU-Landtagsfraktionschef Jan Redmann sprach von einem "Wortbruch". Die Menschen und die Unternehmen in der Lausitz hätten darauf vertraut, dass der Braunkohleausstieg 2038 stattfinde, sagte Redmann am Freitag dem rbb. SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz habe dies noch im Wahlkampf in Cottbus bestätigt.

Dieses Vertrauen werde jetzt enttäuscht, so Redmann. "Der geplante Bruch des Kohlekompromisses ist ein Schlag ins Gesicht der Menschen in der Lausitz." Bis dahin würden viele Unternehmen noch keine neuen Geschäftsfelder gefunden haben. Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) müsse bei den Koalitionsverhandlungen darauf dringen, dass an dem breit verhandelten Kompromiss bis 2038 festgehalten werde. Die Lausitz in Südbrandenburg ist stark vom Braunkohleausstieg betroffen.

Woidke hatte im September davor gewarnt, dass ein vorgezogener Kohleausstieg die Energiesicherheit in Gefahr bringen könnte. "Einige versuchen hier eine schnelle Ausstiegsstimmung zu erzeugen, verschweigen aber, dass wir noch weit davon entfernt sind, eine Energieversorgung aus erneuerbaren Quellen für ganz Deutschland sicherstellen zu können", sagte er der dpa.

Beschäftigte des Energiebetreibers Leag alarmiert

SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz hatte sich bei einem Besuch in der Lausitz im August gegen ein Vorziehen des Kohleausstiegs in Deutschland ausgesprochen und auf die Vereinbarungen von 2019 verwiesen. Er sieht aber auch Spielraum für ein Ende vor 2038.

Beschäftigte des Energiebetreibers Leag zeigten sich alarmiert. Vom Konzernbetriebsrat hieß es am Freitag in einer Mitteilung: "Unsere Botschaft an die Verhandlungsdelegationen ist kurz und klar: Hände weg vom Kohleausstiegsgesetz! Wir erwarten auch von der neuen Bundesregierung Gesetzes- und Vertragstreue." Mit Blick auf den Beginn des Winterhalbjahres warnten die Arbeitnehmervertreter davor, weiter an der Kohleausstiegsschraube zu drehen. Gerade jetzt sei sichere, aber auch bezahlbare Strom- und Wärmeversorgung wichtig.

Höherer Mindestlohn - auch für viele Brandenburger

Dem Sondierungspapier zufolge kommt dem Klimaschutz eine zentrale Bedeutung zu. Die drei Parteien sehen es demnach als zentrale gemeinsame Aufgabe, "Deutschland auf den 1,5 Grad Pfad zu bringen", also die globale Erwärmung entsprechend zu bremsen. Zu den anvisierten Maßnahmen zählt neben dem früheren Kohleausstieg auch das Aus für den Verbrennungsmotor – spätestens bis 2035.

Zudem wollen SPD, Grüne und FDP im Falle einer Regierungsbildung den Mindestlohn auf zwölf Euro erhöhen. Zuletzt wurde dieser auf 9,60 Euro erhöht und soll nach der bisherigen Planung bis zum 1. Juli 2022 auf 10,45 Euro steigen. "Das wird hier in Brandenburg für ein Drittel aller Beschäftigten eine Lohnerhöhung bedeuten", sagte der Generalsekretär der Brandenburger SPD David Kolesnyk dem rbb.

"Bürgergeld" statt Hartz IV

Anstelle der bisherigen Grundsicherung (Hartz IV) soll der Vereinbarung zufolge ein "Bürgergeld" eingeführt werden. Dieses solle "die Würde des und der Einzelnen achten, zur gesellschaftlichen Teilhabe befähigen sowie digital und unkompliziert zugänglich sein; es soll Hilfen zur Rückkehr in den Arbeitsmarkt in den Mittelpunkt stellen."

Das Mindestrentenniveau von 48 Prozent soll gesichert werden: "Es wird keine Rentenkürzungen und keine Anhebung des gesetzlichen Renteneintrittsalters geben."

Das ausgearbeitete Sondierungspapier soll nun den Parteigremien vorgelegt werden. Die Unterhändler von SPD, Grünen und FDP empfehlen ihren Parteien die Aufnahme von Koalitionsgesprächen für eine Regierungsbildung. [tagesschau.de]

Sendung: Antenne Brandenburg, 15.10.2021, 15 Uhr

95 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 95.

    Lesen und Texte verstehen ist ihnen leider nicht gegeben, das Sie schreiben "Verraten haben euch die Kohlelobbyisten wie u.a. Herr Freese in der SPD" auf meine diese Worte "Der Verrat an der Arbeiterklasse hat ja bei der SPD eine über hundertjährige Tradition.". Aber ihre andere Kommentar haben leider da erbärmliche ........ Niveau.

  2. 94.

    Danke für den Tipp. Der Kompressor ist nicht schlecht. Der Alte (Kompressor) mag nicht mehr und 'ne Bastelgarage gehört auch irgendwie zum Haushalt.

  3. 93.

    Als Potsdamer sollten sie eigentlich den Ort kennen an welcher Hitler seine Macht erhielt. Die Nazikirche, die Garnisonskirche zu Potsdam. Die eigentliche Mach hat er nicht vom Wähler, die hat er von Hindenburg und den Konservativen kommen. Wie sagte die Pfarrerin der Weg nach Auschwitz begann in Garnisonskirche, der Nazikirche. Anstatt wirre Vergleiche zur AfD zu ziehen, sollten Sie sich fragen warum so viele Menschen sich von den Politikern hintergangen fühlen. Der wohl kommende Etikettenschwindel beim Bürgergeld einem verkappten Hartz IV ist bezeichnend.

  4. 92.

    Ob Kinder das schon können weiß ich nicht. Ich hatte das damals zitiert, aus einem Beitrag des rbb. Baerbock hatte vorgeschlagen das Wahlalter zu senken, damit auch Kinder wählen können.
    Sie hatte ihre Wahlschlappe damit begründet, dass ihre "Fans" sie nicht wählen konnten.

  5. 91.

    Können das Kinder und Jugendliche denn schon was einst Tucholsky schrieb:" Das Volk versteht das meiste falsch aber es fühlt das meiste richtig". ?

  6. 90.

    Fischer hat uns auch nur eine Zirkusnummer abgeliefert. Man kann alles demokratisch erlesen.

  7. 89.

    Na wer ist den dafür verantwort? Zitat aus einem alten Kommentar von mir:
    "<Berliner Kinder und Jugendliche würden Grüne zur stärksten Kraft wählen> würde ich auch, aber nicht mit Baerbock an der Spitze. Statt endlich die Diesel an der Tankstelle zu bestrafen melkt sie die Benzinfahrer/-innen. Luftverschutzung und Feinstaub sind zu populistischen Entartungen verkommen. Die Meßstationen in Stuttgart, Berlin uva. kann man einstampfen. Alles nur noch Heuchelei, was diese Grünen praktizieren. J. Fischer mit seinen Idealen zählt nicht mehr."

  8. 88.

    Dem kann abgeholfen werden. Bei Norma gab es diese Woche passendes Haushaltszubehör. Meistens verkaufen die Restbestände noch in der kommenden Woche.

  9. 87.

    Ja, beim letzten Satz haben sie tatsächlich recht. Ich diesel nicht durch die Botanik und mir fehlt naturbedingt die Logistik.

  10. 86.

    Adblue ist, ähnlich der "Abgasreinigung durch Software", ebenfalls ein Mogelpackung.
    https://www.wiwo.de/technologie/mobilitaet/diesel-skandal-der-schmutzige-adblue-trick-der-autobauer/13371484.html
    Die StA hat sich damit auch schon beschäftigt
    https://www.focus.de/auto/news/dieselgate-skandal-adblue-warum-jetzt-staatsanwaelte-den-schmierstoff-genau-untersuchen_id_6803540.html
    und gesund ist das Zeug auch nicht
    https://www.deutschlandfunk.de/tueckisches-gift.676.de.html?dram:article_id=28422
    Auch Punkt. Jetzt sie.

  11. 85.

    Wetten Sie los! Ich werde Ihnen im Januar sagen wieviele weitere Blöcke die BNA nicht stillegen lässt, weil die gesicherte Versorgung immer knapper wird.
    Gut das dort nicht polemische, realitätsverweigernde Ideologen sitzen!

  12. 84.

    Wir haben hier eine Garage mit 10 x 60 W Leuchtstoffröhren. Früher waren noch 5 Halogenstäbe a 80 W zusätzlich vorhanden; sind demontiert. Jetzt ist alles dunkel; ein Störfall; aber nichts geschieht. Habe schon mehrfach vorgeschlagen auf wenige LED-Lampen mit Zeitschaltuhr umzusteigen. Lampen getrennt einzeln schaltbar. Es stehen auch Müll-und andere Tonnen,Container dort. Mein Konzept benötigt allenfalls 60 W im Gesamtbetrieb. Werde nochmals "Dampf" machen.

  13. 83.

    Der hier bekannte Herr Neumann aus Berlin gab ja zu wissen, dass in Australien das Lithium wie Eisenerz abgebaut wird. Ich selbst kenne verlässlich nur das Verfahren mit der Soleabpumpung. Nach Verdunstung des Wassers werden die Salze dann getrennt. Aufbereitung zu Lithiumhydroxid findet ja demnächst auch in D statt. Grüner Wasserstoff wäre zwar für sie die beste Lösung; ist aber zu teuer und was in den Abbauländern an Probleme entstehen verschweigt man hier lieber. Denken Sie mal an den Luftverkehr und die Schwerölcontainerschiffe. Der Verbrennerstop wird nicht so schnell realisierbar sein. Wir kommen gewaltig in die Klemme.

  14. 82.

    Sie wissen doch: Die Kilowattstunde, die wir nicht verbrauchen, ist am billigsten.
    Menschen, die eh wenig Energie verbrauchen, bekommen seit Jahren von Besserverdienenden erklärt, wie sie zu leben haben.
    Sahra Wagenknecht hat doch alles zum Thema Lifestyle-Linke gesagt.

  15. 81.

    Ich finde ihren Kommentar ausgesprochen gut. Die Pünktchen am Ende sollen andeuten, dass die Aufzählung nicht abschließend ist? Auch ich bin der Meinung, dass wir in Deutschland ohne eine erkennbare Zukunftsstrategie unterwegs sind.
    Ihre Beispiele möchte ich noch ergänzen. Ich denke, dass die Mobilitätswende falsch orientiert ist. Statt auf die Brennstoffzelle setzt man auf Akkus. Beruflich bin ich sehr viel unterwegs. E-Mobilität kommt bei meinen Strecken und meinem Terminkalender nicht in Betracht. Außerdem glaube ich, dass dieses Thema neben der eingeschränkten Reichweite, noch weitere Probleme hat. Man gibt vor die Umwelt zu entlasten. Tatsächlich wird sie aber mehr belastet als durch Verbrenner. Wir haben nur wenige Lithiumvorkommen auf der Welt. Um die streiten sich jetzt alle. Lithiumabbau belastet nachweislich die Umwelt. Ganze Landstriche wurden/werden unbewohnbar. Und was soll mit alten Akkus werden? Werden die auch auf der Mülldeponie Afrika entsorgt?

  16. 80.

    China kauft sogar Flüssiggas von den USA….. Der Energiebedarf wird überall steigen.

  17. 79.

    Es ist immer eine Wahloption. Denn jede Partei hat positives und negatives. Inzwischen muss aber jeder mal für sich entscheiden, womit er am besten leben kann. Und für einige ist eben Rechts eine Option. Warum auch nicht? Die Lebensqualität wird unter Rotgrün wieder erheblich abnehmen. Die Steuerlast steigt, die Energiekosten treiben alle Preise nach Oben. Oder meinen Sie, Lebensmittel werden ohne Energie produziert?

  18. 78.

    "Zum Glück kann D ja jederzeit Strom importieren." Das ist schlichtweg FALSCH! Norwegen macht bei 5GW den Schalter "aus" in Richtung Germany, Frankreich heizt im Winter historisch elektrisch und dann ist dem Franzosen das Hemd näher als die Hose und unser Nachbar Polen, der ist froh, wenn seine alten Kohlebuden im Winter überhaupt noch laufen. Genosse Putin kann jederzeit am Gashahn drehen, so wie es ihm gefällt und wir haben dem nichts entgegenzusetzen außer lauwarme Proteste aus Brüssel. Wie grünäugig muss man sein, diese Probleme nicht zu sehen? Ich muss kein Fan der Kohle sein um zu erkennen, dass die Technolgie der hochvolatilen Windenergie nicht die Grundlast ersetzen kann und uns der Betrieb von Gaskraftwerken den letzen Groschen aus der Börse holt. Wie kan man sich so abhängig vom Ausland machen?

  19. 77.

    Gerade Italien als Vergleich ist wirklich interessant, da Italien aus der Kernenergie ausgestiegen war.

    https://www.tagesschau.de/ausland/europa/italien-atomenergie-101.html

    Viele Nationen sehen inzwischen die Kernenergie als Mittel gegen den Klimawandel.

  20. 76.

    Irrtum-Wolfgang. Mal auf t-online lesen was der Minister Span alles für Nebeneinkünfte hat. Der kann seine Großvilla beheizen ganz nach Wunsch. Wir müssen nur Politiker wählen, die sich in die Situation der viel ärmeren Bürger hineinversetzen können und wollen. Es gibt viel zu wenige Sahra's.

Nächster Artikel