Presseinformation 2004_27 vom 01.03.2004 - „Geheimnisvolle Orte“ – die neue vierteilige Dokumentationsreihe des rbb Fernsehens

Ab 4. März werden um 20.15 Uhr in einer vierteiligen Reihe die Geschichte und Geschichten „Geheimnisvoller Orte“ aus der Region Berlin-Brandenburg vorgestellt.


Folge 1: „Geheimnisvolle Orte – Hohenlychen“
Donnerstag, 4. März, 20.15 Uhr
Hohenlychen, knapp 100 Kilometer nördlich von Berlin gelegen, war vieles:
bedeutende Lungenheilstätte zur Kaiserzeit und in der Weimarer Republik,
ab 1933 renommiertes Sportsanatorium, in dem sich deutsche und
ausländische Athleten auf die Olympiade vorbereiteten und Arbeitsklinik,
in der die verletzten Arbeiter vom Reichsautobahnbau wieder fit gemacht
wurden. Die längste Zeit war es jedoch sowjetisches Militärlazarett.

Folge 2: „Geheimnisvolle Orte – Die Katakomben von Tempelhof“
Donnerstag, 11. März, 20.15 Uhr
Seit Baubeginn 1935 bis heute waren die unterirdischen Anlagen des Flughafens Tempelhof geheimnisumwittert. Geplant für die Welthauptstadt Germania, war das riesige Bunker- und Tunnelsystem auch Produktionsstätte für Jagdflugzeuge. Nach dem Krieg übernahmen die Amerikaner den Flughafen. Während der Blockade wurde er zur wichtigsten Lebensader der Stadt.

Folge 3: „Geheimnisvolle Orte - Die Schorfheide“
Donnerstag, 18. März, 20.15 Uhr
Heute ein Biosphärenreservat, verschlossen Zäune und Schranken fast 800 Jahre lang die Wege in die Schorfheide. Hier übte der Kaiser heimlich das Lenken eines Automobils, beschloss der Naziführer Göring in Carinhall, Wisente in der Schorfheide anzusiedeln und trafen sich Helmut Schmidt und Erich Honecker zu deutsch-deutschen Gesprächen in Hubertusstock.

Folge 4: „Geheimnisvolle Orte – Die Hakeburg“
Donnerstag, 25. März, 20.15 Uhr
In Kleinmachnow, südlich von Berlin gelegen, schrieb die Hakeburg Geschichte: Hier forschte die Deutsche Reichspost einst für Hitlers Angriffskriege, wurde nach dem Krieg die Parteihochschule „Karl Marx“ eröffnet und übernachteten Jahre später im dortigen SED-Gästehaus Michail Gorbatschow, Fidel Castro und Yasir Arafat. Heute ist auf dem Gelände ein Firmensitz untergebracht.

„Geheimnisvolle Orte – Hohenlychen“
Ein Film von Gabriele Denecke.

Hohenlychen in der Uckermark, knapp 100 Kilometer nördlich von Berlin, kennt heute kaum noch jemand. Einst war der Ort Glanzpunkt der Region, dort traf sich die Welt. Das mehrere Hektar große Gelände mit seinen imposanten Gebäuden, die an englische Landhäuser erinnern, war Anfang des letzten Jahrhunderts eine der bedeutendsten Lungenheilstätten Europas, der märkische „Zauberberg“.

Seit etwa zehn Jahren liegt das Gelände der ehemaligen Heilanstalt brach. Was so hoffnungsvoll am Anfang des letzten Jahrhunderts begann, ist nun vom Verfall bedroht. 1902, als in den Großstädten die Tuberkulose auf dem Vormarsch war, entstand in Hohenlychen eine Klinik für lungenkranke Kinder vorwiegend aus sozial schwachen Elternhäusern. Die Kosten übernahm der Volksheilstättenverein des Roten Kreuzes. Der Anfang war getan und so entwickelte sich innerhalb kürzester Zeit eine der wichtigsten Tbc-Heilstätten Europas – ein „märkisches Davos für alle“.

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten entschied Heinrich Himmler, dass sein Jugendfreund Karl Gebhardt – ein Sauberbruch-Schüler – die Leitung der Heilstätten übernehmen sollte, die inzwischen als unrentabel und unzeitgemäß galten. Der Chirurg gab der Klinik ein neues Profil, so dass fortan vor allem Sport- und Arbeitsverletzungen behandelt wurden. Angehörige europäischer Königshäuser, die Nazi-Elite, die Sportler der Olympiade von 1936, aber auch die schwerverletzten Arbeiter der Reichsautobahn gehörten zu den Patienten in Hohenlychen.

Nach Ausbruch des Krieges diente die Heilanstalt – wie auch schon im Ersten Weltkrieg – als Lazarett. In dieser Zeit beschäftigte sich der neue Leiter Karl Gebhardt mit der Behandlung von Wundinfektionen, eine häufige Todesursache der Soldaten. Nachdem der stellvertretende Reichsprotektor von Böhmen und Mähren, Reinhard Heydrich, am 27. Mai 1942 bei einem Attentat verletzt wurde und an der dadurch ausgelösten Wundinfektion starb, begann Gebhardt mit medizinischen Versuchen an Menschen. Unter der Obhut von Heinrich Himmler experimentierte er im nur 15 Kilometer entfernt gelegenen Konzentrationslager Ravensbrück an polnischen Häftlingen. Nach dem Krieg wurde Karl Gebhardt beim Nürnberger Ärzteprozess für seine skrupellosen Verbrechen zum Tode verurteilt.

Noch in den letzten Kriegstagen traf sich in Hohenlychen Graf Folke Bernadotte vom Schwedischen Roten Kreuz mit Heinrich Himmler zu geheimen Verhandlungen. In deren Folge konnten fast 15.000 Häftlinge unterschiedlicher Nationalität noch vor Kriegsende befreit werden. Himmler hoffte auf die „Zeit danach“. Doch schon am 29. April 1945 marschierte die Sowjetische Armee in Hohenlychen ein.
In den Folgejahren – bis zu dem Abzug der Alliierten im Jahr 1993 – beherbergte die Heilanstalt ein sowjetisches Militärlazarett.
„Geheimnisvolle Orte – Die Katakomben von Tempelhof“
Ein Film von Ute Bönnen und Gerald Endres.

Die unterirdischen Anlagen des Flughafens Tempelhof waren von Beginn der Bauarbeiten 1935 bis heute von Geheimnissen und wilden Gerüchten umwittert. Ein Tunnel- und Bunkersystem, endlos und verwirrend. Der Komplex des Zentralflughafens Tempelhof war wichtiger Teil der nationalsozialistischen Planung für die Welthauptstadt Germania. Von hier aus sollten die Funktionäre in die unterworfenen Gebiete fliegen.

Unter dem Bau wurde ein riesiges unterirdisches Labyrinth angelegt, mit drei Tiefgeschossen, und noch darunter einem Netz von begehbaren Versorgungskanälen. Ein Schienen- und Straßentunnel unter der ganzen Länge des riesigen Gebäudes, mehrere Bunker, ein Wasser- und ein Heizwerk versorgten die Anlage. Wegen des Kriegs wurde der Flughafen jedoch nicht zu Ende gebaut, der Schienentunnel wurde als bombengeschützte Produktionsstätte für Jagdflugzeuge genutzt, im so genannten Archivbunker wurde geheimes Filmmaterial gelagert.

Dann übernahmen die USA den Flughafen, und während der Blockade wurde er zur wichtigsten Lebensader der Stadt. Die Amerikaner richteten im unterirdischen System eine Kommandozentrale ein, und bei einem Kampf um Berlin hätte der Flughafenkomplex die letzte Festung der Verteidiger werden können.


„Geheimnisvolle Orte – Die Schorfheide“
Ein Film von Hans-Dieter Rutsch.

Fast achthundert Jahre verschlossen Zäune, Schranken und von Militär gesicherte Wege die Schorfheide in der Uckermark. Kurfürsten, Könige und Kaiser, aber auch Reichspräsidenten, ein Reichsfeldmarschall und Generalsekretäre beanspruchten die alleinige Regentschaft über das größte geschlossene Waldgebiet Deutschlands. So wurde aus der Schorfheide ein geheimnisumwitterter Ort.

Wilderer gaben sich dort ein Stelldichein, der Kaiser übte heimlich das Lenken eines Automobils und der Naziführer Göring beschloss in Carinhall, Wisente in der Schorfheide anzusiedeln. Bundeskanzler Helmut Schmidt und Erich Honecker verhandelten in Hubertusstock über das deutsch-deutsche Miteinander, während hinter ihrem Rücken ehrenamtliche Naturschützer über viele Jahre eine ökologische Bestandsaufnahme in der artenreichsten Landschaft Deutschlands betrieben.

Heute liegt die Schorfheide mitten in einem Biosphärenreservat. Die Ranger dieses Reservates wachen nicht nur über den Naturschutz und die Heimkehr des Wolfes, sie engagieren sich auch für ein naturnahes Wirtschaften in der Schorfheide.

„Geheimnisvolle Orte – Die Hakeburg“
Ein Film von Gabriele Denecke.

Auf dem Seeberg in Kleinmachnow südlich von Berlin, an den Bezirk Zehlendorf angrenzend, steht die Hakeburg. Sie ist nicht nur den Kleinmachnowern ein Begriff, sondern auch den Berlinern – wenngleich nur die wenigsten wissen, was es mit dieser „Burg“ für eine Bewandtnis hat.

Auf dem heute unter Denkmalschutz stehenden Areal nahe dem Teltowkanal forschte die Deutsche Reichspost einst für Hitlers Angriffskriege. Hier bastelte man an kameragesteuerten Gleitbomben, tüftelte an Radargeräten, entwickelte Verschlüsselungs- und Abhörtechniken und brütete sogar über einer möglichen militärischen Nutzung der Atomenergie. Die treibende Kraft für diese Aktivitäten war Wilhelm Ohnesorge, von 1937 bis 1945 Reichspostminister.

Der Film erzählt die Geschichte der um die vorige Jahrhundertwende erbauten Hakeburg durch den vom Kaiser favorisierten Architekten Bodo Ebhardt, den Verkauf des Geländes an die Reichspost 1937, die Arbeit der Forschungsanstalt auf dem Seeberg und die Geschichte der Hakeburg nach 1945.

Nach einigem Hin und Her wurde das Gelände 1948 der SED übereignet, die dort die Parteihochschule „Karl Marx“ eröffnete. Regelmäßige Gäste der Kaderschmiede waren Pieck, Grotewohl und Ulbricht. Als Lehrkräfte waren dort u. a. Wolfgang Leonhardt und Carola Stern tätig. Zwei Jahrzehnte später – die Hakeburg wurde mittlerweile als SED-Gästehaus genutzt – übernachteten hier Michail Gorbatschow, Fidel Castro und Yasir Arafat. Nach der Wende wurde aus der Hakeburg zunächst ein Hotel mit Restaurantbetrieb; danach wurde es erstmals ruhig um die Anlagen auf dem Seeberg – ein Gelände, das mehr als fünf Jahrzehnte für die Öffentlichkeit unzugänglich war. Heute ist hier ein Firmensitz untergebracht.