rbbFernsehen_2011:12:08_-Honeckers_abtrünniger_Stellvertreter
Die Autorin Karoline Kleinert im Landesarchiv Berlin. | Bild: rbb/Peter Wolter

Do 08.12.11 22:45 | rbb Fernsehen - Honeckers abtrünniger Stellvertreter

Auf den Spuren meines Großvaters , Film von Karoline Kleinert

Am 29. September 1953 setzt sich Heinz Lippmann in den Westen ab. Eine Hiobsbotschaft für die Regierenden in Ost-Berlin, denn der Geflohene ist nicht nur ein hoher Funktionär – Stellvertreter von FDJ-Chef Erich Honecker – er hat auch 300.000 Westmark aus der Parteikasse mitgehen lassen.

Die Dokumentation „Honeckers abtrünniger Stellvertreter“ erzählt die schier unglaubliche Lebensgeschichte Heinz Lippmanns die oft mehr der Fiktion als der Realität entnommen scheint. Zugleich ist sie das Protokoll einer ganz persönlichen Spurensuche, auf die sich die Autorin Karoline Kleinert begibt. Das Schicksal Heinz Lippmanns ist für sie auch ein Stück Familiengeschichte. Er ist der Großvater, den sie nie kennen gelernt hat, ein Phantom, über den kaum gesprochen wurde. Die filmische Suche führt zu den Orten, an denen Heinz Lippmann gelebt hat und zu Menschen, die ihn gekannt haben. Dabei kristallisiert sich das Bild eines Menschen heraus, dessen Leben einer Achterbahnfahrt entlang der Abgründe der deutschen Geschichte gleicht. Als „Halbjude" von den Nationalsozialisten verfolgt und durch die Hölle von Auschwitz gegangen, wird Heinz Lippmann zum glühenden Kommunisten. Voller Begeisterung beteiligt er sich am Aufbau eines sozialistischen Deutschlands. Innerhalb weniger Jahre wird aus dem KZ-Häftling ein Spitzenfunktionär. Und doch ergreift er auf dem Höhepunkt seiner Karriere die Flucht.

Aber auch im Westen kommt er nicht zu Ruhe, hat Kontakte zum Verfassungsschutz, wird von der Staatssicherheit bespitzelt und verfolgt. Zeit seines Lebens wird er ein Getriebener bleiben – auf der Suche nach einem „Dritten Weg“ zwischen Kommunismus und Kapitalismus, zwischen Ost und West. (Erstausstrahlung)