Johannes Unger, Foto: Joerg Frank
Bild: Joerg Frank

- Drei Fragen an Johannes Unger

Wie ist die Idee entstanden?

Wir sind ja in Sachen historische Doku-Reihen nicht ganz unerfahren: Von der "Chronik der Wende" bis zu "60 x Deutschland" haben wir schon mehrere große, teilweise preisgekrönte Projekte auf die Beine gestellt. Und wir wissen: Solche Zeitreisen sind beim Publikum äußerst beliebt, und sie haben über das eigentliche Sendedatum hinaus Bestand. Sie können zeitgeschichtliche Standardwerke im Fernsehen werden. Und das wollen wir mit unseren "Schicksalsjahren" erreichen. Eine Chronik, die für alle Zuschauer und Nutzer Zugänge in die Zeit schafft und Lust macht auf Geschichte. Dazu kommt: In Berlin hat sich deutsche Geschichte und Weltpolitik wie unter dem Brennglas gebündelt. Insofern sind die "Schicksalsjahre" - hoffentlich – Geschichtsunterricht im besten, öffentlich-rechtlichen Sinne ...

 

Wie sind Sie vorgegangen?

Wir haben ja das große Glück, über eine Unmenge von Archivschätzen aus West und Ost zu verfügen - die gesamte Berichterstattung des Senders Freies Berlin (SFB) mit seiner legendären "Abendschau" für den Westen und die Bestände des Deutschen Rundfunkarchiv (DRA) mit den Materialien des DDR-Fernsehens. Das ist eine einzigartige Grundlage für die Arbeit, weil die Geschichte im ständigen Gegenschnitt Ost und West dokumentiert werden kann. Der Umgang mit den Archivalien ist uns natürlich vertraut. Trotzdem wussten wir nicht, ob so ein Bilderbogen im Jahresrhythmus auch über 90 Minuten Sendezeit pro Folge funktioniert. Deshalb haben wir zuerst eine Pilotsendung produziert, um zu schauen, ob die Dramaturgie und die Kombination mit den ausgewählten Zeitzeugen funktioniert. Danach wussten wir: Es kann gelingen! Dazu haben wir dann erfahrene Autorinnen und Regisseure in einem Team zusammengestellt, alle haben für uns schon zeitgeschichtliche Dokumentationen, etwa in der Reihe "Geheimnisvolle Orte" realisiert. Neben Konzeption und Kreativität brauchten wir aber auch eine Menge Fleiß und Ausdauer: Gemeinsam mit den Filmemachern sucht ein Team von Rechercheurinnen und Archivspezialisten wie "Trüffelschweine" interessantes und aussagekräftiges Archivmaterial. Wir gehen also nicht so vor, dass wir die verschiedenen historischen Ereignisse oder Themen bebildern, sondern wir schauen zuerst in das Material und erzählen das jeweilige Jahr jeweils aus den Bildern heraus. Insofern sind die "Schicksalsjahre" Zeitgeschichte im Spiegel des Mediums Fernsehen. Umso mehr freut es mich, dass die Kolleginnen und Kollegen von Inforadio den gleichen Ansatz im Medium Hörfunk realisieren.

 

Auf welches Jahr freuen Sie sich besonders?

Ich freue mich darauf, dass die "Schicksalsjahre" eine ständige Fortsetzungsgeschichte sind und hoffentlich einen Sog erzeugen. Wir senden die 30 Folgen ja immer samstags um 20.15 Uhr zur besten Sendezeit, aber alle Einzeljahre stehen dann dauerhaft in der Mediathek, sodass jede verpasste Folge nachgeholt werden kann. Wer Ereignisse in einem bestimmten Jahr finden will, der kann dann nach der Erstsendung jederzeit online schauen. Auf diese Weise sind das Fernsehprojekt und die Radioreihe auch für Schulen und Bildungseinrichtungen interessant, weil in kompakter und zugleich unterhaltsamer Weise Zeitgeschichte vermittelt wird - im Übrigen auch auf DVD, herausgegeben von der rbb Media.

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Die große TV-Chronik: "Berlin – Schicksalsjahre einer Stadt" ab 3. November im rbb Fernsehen

Der rbb dokumentiert in einer bislang nie dagewesenen Größenordnung die Geschichte der Stadt Berlin von 1961 bis 1990. Ab 3. November 2018 startet "Berlin – Schicksalsjahre einer Stadt" auf prominentem Sendeplatz samstags um 20.15 Uhr. Eine Berlin-Chronik der Superlative: 30 mal 90 Minuten, Jahr für Jahr erzählt, von 1961, dem Jahr des Mauerbaus, bis 1990, dem Jahr der Wiedervereinigung, ausgestrahlt in drei Staffeln à zehn Folgen. Auch Inforadio ist mit dabei.