- Multimediale Dokumentation "Baseballschlägerjahre - Die Wendegeneration und die rechte Gewalt"

Der Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) und ZEIT ONLINE produzieren gemeinsam die sechsteilige multimediale Dokumentation "Baseballschlägerjahre – Die Wendegeneration und die rechte Gewalt". Die Kompilation der 15-minütigen Filme läuft am Mittwoch, 2. Dezember 2020, um 23.00 Uhr im rbb Fernsehen. Bereits ab dem 1. Dezember sind alle Filme in der ARD-Mediathek und auf den sozialen Plattformen zu sehen.

Prügel, Drohungen, Hetzjagden – in den Nachwendejahren brachen in Ostdeutschland Hass, Rassismus und Gewalt auf, besonders unter Jugendlichen. An vielen Orten gehörten Straßen und Plätze der rechten Szene. Bomberjacken, Springerstiefel und Hitlergruß zeigten dem eingeschüchterten Rest, wo man stand. Wer politisch andere Ansichten vertrat oder eine andere Hautfarbe hatte, musste nicht selten um sein Leben fürchten.

Der ZEIT ONLINE-Redakteur und Autor Christian Bangel, in Frankfurt/Oder geboren und aufgewachsen, nannte diese für ihn prägende Zeit die "Baseballschlägerjahre". Als Bangel Ende 2019 auf Twitter mit dem Hashtag "Baseballschlägerjahre" dazu aufrief, Erinnerungen an diese Zeit zu teilen, traf er einen Nerv: Viele Menschen aus Ost und West meldeten sich zu Wort, um ihre Erlebnisse und Erfahrungen auszutauschen. Zu lange war über die Zeit der "Baseballschlägerjahre" geschwiegen worden. Eine Zeit, die bis heute nachwirkt ...

Der Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) und ZEIT ONLINE haben sich nun - unterstützt von der Produktionsfirma Berlin Producers - zusammengetan, um die Auseinandersetzung mit dem Thema filmisch aufzubereiten und fortzusetzen. Unter dem Titel "Baseballschlägerjahre" entstehen für Mediathek, Internet und Fernsehen insgesamt sechs 15-minütige Filme, die jene Jahre geprägt von Umbruch und Gewalt spiegeln und zugleich den Bogen in die Gegenwart schlagen.

Die einzelnen Beiträge sind ab 1. Dezember in der ARD-Mediathek und auf den YouTube- und Facebook-Kanälen des rbb zu sehen. ZEIT ONLINE veröffentlicht die Videos auf der eigenen Website und im Instagram-Kanal (IGTV) - ergänzt durch begleitende Materialien, Kommentare und Interviews. Die Kompilation der sechs Filme läuft unter dem Titel „Baseballschlägerjahre – Die Wendegeneration und die rechte Gewalt“ am Mittwoch, den 2. Dezember 2020, um 23.00 Uhr im rbb Fernsehen. Drei Beiträge werden von der Produktionsfirma Berlin Producers im Auftrag des rbb hergestellt, die anderen drei durch das Videoressort von ZEIT ONLINE realisiert.

Die Folgen im Überblick:

Den Auftakt macht ZEIT ONLINE-Autor Christian Bangel. Gemeinsam mit Claudia Bracholdt und Sven Wolters begibt er sich auf Spurensuche in Frankfurt/Oder und taucht ein in die "Baseballschlägerjahre" seiner Heimatstadt am Rande des wiedervereinten Deutschlands.

Lydia Meyer, Toralf Staud, Heike Kleffner und Johannes Radke rekonstruieren einen Fall, der die Brutalität und die Hemmungslosigkeit rechter Gewalt im Dezember 1990 zum ersten Mal offenkundig werden ließ: Die Tötung des jungen Angolaners Amadeu Antonio, der als Vertragsarbeiter in die DDR gekommen war und von Skinheads im brandenburgischen Eberswalde erschlagen wurde.

ZEIT ONLINE-Reporterin Dilan Gropengiesser beleuchtet die späte Reaktion des Staates auf den anwachsenden Rechtsextremismus am Beispiel Brandenburgs: In ihrer Reportage "Nazis im Visier" beschreibt sie die Arbeit der MEGA, einer Sondereinheit der Brandenburger Polizei, die 1998 aufgebaut wurde, um rechte Gewalt einzugrenzen und zu verfolgen.

Elke Sasse und Ulrike Neubecker versuchen in ihrem Beitrag "Ich bleibe" zu ergründen, wie es denen erging, die unter Rassismus und Fremdenhass unmittelbar leiden mussten. Sie treffen Nguyen Dinh Khoi in Rostock, der weiß, was es heißt, der "Ausländer" zu sein. Nazis in Springerstiefeln und Bomberjacken riefen ihm "Fidschi" oder "Vietkong" hinterher. Er wurde verprügelt, bespuckt, beleidigt. Und trotzdem ist er geblieben.

In ihrer Dokumentation "Himmelfahrtskommando" erzählt Adama Ulrich von den gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Neonazis und linker Szene in Magdeburg in den 90ern, bei denen Menschen verletzt und sogar getötet wurden.

Stella Könemann und Paul Buske porträtieren einen jungen Mann aus Thüringen, der aus der militanten Neonazi-Szene ausgestiegen ist und sich als Zeichen der Abkehr in einem schmerzhaften Prozess seine rechten Tattoos entfernen lässt. Das Porträt mit dem Titel "Die Häutung" zeigt eindrucksvoll, wie schwierig es für Betroffene ist, sich aus den rechtsextremistischen Strukturen zu befreien und wie rechtes Gedankengut nach wie vor das öffentliche Klima gerade in der ostdeutschen Provinz vergiftet.

Verantwortlich für das multimediale Projekt "Baseballschlägerjahre" sind Johannes Unger, Leiter der Abteilung Dokumentation und Zeitgeschehen beim rbb, und Thilo Kasper, Leiter des Ressorts Video bei ZEIT ONLINE. Die Redaktion beim rbb hat Franziska Schulz-Elmalih. Produzenten sind Dr. Stefan Pannen und Kristian Kähler (Berlin Producers).

 

Ein Video steht voraussichtlich ab Mittwoch (25.11.) im Audio/Video-Bereich zu Rezensionszwecken zur Verfügung.

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