Berlinale 2023 - Berlinale Dokumentarfilmpreis für "El Eco" von Tatiana Huezo
Der Berlinale Dokumentarfilmpreis 2023, gestiftet vom rbb, geht an den Film "El Eco" von Tatiana Huezo. Das Publikum kürt "Sira" von Apolline Traoré und "Kokomo City" von D. Smith mit dem 25. Panorama Publikums-Preis.
Die dreiköpfige Jury des Berlinale Dokumentarmfilmpreises aus Emilie Bujès, künstlerische Leiterin des Festivals Visions du Réel in Nyon, der Produzentin, Regisseurin und Programmerin Diana Bustamante sowie dem Filmemacher und Schriftstellers Mark Cousins entschied sich für die mexikanische Produktion "El Eco" von Tatiana Huezoen. Sie teilt sich das Preisgeld in Höhe von 40.000 Euro, das vom Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) gestiftet wird, mit ihrer Produzentin Dalia Reyes. Die Auszeichnung wurde am 25. Februar im Rahmen der offiziellen Preisverleihung vergeben und von der Jury im Berlinale Palast überreicht.
El eco | The Echo
Eine junge Mutter läuft mit ihren Kindern über eine Bergwiese, sie retten ein Schaf vor dem Ertrinken. Ein Mädchen pflegt seine greise Oma, so zärtlich, dass man weinen möchte. Ein anderes übt sich als Lehrerin, authentisch im Ton, die Puppen als gelehrsame Schülerinnen vor sich. Die Väter sind meist abwesend. Als Bauarbeiter oder Handwerker teilen sie nur selten den Alltag mit ihren Familien. In El Eco, einem entlegenen Dorf im Norden Mexikos, besteht das Leben aus dem Elementarsten. Kindsein bedeutet hier vom ersten Tag an Intensität und Erfahrung: Natur, Tiere, Menschen. Liebe, Nähe, Krankheit, Tod. Und Bildung – zumindest für die junge Generation.
Tatiana Huezo, die sich als einfühlsam-poetische Dokumentarfilmerin einen Namen gemacht hat (unter anderem mit Tempestad, Forum 2016) begleitet drei Familien. Dabei wird das Mäandern zum Prinzip. Sie verwebt eine Vielzahl von Gesichtern und Gesten zu einem Kaleidoskop der Bescheidenheit. Fast beiläufig sichtbar wird auch das Care-Arbeits-Matriarchat in einem Land, das für unzählige Entführungen von Frauen und Mädchen berüchtigt ist. Ein zarter Film, der die Anmut der Tiere wie der Erdenkinder gleichermaßen feiert.
Seit langem engagieren sich die Internationalen Filmfestspiele Berlin für die Vielfalt der dokumentarischen Formen. Eine spezielle Auszeichnung für den besten Dokumentarfilm wurde 2017 ins Leben gerufen. Der Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) stiftet den Berlinale Dokumentarfilmpreis bereits zum vierten Mal. Insgesamt waren 20 aktuelle Dokumentarbeiträge aus den Sektionen Wettbewerb, Berlinale Special Gala, Berlinale Special, Encounters, Panorama, Forum, Generation und Perspektive Deutsches Kino für den Berlinale Dokumentarfilmpreis nominiert.
Panorama Publikumspreis
Das Publikum hat abgestimmt: Den 25. Panorama Publikums-Preis für den besten Spielfilm erhält "Sira" von Apolline Traoré. Bei den Panorama Dokumenten gewinnt "Kokomo City" von D. Smith. Die Preise werden von der Berlinale-Sektion Panorama gemeinsam mit radioeins und dem rbb Fernsehen verliehen.
In "Sira" von Apolline Traoré ergibt sich die junge Nomadin Sira nach einem brutalen Überfall nicht kampflos ihrem Schicksal, sondern setzt sich gegen den islamistischen Terror zur Wehr. Eine feministische Gegenposition zur aktuellen Berichterstattung aus der Sahelzone.
In eindrucksvollen Interviews und Begegnungen erzählen in "Kokomo City" von D. Smith vier Schwarze trans* Sexarbeiterinnen aus New York und Georgia kompromisslos von ihren Erfahrungen. Offen werden Fragen der Zugehörigkeit und der Identität innerhalb der Schwarzen Community thematisiert.
Die offizielle Preisverleihung am Sonntag, 26. Februar, im Zoo Palast wurde von Knut Elstermann moderiert. Die Preise überreichten Martina Zöllner, Kultur- und Filmchefin des rbb und Michael Stütz, Leiter der Sektion Panorama.
Der Panorama Publikums-Preis wird seit 1999 verliehen. Seit 2011 wird sowohl der beste Spielfilm als auch der beste Dokumentarfilm geehrt. Während der Berlinale werden alle Kinobesucher*innen aufgerufen, per Stimmkarte die Filme der Sektion Panorama zu bewerten. Insgesamt wurden knapp 22.000 Stimmen abgegeben und ausgewertet.
Das Panorama präsentierte in diesem Jahr 35 Langfilme aus 30 Produktionsländern, davon 9 in der Reihe Panorama Dokumente.