Die Frau in der Burka stoppt Ralf (Felix Kramer) und Johannes (Ronald Zehrfeld). (Bild: rbb/Senator Film Produktion GmbH)
Die Frau in der Burka stoppt Ralf (Felix Kramer) und Johannes (Ronald Zehrfeld). | Bild: rbb/Senator Film Produktion GmbH

Warten auf'n Bus - Produktionsnotizen: 3 Fragen an Regisseur Dirk Kummer

Was hat Sie am Projekt besonders angesprochen?

Ich war, wie alle, von der Radikalität der Texte fasziniert. Oliver Bukowskis Sprache ist einzigartig authentisch und virtuos zugleich. Er spielt mit einer Alltagssprache wie auf einem Instrument: Wortfetzen, unvollendete Sätze, Gedankenblitze – das hat bei Bukowski alles miteinander zu tun. Dann noch der Brandenburger Dialekt … Für mich als Potsdamer herrlich. Suse Marquardt, die das Casting für die Serie übernommen hat, war wie eine Wissenschaftlerin: Sie hat wirklich nach der Sprachmelodie gesucht, die zu den Hauptfiguren passt. Als Ronald Zehrfeld, Felix Kramer und Jördis Triebel in der Endrunde beim Casting die Texte so dermaßen verinnerlicht hatten, war klar, dass "Warten auf’n Bus" etwas Besonderes wird.

Regisseur Dirk Kummer (Bild: rbb/Frédéric Batier)
Bild: rbb/Frédéric Batier

Welche Herausforderungen brachte die Busendhaltestelle als einziger Drehort mit sich?

Die Herausforderung war die Reduzierung: Die Bushaltestelle ist der einzige Spielort. Wir erleben nur das Leben unserer beiden Hauptfiguren an dieser Endhaltestelle der Buslinie mitten im Nirgendwo auf dem Land in Brandenburg. Eine Dreiviertelstunde von Berlin kann der Brandenburger lifestyle ziemlich ungewöhnlich anmuten. Da sind viele Klischees, die sich hartnäckig halten. Unsere beiden Protagonisten erzählen uns und sich ihre Vergangenheit, ihre Hoffnungen, ihre Wut, ihre Sorgen. Die Herausforderung bestand darin, diese Dialoge, diese nacherzählten Tage so zum Leben zu erwecken, dass man gern mit ihnen auf den Bus wartet. Es passieren in jeder Folge ja auch die verrücktesten Dinge in, am und um das Wartehäuschen …

Es gibt den Spruch "Drehe niemals mit Kindern oder Tieren". In "Warten auf’n Bus" haben Sie mit beiden gedreht. Wie war die Erfahrung?

Ich habe immer Kinder oder Tiere in meinen Filmen! In "Zuckersand" spielen sogar zwei Neunjährige den Bau eines Tunnels nach Australien. In "Warten auf'n Bus" gibt es eine große Rolle: Den Mischlings-Hund "Maik". Das Rollenprofil von Maiki lautete: dick und hässlich. Er hatte sofort meine Sympathien. Maik war eine Herausforderung. Es war nicht nur so, dass der Hund und ein Kind in der Serie eine Rolle spielen. Sondern in Folge 5 spielt der Hund MIT einem Kleinkind. Diese Folge geht jedem ans Herz. Und in der letzten Folge trifft unser Filmhund Maik nachts auf einen Wolf. Kein Scherz! Kinder und Tiere gehören unbedingt in Filme. Jedenfalls in meine.

Regisseur Dirk Kummer

Dirk Kummer, in Hennigsdorf geboren, verlebte seine Kindheit in Falkensee und Ost-Berlin. Er war Darsteller im preisgekrönten DEFA-Film "Coming out", der am Tag des Mauerfalls Premiere hatte. Bei Regisseur Heiner Carow war er Meisterschüler an der Ostberliner Akademie der Künste. Dirk Kummer arbeitet vor allem als Filmregisseur und Drehbuchautor. Sein Film "Zuckersand" wurde vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Bernd-Burgemeister-Preis 2017 und dem Grimme-Preis 2018. "Alles nur aus Zuckersand" erschien 2019 als Kinderbuch im Carlsen-Verlag und als Hörbuch. Die Degeto-Produktion "Der Liebhaber meiner Frau" war 2019 auf dem Hamburger Filmfest für den Produzentenpreis nominiert. Im selben Jahr gewann der BR-Film "Herren" den Biberacher Fernsehpreis. "Herren" erscheint 2020 auf arte und im Ersten. Dirk Kummer lebt heute wieder in Brandenburg.

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