Tatort: Das Mädchen, das allein nach Haus' geht - Regisseur und Kameramann Ngo The Chau über die Inszenierung
Den Abschied einer Reihen-Figur zu inszenieren ist eine Herausforderung, was war Ihre Vision dafür?
Mir war vor allem wichtig, nach dem über die vielen Jahre hinweg teilweise sehr schroffen Umgang der Hauptfiguren miteinander, einen Showdown zu kreieren, der unmissverständlich klar macht, dass sie einander hatten und liebten, ohne füreinander bestimmt gewesen zu sein. Natürlich sollte der Abschied tragisch erscheinen und dennoch nicht gänzlich einen gebrochenen Karow zurücklassen, der womöglich nicht wieder auf die Beine kommt. Ich denke, dass die Aussicht auf mehr und weitere Folgen sehr wichtig ist. Gerade bei einer Reihe!
"Das Mädchen, das allein nach Haus' geht" ist ihr Krimi-Regiedebüt, vorher haben Sie bereits Märchenfilme inszeniert, aber bekannt sind sie als Kameramann, hier sind Sie beides in einem, wie haben Sie die Dreharbeiten als Kameramann und Regisseur erlebt?
Ich habe davor eine Komödie und drei Fantasy-Märchen gemacht. Und ja, das war meine erste Krimi-Regie. Ich liebe diese Art der unmittelbaren direkten Zusammenarbeit von Regie, Schauspiel und Kamera. Ich kann dabei sehr ökonomisch, schnell und sehr spontan agieren. Es bedarf weniger Diskussionen und ich kann und ich bin in den entscheidenden Situationen immer sehr nahe am Geschehen.
Regisseur und Kameramann Ngo The Chau
Ngo The Chau absolvierte von 1999 bis 2004 ein Kamerastudium mit Auszeichnung an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb). Noch während des Studiums begann Ngo The Chau als Director of Photography für Kino- und Fernsehproduktionen, aber auch Werbespots und Musikvideos u. a. für Herbert Grönemeyer, Seeed und Aggro Berlin. Für den "Tatort: Scheherazade" erhielt er 2005 den Deutschen Kamerapreis und seinen ersten Deutschen Fernsehpreis. Nach über 50 Kino- und TV-Projekten mit zahlreichen Regisseuren wie z.B. Christian Zübert ("Bad Banks 2"), Yasemin Samdereli ("Almanya"), Ken Duken ("Berlin Falling"), Hermine Huntgeburth ("Tom Sawyer") und Maximilian Erlenwein ("Stereo") baute er seine Filmarbeit aus und führt auch Regie. 2018 führte er beim ZDF-Märchenfilm "Schneewittchen und der Zauber der Zwerge" nicht nur die Kamera, sondern machte auch gleichzeitig die Regie. Im folgenden Jahr inszenierte er mit "Die Hexenprinzessin" seinen zweiten Film für das ZDF in der bewährten Doppelfunktion. Ngo The Chau ist Mitglied in der Deutschen Filmakademie und als Gastdozent an verschiedenen Filmschulen tätig. Er engagiert sich für die Deutsche Filmakademie und dessen Nachwuchspreis "First Steps". Er war mehrfach in der Auswahlkommission für den deutschen Filmpreis und in der Jury des Michael-Ballhaus-Preises sowie des First Steps Award tätig.