Regisseurin Vanessa Jopp am Set (Bild: rbb/Arnim Thomaß)
Regisseurin Vanessa Jopp | Bild: rbb/Arnim Thomaß

Tatort: Amour fou - Regie & Buch

Regisseurin Vanessa Jopp

Vanessa Jopp, geboren im Baden-Württembergischen Leonberg, studierte zunächst Wirtschaftswissenschaften und ab 1993 Regie an der Hochschule für Fernsehen und Film in München. Mit ihrem ersten Langspielfilm "Vergiss Amerika” (2000) gewann sie u.a. den Hypopreis beim Münchener Filmfest, den First Steps Award 2000 sowie den Nachwuchspreis der Deutschen Filmkritik. Darauf folgten der Episodenfilm "Honolulu” (2000), im nächsten Jahr der Kinofilm "Engel und Joe” (Darstellerpreis für Robert Stadlober auf dem Montréal World Film Festival) und der Bremer "Tatort: Der schwarze Troll” (2003). "Komm näher” (2006), Vanessa Jopps vierter Kinofilm, premierte im Panorama der Berlinale und wurde für die Sparten Bester Film und Beste Nebenrolle (Meret Becker) beim Deutschen Filmpreis nominiert. Es folgten Jopps Filme "Meine schöne Bescherung” (2007 – Darstellerpreis für Martina Gedeck beim Bayerischen Filmpreis), die Fernsehfilmproduktionen "Ladylike” (2009) und "Klimawechsel” (2010), für die sie den Grimme Preis erhielt, sowie der Kinofilm "Der fast perfekte Mann" (2013). Zuletzt feierte ihr Kinofilm "Lügen und andere Wahrheiten" beim Filmfest München 2014 Premiere, Hauptdarstellerin Meret Becker wurde wieder für ihre Darstellung beim Deutschen Filmpreis nominiert.

5 Fragen an Vanessa Jopp

Sie haben vor "Amour fou" mit Meret Becker bereits drei Filme umgesetzt. Wie ist die Zusammenarbeit mit ihr?

Da es vier sehr unterschiedliche Filme sind, die wir zusammen gemacht haben - vom Improvisationsfilm über eine klassische Komödie, bis eben jetzt zum "Tatort" - haben wir auch sehr unterschiedlich an den Rollen und Filmen gearbeitet. In diesem Fall kannte Meret ihre Figur natürlich schon viel besser als ich und ich musste sozusagen aufholen, wohingegen wir bei anderen Filmen an der Rolle gemeinsam gearbeitet haben. Unsere Zusammenarbeit ist immer von viel Respekt und Zuneigung geprägt und dem gemeinsamen Ziel, den bestmöglichen Film zu machen.

Dieser "Tatort" ist ein "Frauen-Krimi": Fast alle wichtigen Positionen im Stab sind weiblich besetzt. Was sind die Unterschiede in der Zusammenarbeit – gibt es Unterschiede?

Auch wenn viele Frauen die "Köpfe" ihrer Abteilungen waren, ergab sich doch eine eher ausgeglichene Gewichtung von Männern und Frauen. Wir hatten ja z. B. einen männlichen Autor, Produktionsleiter, Tonmann, Musiker, Editor und auch sonst war das Team eher paritätisch besetzt, was ich grundsätzlich gut finde. Die Unterschiede in der Zusammenarbeit empfinde ich eher menschenspezifisch als geschlechterspezifisch. Mit einem Augenzwinkern könnte man sagen, dass Frauen vielleicht etwas weniger eitel sind in der Zusammenarbeit.

Rubin und Karow ermitteln zum fünften Mal gemeinsam. Wie bereiten Sie sich vor, um an diese Vorgeschichte anzuknüpfen? Schauen Sie sich alle Krimis dieses Berliner Teams vorher an oder vertrauen Sie ganz aufs Drehbuch?

Natürlich schaue ich alle Filme vorher. Ich erhalte ja dadurch wertvolle Informationen über den Charakter und die Backstory der Figuren und denen muss ich ja auch treu bleiben. Das gute an dem Format "Tatort" ist, dass man trotzdem ästhetisch und inszenatorisch seinen eigenen Stil einbringen kann.

Wollen Sie mit Ihren Filmen etwas verändern - die Zuschauer beispielsweise bewegen, über ihre Einstellung zu Homosexuellen nachzudenken?

Offenheit und Toleranz gegenüber Fremdem – ich finde, dazu kann man gar nicht genug beitragen. Das Tolle an "Amour fou" ist, dass der Zuschauer – ebenso wie die Kommissare – immer wieder auf die eigenen Vorurteile zurückgeworfen wird, und somit gar nicht anders kann, als ebendiese zu hinterfragen.

"Amour fou" zeigt Berlin in sehr stimmungsvollen Bildern, u. a. vom Tempelhofer Feld oder dem Reuterkiez. Leben Sie selbst in der Stadt? Welche Lieblingsorte haben Sie?

Ich lebe in Kreuzberg und mag tatsächlich die Oberbaumbrücke und die Blicke in beide Richtungen der Spree hinunter sehr gerne – dort haben wir gedreht, wie Nina Rubin morgens aus dem Club kommt. Und auch später gibt es von der Brücke gedreht noch eine schöne Dämmerungseinstellung im Film.

 

Drehbuchautor Christoph Darnstädt

Christoph Darnstädt, geboren 1960, studierte Literaturwissenschaften und Romanistik an der Freien Universität Berlin. Bereits 1992 schrieb er die ersten Drehbücher für die Kinderserie "Achterbahn". Er arbeitete u. a. als Script Editor für die TV-Serien "Gute Zeiten - Schlechte Zeiten" und "Hinter Gittern – Der Frauenknast". Für die Literaturverfilmung "Das Experiment" erhielten Darnstädt und Don Bohlinger 2001 den Bayerischen Filmpreis für das Beste Drehbuch. 2005 gewann Christoph Darnstädt mit der Komödie "Das Zimmermädchen und der Millionär" den Deutschen Fernsehpreis für das Beste Buch. Seit 2006 ist regelmäßig als Drehbuchautor für die "Tatort"-Reihe tätig. Von ihm stammen u. a. die Filme "Tatort: Der Lippenstiftmörder" (2006), "Tatort: Vermisst" (2009), "Tatort: Vergissmeinnicht" (2010) , "Tatort: Kopfgeld" (2014) und "Tatort: Fegefeuer" (2016).

"Angelehnt an eine wahre Geschichte"

Das Thema von "Amour fou" ist tatsächlich angelehnt an eine wahre "Adoptions"-Geschichte aus dem Bekanntenkreis, die allerdings im Gegensatz zur Story unseres Krimis gut und glücklich verlief. Ich dachte mir immer: Glück gehabt, hätt‘ auch ganz anders laufen können... Homphobie ist auch in einer Großstadt wie Berlin präsent - und eher wieder erstarkt. Schwule und Lesben werden vielerorts angepöbelt und bedroht - keineswegs nur, wie es die AfD glauben machen möchte, von Muslimen. Es gehört hier - wie auch anderswo in Europa - leider wieder zur Selbstbefriedigung der Zukurzgekommenen, alles was anders oder fremd ist zu hassen. Aber es geht in "Amour fou" nicht nur um Homophobie, sondern auch um leichtfertige Missbrauchsverdächtigungen und die Nützlichkeit von Gerüchten - wenn das eine mit dem andern zusammenkommt, wird‘s hochexplosiv.

Christoph Darnstädt

    

Pressedossier