Straßenverkehr an einer Kreuzung in Berlin-Schöneberg (Bild: rbb/bpk/Hanns Hubmann)
Straßenverkehr an einer Kreuzung in Berlin-Schöneberg | Bild: rbb/bpk/Hanns Hubmann

Berlin 1945 - Tagebuch einer Großstadt - Inhalt

Berlin 1945. Der Zweite Weltkrieg kehrt an seinen Ursprung zurück, nach Berlin. Die Nationalsozialisten schicken ein letztes Aufgebot an jungen und alten Männern in die Schlacht, Zivilisten suchen Schutz in Kellern, die Alliierten rücken näher. Ende April tobt der Krieg in den Straßen der Stadt und verwandelt sie in ein Trümmerfeld. Am 2. Mai kapituliert Berlin. Die Menschen kriechen aus den Kellern und Bunkern, um sich herum nichts als Ruinen. Eine ungewisse Zukunft wartet auf sie, mit neuen Machthabern, neuen Fahnen, neuen Regeln. Am Horizont aber kündigt sich schon der nächste Konflikt an.

Der Film basiert auf Tagebuchaufzeichnungen, Briefen und anderen Dokumenten aus dem Jahr 1945 in Berlin. Verbunden mit Fotos und Filmen, größtenteils ebenfalls aus dem Berlin des Jahres 1945, stimmen sie einen vielstimmigen Chor der Augenzeugen an, der unmittelbar von den Ereignissen berichtet. Jede Stimme erzählt aus ihrer eigenen Perspektive: Rotarmisten und Soldaten der Wehrmacht, untergetauchte Juden und gläubige Nationalsozialisten, lebenshungrige Teenager und enttäuschte Hitlerjungen, überforderte Ärzte und Zwangsarbeiter aus ganz Europa. Es entsteht das widersprüchliche Bild einer zerrissenen Stadt, die sich in ein Unglück gestürzt hat, das bis heute nachwirkt.

Zu Beginn des Jahres 1945 wiegt Berlin sich in der Illusion, den Krieg zu überstehen. Jeden Tag Bombenangriffe, jeden Tag werden Leichen bestattet und Brände gelöscht. Jeden Tag geht der Alltag weiter, während die Front näher rückt. Der Tod trifft Frauen und Männer, Alte und Junge, Kinder und Greise, Nationalsozialisten ebenso wie die Zwangsarbeiter, die auf ihre Befreiung warten. Eine Zeit der unklaren Frontverläufe, niemand hat den Überblick. Zivilisten verstecken sich, SS-Männer erschießen Deserteure, Rotarmisten hoffen darauf, nicht in den letzten Tagen zu fallen. Der Krieg zieht der Stadt entgegen und schließt den Kreis: Er kehrt zurück an seinen Ausgangspunkt und kennt kein Erbarmen.

Am 30. April weht die Rote Fahne über dem Reichstag und Adolf Hitler nimmt sich das Leben. Es dauert noch zwei Tage, bis sich die Stadt ergibt. Der Nationalsozialismus ist besiegt, Deutschland ist besiegt, Berlin ist besiegt. Eine Niederlage, die eine Befreiung ist. Während Engländer, Franzosen und Amerikaner noch darauf warten, in Berlin einzurücken, setzen die Sowjets Bürgermeister ein, organisieren die Lebensmittelversorgung und machen sich auf die Suche nach den Kriegsverbrechern. Die Jüdische Gemeinde findet sich neu zusammen, es gibt nur wenig Überlebende. Auf der Potsdamer Konferenz wird über das Schicksal der Stadt entschieden. In die Ruinen kehrt das Leben zurück, die Theater eröffnen wieder, Orchester spielen unter freiem Himmel. Doch das Band, das die Alliierten zusammengehalten hat, zerreißt – und der Kalte Krieg beginnt. Der Winter steht vor der Tür.

Regisseur Volker Heise folgt den Ereignissen chronologisch, ausschließlich über Archivmaterial, aus dem Moment heraus, immer aus dem Blickwinkel der Augenzeugen. Es entfaltet sich der Sog einer multiperspektivischen Erzählung, emotional und gegenwärtig: eine Begegnung mit der Geschichte der Stadt, direkt und unverstellt.

Wir erzählen nicht aus der Rückschau - also nicht über Zeitzeugen - sondern erzählen über die Tagebücher aus der Zeit heraus. Wir erzählen, wie die Ereignisse im Moment ihres Eintretens wahrgenommen wurden und nicht, wie sie von Zeitzeugen nachträglich eingeordnet werden. Wir erzählen auf Augenhöhe mit der Geschichte, lassen die Stimmen aus der Vergangenheit lebendig werden und finden so einen direkteren Zugang zu den Ereignissen in Berlin 1945. Wir erzählen auch nur aus Berlin heraus, aus der Perspektive der Menschen, die in der Stadt gelebt haben. Und wir lassen diese Stimmen aus der Vergangenheit, ein Chor aus der Geschichte, in all ihrer Widersprüchlichkeit für sich selbst sprechen, aus allen Perspektiven, ohne sie zu kommentieren. Was die Zuschauerinnen und Zuschauer sehen werden, ist eine unmittelbare Begegnung mit der deutschen Geschichte.

Regisseur Volker Heise über "Berlin 1945"

Pressedossier