Zerbombte Straße (Bild: rbb/Bundesarchiv_Agentur Scherl)
Bild: rbb/rbb/Bundesarchiv_Agentur Scherl

Berlin 1945 - Tagebuch einer Großstadt - Über die Umsetzung des Films

"Berlin 1945" beschreibt das Jahr chronologisch als ein multiperspektivisches Mosaik. Deutsche und Alliierte, einfache Bürger, Soldaten, Journalisten, Politiker, Zwangsarbeiter, Untergetauchte, Verbrecher und Helden kommen zu Wort. Ein Chor aus vielen Stimmen bildet ein kollektives Tagebuch. Erzählt wird aus den Blickwinkeln der Zeitgenossen, mit dem Wissen der Zeitgenossen, ohne sich über sie zu erheben, auf Augenhöhe, eine direkte Vergangenheitserfahrung.

Die Vielstimmigkeit führt uns vor Augen, wie unterschiedlich die Erlebnisse waren, wie wenig man voneinander wusste, wie zerrissen die Menschen waren: die NS-Wochenschauen, die Eroberung der Stadt aus russischer Perspektive, Amateuraufnahmen von deutschen Zivilisten. Manche Aufnahmen sind mit Originalton, andere "stumm". Aber auch intime Tagebuchnotizen, und Zeitungsausschnitte, Fotografien, Bildreportagen, Schnappschüsse, gefrorene Momente in schwarz-weiß und Farbe, werden ebenso in der Erzählung verwoben wie Rundfunkberichte, Konzertmitschnitte und andere Tonaufnahmen.

Es gibt keinen allwissenden Erzähler, sondern es gibt viele Perspektiven, die zusammen mehr ergeben als die Summe ihrer Teile. All das ermöglicht ein Erleben des Jahres 1945 aus dem Zeithorizont heraus. Man sieht Bilder, hört Texte, bekommt Eindrücke und Gedanken von damals. Was gerade noch Propagandazwecken diente, entlarvt sich durch die Montage selbst. So haben es die Menschen gesehen und empfunden. Es sind Bilder, Töne, Eindrücke aus "ihrer” Stadt.

Nach einem kurzen Prolog folgt das Projekt dem Jahresverlauf chronologisch, der Schwerpunkt liegt auf dem subjektiven Empfinden, das mit den großen politischen Ereignissen kontrastiert wird. Wesentliche Phasen werden verdichtet, eine entscheidende Woche, ein wichtiges Tagesereignis, Themen. Berücksichtigt wird auch, dass an unterschiedlichen Orten der Stadt zur gleichen Zeit völlig verschiedene Zustände herrschen. Während in Charlottenburg noch gekämpft wird, waschen Frauen in Lichterfelde bereits die Wäsche sowjetischer Soldaten. Vieles überstürzt und überlagert sich in den Geschehnissen jener Tage. Das Jahr 1945 hat viele Gesichter.

Pressedossier