Spargel mit Schinken, Kartoffeln und einem Glas Wein (Quelle: IMAGO/Zoonar/Darius Dzinnik)
Bild: IMAGO/Zoonar/Darius Dzinnik

Essen & Trinken | Beitrag | Lesedauer etwa 2 Minuten - Spargel: nur echt mit diesen Kartoffeln

Zum Spargel gibt es die passenden Kartoffeln, den richtigen Schinken - und als Getränk natürlich den "Spargelwein". Aber ist das mehr als cleveres Marketing?

Anspargeln! Die richtigen Spargelstangen gehören da natürlich genau so dazu wie die perfekten Kartöffelchen, der eine Schinken und der beste Wein. Im Supermarkt werden die Produkte ja schön nett direkt um den Spargel drapiert: "Spargel-Kartoffeln", "Spargel-Schinken", "Spargel-Wein", "Spargel-Wasweißich". Praktisch - und nicht mehr als Marketing?

Frühkartoffeln bei der Ernte (Quelle: IMAGO/Herrmann Agenturfotografie)
IMAGO/Herrmann Agenturfotografie
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Frühkartoffeln: Alle so weit angereist!

Frühkartoffeln zum Spargel - muss so! Aber sie haben weite Wege hinter sich. Warum kommen sie nicht aus dem "Kartoffelland" Deutschland?

Beilagen mit Bedacht

Für Harald Seitz, Sprecher des Bundeszentrums für Ernährung (BZfE), ist die Sache ziemlich klar: Die vielen Spargel-Nebenprodukte seien pures Marketing, so die spontane Antwort auf unsere Frage. Auch wenn es natürlich Produkte gäbe, die "besser" zum Spargel passten als andere, schiebt der Diplom-Oecotrophologe nach.
 
"Der Schinken zum Beispiel sollte nicht zu salzig, nicht zu stark gewürzt und frisch aufgeschnitten sein." Gut passen laut Seitz auch luftgetrocknete Schinken wie der italienische Parma oder der spanische Serrano. Sein Tipp, um das Ganze vegetarisch zu servieren: "Anstatt Kochschinken passt auch sehr gut geriebener Käse oder ein Rührei mit Kräutern."
 
Und wer zum Spargel einen Wein trinken möchte, der braucht nicht jenen zu kaufen, der als "Spargelwein" beworben wird. Ein leichter Weißer, trocken und mit eher dezenter Säure, sollte passen. Auch hier gilt: Die Auswahl ist riesig, da kann man ruhig auch auf den eigenen Geschmack vertrauen - wenn man sich innerhalb der oben genannten Parameter bewegt. Und: Je deftiger die Beilagen sind, die zum Spargel serviert werden, desto würziger darf der begleitende Wein sein, um nicht "unterzugehen".

Kartoffeln, der unerlässliche Nebencharakter

Die den Spargel begleitenden Kartoffeln - da sind sich die Experten einig - sollten festkochend sein: Aber zwischen Kartoffel und Kartoffel gibt es riesige Unterschiede, und so lässt sich an dieser Stelle je nach Geschmack variieren.
 
Vielen Spargel-Liebhaber:innen sind die neuen Kartoffeln mit ihrer feinen Schale zum Spargel am Liebsten. Doch in Deutschland werden die in der Regel erst ab Juni geerntet, in Hofläden kann man sie manches Mal schon im Mai kaufen. Die Speisefrühkartoffeln, die man in Supermarkt, Discounter und auch auf dem Wochenmarkt kaufen kann, kommen deshalb meist aus Ländern wie Zypern, Ägypten oder Spanien.
 
Prof. Michael Baumecker vom Thaer Institut für Agrar- und Gartenbauwissenschaften der Berliner Humboldt-Universität sieht deshalb auch bei den Kartoffeln reines Marketing am Werke: "Da hat der Einzelhandel den Verbraucher einfach drauf konditioniert: Da steht dann Spargelkartoffel drauf und alle denken, das muss so - aber eigentlich ist es Wahnsinn, weil wir das ganze Jahr Kartoffeln haben in Deutschland."
 
Bei den importierten Frühkartoffeln sind lange Transportwege und hoher Wasserverbrauch unvermeidbar. Und das macht sie auch noch teuer: Ein Kilo deutscher Spätkartoffeln kostet im Frühjahr 2024 um die 1,60 Euro, ein Kilo der "Wüsten-Frühkartoffeln" rund 2,50 Euro - ein Preisunterschied von fast 60 Prozent.
 
Im SUPER.MARKT-Test schnitten die günstigen Winterkartoffeln übrigens im Geschmacksvergleich mit den zypriotischen und ägyptischen Speisefrühkartoffeln besser ab. Sie wurden von den Experten als weniger wässrig und mit mehr geschmacklicher Tiefe wahrgenommen.
 
Harald Seitz gibt noch einen Tipp, seine Lieblingssorten sind die Cilena "mit ihrem sehr feinen und eigenen Geschmack". Auch die "Nicola (sehr intensiv, leicht erdig, süßlich) und Bellana (sehr feiner und intensiver Geschmack - ähnlich wie Linda oder Annabelle)" empfiehlt der Ernährungsexperte.

Das gilt für den Spargelkauf

Worauf sollte ich als Verbraucherin unbedingt achten, wenn ich welchen kaufe? Auf die Qualität und Frische des Spargels:
 
Frischer Spargel
 
· sieht leicht glänzend, prall und knackig aus. Der Kopf ist fest geschlossen,
 
· fühlt sich fest an, die Schnitt-Enden sind feucht und saftig,
 
· duftet an den Schnittstellen angenehm aromatisch,
 
· lässt sich gut mit dem Fingernagel einritzen und gibt leichtem Druck nicht nach,
 
· quietscht, wenn die Stangen gegeneinander gerieben werden, und bricht leicht.
 
Spargel ist nur wirklich frisch, wenn er alle Tests besteht. Den frischesten Spargel kauft man direkt vom Erzeuger oder auf dem Markt. Dabei sollte man nahe Anbaugebiete bevorzugen und die heimische Saison beachten. Da das Label "regional" nicht geschützt ist, führt dies immer wieder zu Etikettenschwindel - wenn günstiger Spargel aus dem Ausland als Spargel aus der Region ausgewiesen wird.
 
Und: Braune Flecken auf der Schale stammen vom Spargelrost, einem Pilz. Leichte Spuren sind nicht schlimm und verschwinden beim Schälen.

Ein Beitrag von SUPER.MARKT, 15.04.2024.