Person dreht Heizkörper runter (Quelle: IMAGO / Bihlmayerfotografie)
Bild: IMAGO / Bihlmayerfotografie

Wohnen | Dossier | Lesedauer etwa 6 Minuten - Heizen: Sparen ohne zu frieren

Heizung hochdrehen? Kostet. Deshalb sorgen wir jetzt vor und sammeln alle Tricks, um es im Winter warm zu haben.

Jetzt ist der Herbst wirklich da - und der erste Gedanke vieler, sobald man in die Wohnung kommt: Heizung aufdrehen und ordentlich einmummeln! Ein nachvollziehbarer Impuls, aber: 70 Prozent des Energieverbrauches in unseren Wohnungen und Häusern entfällt auf die Heizung (Quelle: Statistisches Bundesamt). Zusätzlich wird ein Großteil unseres CO2-Austoßes ebenfalls von Heizungen verursacht. Nun drängt sich zwangsläufig die Frage auf: Wie heize ich eigentlich richtig? Und vor allem: Wie heize ich kostensparend? SUPER.MARKT gibt Tipps.

Clever heizen

Draußen ist es frostig, also rein in die warme Stube und Heizung auf Stufe fünf gedreht? Bringt grundsätzlich nicht so viel, denn davon wird die Wohnung nicht schneller warm - sondern nach einer Weile zur Sauna. Die Zahlen auf den Thermostaten sagen nichts aus über Geschwindigkeit, sie stehen für die End-Temperatur - auf Stufe 2 geht es also genauso schnell wie auf Stufe 4. Deswegen heißt es: Bewusst heizen - und langfristig denken.
 
Auch eine etwas niedrigere Raumtemperatur bedeutet nicht gleich Iglu-Atmosphäre, kann aber viel Kosten sparen. Statt muckeliger 25 Grad reichen auch 21 Grad, und wer keine Frostbeule ist, kann auch 19 oder 20 Grad in der Wohnung haben. Stehen im Raum Geräte, die Wärme abgeben, wie etwa ein Herd oder auch Fernseher und Rechner, die Sie eh an haben, dann lässt sich diese Wärme auch nutzen.
 
Unter 15 Grad sollte die Temperatur aber dauerhaft nicht fallen - dann droht Schimmel. Gerade deswegen gilt auch im Winter: Gut lüften!

Schotten dicht machen

Sind die Fenster nicht zum Lüften geöffnet, sollte möglichst keine Wärme nach draußen strömen. Zugluftstopper halten Wärme in der Wohnung (es gibt sie nicht nur in lustigen Tierformen) und sie sind günstig zu haben. Zieht es durch die Fenster, kann es sich lohnen, selbst in den Baumarkt zu fahren und Isolierdichtungsbänder zu holen, als auf Vermieter:in oder Handwerker:in zu warten. Denn poröse Dichtungen können für viel Wärmeverlust sorgen. Um herauszufinden, ob Ihre Fenster dicht sind, können Sie folgenden Test machen: Klemmen Sie ein Blatt Papier in einem geschlossenen Fenster ein. Lässt sich das Papier trotzdem rausziehen, ist die Dichtung nicht mehr intakt.
 
Auch das Dämmen der Wände kann etwas bringen: Da Heizkörper oft an kalten Außenwänden angebracht sind, führt das zu Wärmeverlusten. Im Baumarkt finden sich Dämmmatten in verschiedenen Ausführungen, diese sind auch für Mieter:innen geeignet.
 
Und: Wenn vorhanden, sollten nachts die Rollläden heruntergefahren werden. Auch die sorgen dafür, dass die Wärme drin bleibt. Sind diese nicht vorhanden, können auch schwere, dickere Vorhänge helfen, die innen vor die Fenster gezogen werden.
 
Extratipp: Denken Sie daran, die Türen von warmen Räumen hinter sich zu schließen. Ansonsten kann die warme Luft in Räume entweichen, die kühler bleiben sollen. Das verursacht nicht nur höhere Heizkosten, sondern kann im schlimmsten Fall zu Schimmel führen: Sobald die warme Luft in dem kühleren Zimmer ankommt, kann sich Kondenswasser an den kalten Außenwänden sammeln. Wer jetzt nicht richtig lüftet, schafft einen perfekten Nährboden für Schimmelsporen.

Richtig lüften

Erstmal erscheint es wenig logisch, bei Eiseskälte das Fenster aufzureißen, aber es ist sinnvoller als das Dauerlüften. Zwar entsteht ein ständiger Zufluss von kalter Luft, wenn das Fenster auf Kipp steht, diese ersetzt aber die "alte" Luft nicht. Besser: Heizung kurz runterdrehen, Fenster auf und ein paar Minuten ordentlich lüften. Danach entweder Heizung wieder raufdrehen. In kleinen oder Einzimmerwohnungen vor dem Schlafengehen lüften.

Free the Heizkörper

Auch wenn es manchmal nervig sein kann - ist der Heizkörper an, sollte er möglichst frei sein. Sprich: Möbel weg vom Heizkörper. Schränke, Sofas und andere große Möbelstücke haben zumindest im Winter nichts davor zu suchen. Auch Schreibtische sollten da nicht stehen. Eine möglichst gute Zirkulation sorgt für effizientere Verteilung der Wärme und somit für weniger Kosten.
 
Das bedeutet auch: Die Heizung ist kein Wäschetrockner. Mal ein paar Socken oder ein Teil, das man dringend braucht, darauf zu trocknen, ist kein Problem, aber es sollte keine dauerhafte Lösung sein.

Kein Wechselwärmen

Ständiges auf und ab ist auch beim Heizen - gerade so, wie es einem beliebt? Nö. Wenn es geht, sorgen Sie für eine stetige und gleichbleibende Temperatur. Sollten Sie tagsüber das Haus verlassen, können und sollten Sie natürlich die Heizung herunterdrehen. Sie komplett auszumachen ist jedoch nicht ratsam, denn die Wohnung dann wieder hochzuheizen, verbraucht viel Energie. Lassen Sie die Heizung einfach auf 1 laufen - das verbraucht wenig Energie und es ist später schnell wieder warm.

Smart am Start

Smarte Thermostate sind inzwischen erschwinglich und leicht zu installieren - auch von Laien. Schnell Geld einsparen lässt sich damit zwar nicht, aber sie können dabei helfen, "besser" zu heizen. So lässt sich die Temperatur einfacher kontrollieren und zusätzlich kann die Heizung beispielsweise auch von unterwegs schon etwas hochgedreht werden, sodass man in eine warme Wohnung kommt.
 
Wer so eine bessere Übersicht und Kontrolle über Temperatur und Zeiten bekommt, in denen Heizen wirklich nötig ist, spart langfristig und heizt smarter. Expert:innen gehen von einem Einsparpotential von fünf bis acht Prozent aus.

Eine blubbernde Heizung ist teuer

Es blubbert und gurgelt komisch in Ihren Heizkörpern? Dann greifen Sie schnell zum Entlüftungsschlüssel und lassen Sie vorsichtig die Luft aus der Heizung ab. Dazu öffnen Sie das Lüftungsventil und lassen solange Luft raus, bis nur noch Wasser aus dem Heizkörper läuft. Das Wasser können Sie mit einer bereitgestellten Schüssel oder einem Lappen auffangen. Die Heizung sollte dabei übrigens angeschaltet sein.

Gut gecheckt ist besser geheizt

Einen professionellen Heizungscheck empfiehlt der Bundesverband der Energie- und
Wasserwirtschaft (BDEW). Ein solcher Check ist ein standardisiertes Verfahren, dass von Fachmann oder -frau durchgeführt wird und zirka 100 bis 150 Euro kostet. Eigenheimbesitzer:innen können dadurch einiges an Kosten einsparen, Mieter:innen können ihre Vermieter:innen bitten, einen solchen Check durchführen zu lassen.
 
Im Vergleich zur Wartung geht es bei einem solchen Check nicht um die ordnungsgemäße Funktion, sondern speziell um Modernisierungs- und Sparpotentiale. Effizienz des Kessels, Wärmeverlust über Oberflächen oder Potential zum Einsatz erneuerbarer Energien werden berücksichtigt. Gute Fachleute geben am Ende Handlungsempfehlungen.
 
Auch Gasthermen sollten gecheckt werden - das gilt für Eigentümer:innen sowie Mieter:innen.
 
Wer noch einen Schritt weitergehen möchte, investiert nachhaltig in seine Heizung beziehungsweise die Heizleistung. Das geht vom Einbau programmierbarer Thermostate, über das Dämmen der Heizungsrohre bis zur Dämmung der Heizungkörpernischen. Wie das geht und weitere hilfreiche Tipps zum Thema Heizkosten finden Sie bei der Verbraucherzentrale.
 
Gut ist, wenn Sie mit dem Check und den zu ergreifenden Maßnahmen früh dran sind - Handwerker:innen sind viel beschäftigt, wer sich jetzt kümmert, optimiert seine Heizungsanlage noch vor der dem Winter.

Jetzt hydraulisch abgleichen lassen

Gerade in Mehrfamilienhäusern kann sich ein sogenannter hydraulischer Abgleich lohnen. Der sorgt kurz gesagt dafür, dass durch alle Heizkörper auf allen Etagen die richtige Wassermenge fließen kann. Denn: Wasser sucht sich grundsätzlich den Weg mit dem geringsten Widerstand, auch das Wasser in Heizungen. Das kann dazu führen, dass Wohnungen oder Zimmer, die vom Heizkessel weiter entfernt sind, zu wenig Heizwasser abbekommen. Und bei nahen Räumen mit zu viel Wasserdruck, kann das Thermostatventil im Gegenzug nicht mehr sauber arbeiten.
 
Ein hydraulischer Abgleich ist hier eine gute Lösung, und im Gegensatz dazu, die Wassertemperatur hochzudrehen oder der Pumpendruck zu erhöhen, auch eine energiesparende.
 
Die Maßnahme ist über das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) förderfähig. Auf den Seiten der Verbraucherzentrale lesen Sie mehr zum Thema.

Kleine Geräte nur punktuell einsetzen

Zentralheizungen laufen in vielen Haushalten mit Gas. Verständlich, dass viele auf die Idee kommen, diese eher nicht zu nutzen und zu kleineren Heizgeräten wie etwa Heizlüftern oder Radiatoren zu greifen. Doch das ist keine gute Idee, warnen Verbraucherschützer:innen.
 
"Man spart mit Heizlüftern kein Geld, ganz im Gegenteil, man treibt die Stromrechnung in die Höhe", sagt Ramona Pop, Vorsitzende des Bundesverbands der Verbraucherzentralen dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Hinzu kommt die Gefahr, dass die Stromverteilnetze überlastet werden, wenn massig Heizlüfter angeworfen werden", warnt Pop weiter.
 
Anstatt also einen Blackout zu riskieren, sollten wir Heizlüfter also nur punktuell einsetzen, etwa um ein kleines Bad kurz zu erwärmen oder Räume ohne Heizkörper auf eine angenehme Temperatur zu bringen.

Back to the woods?

Neben Heizlüftern feiern auch Kaminöfen ein Revival. Hier fallen schon bei einem fachgerechten und professionellen Einbau diverse Kosten an. Bundesweit gibt es etwa 2.000 Ofenbaubetriebe, die in den vergangenen Jahren gut gebucht waren.
 
Doch auch falls man bereits einen Ofen oder Kamin hat, lässt sich leider nicht mehr günstig heizen, denn Holz ist insgesamt auch teurer geworden.

Ein Beitrag von DB mit Material von DPA.