Ein Miniatur-Einkaufskorb (Quelle: imago images / Zoonar)
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Di 29.08.2023 | Beitrag | Lesedauer etwa 3 Minuten - Shrinkflation: Wenn immer weniger reinpasst

Verbraucherzentrale und Stiftung Warentest finden eine Rekordmenge an versteckten Preiserhöhungen: In die Verpackungen kommt einfach weniger rein.

Inflation ist das eine - Shrinkflation das andere. Shrinkflation wird es genannt, wenn Hersteller - anstatt die Preise von Produkten zu erhöhen - einfach eine kleinere Menge zum alten Preis verkaufen. Der Begriff setzt sich zusammen aus dem englischen Wort "shrink" für schrumpfen und Inflation. Diese "Schrumpfkuren" sind nichts Neues - aber die Zahl der Produkte, die auf diese Weise verteuert werden, erlebt in diesen Inflationszeiten einen krassen Anstieg. Verbraucherschützer:innen von Stiftung Warentest und der Verbraucherzentrale Hamburg melden jetzt sogar, dass es einen neuen Rekord an Beschwerden über versteckte Preiserhöhungen gibt. Und: Die Mogelpackungen gibt es laut dem Bericht immer häufiger auch bei Discounter- und Biomarken.

Preisanstiege von über 60 Prozent

Einige Beispiele an versteckten Preiserhöhungen gefällig? Das Kakaopulver Suchard Express schrumpfte von 500 auf 400 Gramm - ein Preisanstieg von 25 Prozent. Das Duschgel Duschdas Sport hat weniger Inhalt und wird gleichzeitig teurer - eine Verteuerung um 22 Prozent. Und mit der aktuellen "Mogelpackung des Monats" der Verbraucherzentrale Hamburg, der Mundspülung Listerine von Johnson Johnson, erleben Verbrauchende ebenfalls eine doppelte Preiserhöhung: Sie ist um mehr als ein Drittel teurer geworden. Beim Eis am Stiel von Milka und Oreo finden sich nicht nur eines weniger im Karton, sondern jedes einzelne ist auch noch im Gewicht geschrumpft - eine Preissteigerung von 48 Prozent bzw. 63 Prozent!
 
Die Liste könnten wir an dieser Stelle fortführen - und es würde eine lange Liste. Laut Verbraucherzentrale Hamburg begann der Trend bereits 2022: Vom ersten auf das zweite Halbjahr verdoppelten sich die bestätigten Fälle fast. Im August 2022 befürchteten Verbraucherschützer, dass der Höhepunkt der Shrinkflation erst noch kommen würde - völlig zu Recht (wir berichteten). "Wir erleben gerade die erste Welle solcher versteckter Preiserhöhungen", sagte damals Armin Valet, Lebensmittelexperte bei der Verbraucherzentrale Hamburg, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Und schloss mit den vorausschauenden Worten: "Ich denke, dass da noch einiges auf uns zukommen wird."

"Die meisten der von uns gezeigten Beispiele übertreffen bei weitem die Inflationsrate."

Ina Bockholt, Stiftung Warentest.
Intransparent schon, illegal aber nicht

Die Inflation lag für Lebensmittel im Juli 2023 bei 11,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Doch in dem Check der Verbraucherzentrale und der Stiftung Warentest wurde klar: "Die meisten der von uns gezeigten Beispiele übertreffen bei weitem die Inflationsrate", sagte Ina Bockholt von der Stiftung Warentest.
 
Und: Fiel das Phänomen früher überwiegend bei klassischen Marken auf, sind inzwischen öfter auch Discounter- und Biomarken betroffen.
 
Die Praxis der Hersteller sei in der Regel zwar nicht illegal, so die Tester. Sie sei allerdings "äußerst intransparent". Nicht nur wird die Inhaltsänderung oft versteckt oder verschleiert, teils wird sie sogar besonders dreist kommuniziert - ganz so, "als wäre es ein Vorteil", wie die Verbraucherschützer monieren: Da wird aus einer fetten Preiserhöhung dann die "New Size" oder die "Neue Form für feineren Genuss".

Ein Beitrag von SUPER.MARKT mit Material von Afp und Dpa.