Arzneimittel-Check - Freiverkäufliche Schmerzmittel: Was kann was, mit welchem Risiko?
Schmerzmittel sind beliebt und in der Apotheke gibt es eine große Auswahl ohne Rezept zu kaufen. Das heißt aber nicht, dass Schmerzmittel generell harmlos sind. Und in manchen Fällen brauchen wir sie. Nur: Welche Pille hilft wem? Welche Nebenwirkungen haben sie und wer darf sie wie lange einnehmen?
Der Kopf dröhnt, der Zahn zieht und im Bauch krampft es. Abhilfe ist einfach, das Angebot in den Apotheken groß: Aspirin, Ibuprofen und Kombi-Präparate, etwa mit Koffein, füllen ganze Regale.
Mit über einer Milliarde Umsatz sind Schmerzmittel Nummer 1 unter den zehn umsatzstärksten Präparaten. Von den rund 150 Millionen Packungen jährlich gehen 110 Millionen rezeptfrei über den Ladentisch.
Aber auch wenn sie in der einen oder anderen Situation durchaus Leid lindern können: Expertinnen und Experten kritisieren die allzu leichtfertige Einnahme von Schmerzmitteln ohne ärztliche Aufsicht, denn viele bergen Nebenwirkungen, über die sich die Einnehmenden nicht klar sind.
Risiko: Blutungen, Herzinfarkt, Schlaganfall
Beispiel Diclofenac: Studien zufolge zerstört der Entzündungshemmer die schützende Magenschleimhaut, verändert die Blutgerinnung und löst Herzinfarkte aus.
Schätzungsweise einer von 400 Patientinnen, die dieses Medikament einnehmen, erleidet einen Schlaganfall oder Herzinfarkt. Und nicht nur Herz und Hirn schweben in Gefahr: Zahlreiche Patienten jährlich schädigen durch die Einnahme von Schmerzmitteln ihre Niere derart, dass sie dialysepflichtig werden.
Dass Schmerzmittel frei verkäuflich und billig sind, macht sie nicht weniger risikoreich. Außer den Gefahren für die Gesundheit lösen einige Schmerzmittel auf Dauer sogar selbst Kopfschmerzen aus. Schmerzmittel sollten daher ohne ärztlichen Rat nicht länger als drei Tage am Stück und nicht mehr als zehn Tage pro Monat eingenommen werden.
Bewegung & Entspannung als natürliche Schmerzkiller
Ohnehin sollten die Medikamente nur dann eingenommen werden, wenn tatsächlich ein entzündlicher Prozess für die Schmerzen verantwortlich ist. Das ist beispielsweise bei Migräne oder Zahnschmerzen der Fall.
Bei muskulären Schmerzen wie Spannungskopfschmerzen, Rücken- oder Nackenweh nützen herkömmliche Schmerzmittel, die in erster Linie als Entzündungshemmer wirken, dagegen wenig.
Besser schaut man nach den Ursachen der Schmerzen: Was macht Stress mit mir? Warum bin ich verspannt? Wieviel Zeit des Tages bin ich in einer Körperhaltung? Entspannungsverfahren, Wärme, Achtsamkeitsübungen und Bewegung helfen dann mehr als jedes Schmerzmittel.
FAQ Schmerzmittel: Wie vorsichtig müssen wir sein?
Kann ich bei der Dosierung von Schmerzmitteln etwas falsch machen? Wie merke ich das?
Besonders ältere Menschen sind für eine Überdosierung gefährdet, da ihre Organe nicht mehr so fit sind. Das Gemeine: Oft bleibt das "Zuviel" erstmal unbemerkt.
Nicht nur Herz und Hirn schweben in Gefahr: Jährlich schädigen rund 11.000 Patienten hierzulande durch Schmerzmittel ihre Nieren derart, dass sie an die Dialyse müssen.
Schmerzmittel sollten ohne ärztlichen Rat nicht länger als drei Tage am Stück und mehr als zehn Tage pro Monat eingenommen werden.
Ist ein Missbrauch von freiverkäuflichen Schmerzmitteln möglich?
Ja. Typischer Fall: der medikamenteninduzierte Kopfschmerz, kurz MIKS. 10 - 20 Prozent der Kopfschmerzpatientinnen und -patienten leiden darunter.
MIKS entsteht durch die Schmerzmittel selbst. Der Körper gewöhnt sich an die Medikamente, ist zunehmend empfindlicher für Schmerzen - und fordert immer mehr davon. Ein Teufelskreis, der sich nur durch eine professionelle Therapie mit Medikamentenentzug behandeln lässt.
Wie sinnvoll sind Kombinationspräparate?
Kombinationspräparate aus verschiedenen Schmerzmitteln und Koffein oder Codein sind umstritten. Zum Einen verlieren Einnehmende den Überblick, wie viel er/sie von welchem Einzelwirkstoff eingenommen hat. Außerdem erhöhen die Mittel das Risiko für unerwünschte Nebenwirkungen; die Gefahr der Gewöhnung steigt.
Koffein etwa verleitet es dazu, das Präparat häufiger und länger als notwendig zu nehmen. Der Körper reagiert bei Entzug mit Kopfschmerzen. Bei längerem Gebrauch drohen Nierenschäden bis zur Dialysepflicht.
Kodein macht benommen, mindert die Fahrtüchtigkeit und führt zu Verstopfungen. Mehr als zehn Tage eingenommen kann es nach dem Absetzen Entzugserscheinungen auslösen.
Welchen Wirkstoff kann man ergänzend nehmen, wenn die Schmerzen trotz Einnahme eines Mittels weiterhin anhalten?
Unterschiedliche NSAR sollten nicht kombiniert werden, hier müssen die sechs Stunden Pause zwischen zwei Einnahmen abgewartet werden. Bekannte Wirkstoffe aus dieser Gruppe sind etwa Acetylsalicylsäure (ASS), Ibuprofen oder Diclofenac.
NSAR können allerdings mit Paracetamol kombiniert werden, wenn ein Mittel die Schmerzen nicht ausreichend lindert.
Besprechen Sie die kombinierte Einnahme von Schmerzmitteln am besten mit Ihrem Arzt oder Apotheker.
Beitrag von Constanze Löffler