Chlamydien, Symbolbild zeigt Frau und Mann bei Gynäkologin (Quelle: Colourbox)
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Vorsicht vor Unfruchtbarkeit - Chlamydien – Infektion: Symptome, Behandlung, Schutz

Jeder zweite mit Chlamydia trachomatis infizierte Mann weiß nichts davon. Steckt er seine Sexualpartnerin an, kann das bei ihr zu Unfruchtbarkeit führen.

Drei Fakten zu Chlamydien in Kürze:

• Chlamydia trachomatis – auch Chlamydien - werden beim Geschlechtsverkehr übertragen.
• Das Bakterium führt zu eitrigen Entzündungen im Urogenitaltrakt (Harn- und Geschlechtsorgane)
• Wenn als Folge der Entzündung die Eileiter bei der Frau verkleben, kann dies zu Unfruchtbarkeit führen.
• Eine Chlamydieninfektion ist mit Antibiotika heilbar.

Chlamydien - Was ist das?

Chlamydien sind Bakterien, die nach einer Infektion verschiedene Folgeerkrankungen auslösen. Die Infektion mit Chlamydien wird medizinisch auch Chlamydiose genannt. Im Volksmund sprechen die meisten aber nur von Chlamydien, auch wenn damit streng genommen nur die Erreger und nicht die Infektion gemeint ist. Die Chlamydien-Infektion gehört zu den sexuell übertragbaren Krankheiten.

Wie kommt es zur Chlamydien-Infektion?

Bei Betroffenen mit einer Chlamydien-Infektion des Urogenitaltraktes (Harn- und Geschlechtsorgane) werden die Bakterien durch ungeschützten Sex an den Sexualpartner oder die Sexualpartnerin übertragen. Mit den Bakterien infizieren, kann man sich beim Vaginal-, Oral- oder Analverkehr. Sie werden über Körperflüssigkeiten wie Urin, Ausfluss aus der Vagina und Sperma übertragen. Auch kann es sein, dass sich ein Neugeborenes bei der Geburt im Vaginalkanal der infizierten Mutter ansteckt.
 
Die Erreger infizieren die Schleimhäute der Harnröhre oder des Enddarms. Bei Frauen infizieren die Bakterien auch die Schleimhäute des Gebärmutterhalses und der Scheide, beim Mann die Schleimhäute des Penis. Zu einer Bindehautentzündung der Augen kann es durch eine Schmierinfektion über schmutzige Hände, verunreinigte Tücher oder direkten Kontakt kommen. Chlamydien, die die Atemwege infizieren, gelangen über die Luft, eine Tröpfcheninfektion oder die Speichelflüssigkeit dorthin. Die Inkubationszeit, also die Zeit zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krankheit, beträgt ein bis drei Wochen.

Wie vermehrt sich das Bakterium in der Schleimhautzelle?

Chlamydien sind obligat intrazelluläre Bakterien, die sich nur in bestimmten Wirtszellen vermehren können. Zunächst dringen Chlamydien durch die Zellwand in eine Schleimhautzelle. In dieser Wirtszelle vermehren sie sich, das dauert mehrere Tage. Als sogenannte Elementarkörperchen verlassen die Erreger die Wirtszelle wieder. Die Elementarkörperchen infizieren nun benachbarte Zellen oder sie infizieren andere Menschen. Dringen die Elementarkörperchen wieder in das Zellinnere ein, entwickeln sie sich zu sogenannten Retikularkörperchen. Diese vermehren sich in dem Endosom durch Zweiteilung. Mehrere Endosomen können zu einem sogenannten Einschlusskörperchen verschmelzen. Die Retikularkörperchen infizieren selbst keine anderen Zellen mehr. Sie teilen sich nur noch und betreiben Stoffwechsel.

Symptome: Welche Beschwerden machen Chlamydien?

Etwa 80 Prozent der Infektionen mit Chlamydien (Chlamydiose) bei Frauen und 50 Prozent bei Männern verlaufen ohne Symptome. Bei einer urogenitalen Infektion – wenn Harn- und Geschlechtsorgane infiziert sind – haben weibliche Betroffene häufig nur eitrigen Ausfluss.
 
Vom Gebärmutterhals kann die Infektion bei Frauen aber auf die Gebärmutter, auf die Eileiter oder auch in den Bauchraum wandern. Die Folgen können eine Eileiterentzündung (Salpingitis), eine Entzündung der Gebärmutterschleimhaut (Endometritis) und eine Bauchfellentzündung mit Leberbeteiligung (Perihepatitis) sein.
 
Wenn die Eileiter verkleben, kann es zur Eileiterschwangerschaft, zum Verkleben der Eileiter oder zu einer Unfruchtbarkeit kommen.
 
Weitere Symptome einer Infektion mit Chlamydien bei Frauen sind Harnwegsinfekte, eine Urethritis (Entzündung der Harnröhre), Unterbauchschmerzen, vaginaler Ausfluss, Blutungen, Brennen beim Wasserlassen, häufiger Harndrang, Schmerzen im Unterbauch, Blut im Urin.
 
Symptome einer Chlamydiose bei Männern sind: eine Urethritis (Entzündung der Harnröhre), starker Harndrang, Juckreiz und Brennen beim Urinieren. Wenn die Erreger weiter hochwandern, kann auch eine Entzündung der Nebenhoden, der Prostata und des Mastdarms (Proktitis) inklusive Enddarm die Folge sein. Unfruchtbarkeit bei Männern als Folge einer Infektion mit Chlamydien wird unter Medizinern diskutiert.

Andere sexuell übertragbare Krankheiten

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Verschiedene Serotypen (Chlamydien-Arten)

Vereinfacht ausgedrückt gibt es drei Serotypen (Chlamydien – Arten), die bei Menschen verschiedene Erkrankungen auslösen:
 
1. C. trachomatis: Chlamydia trachomatis gehören in den USA und in Europa zu dem am häufigsten sexuell übertragbaren Bakterium. Sie verursachen urogenitale Infektionen, gelegentlich auch eine Bindehautentzündung der Augen sowie Infektionen bei Neugeborenen. Frauen wie Männer können betroffen sein. Die Serotypen L1-L3 von C. trachomatis können eine weitere sexuell übertragbare Erkrankung namens Lymphogranuloma venorum auslösen. Mit Änderung des Infektionsschutzgesetzes (IfSG) vom September 2022 sind alle Nachweise von Chlamydia trachomatis Serotyp L1 bis L3 gemäß § 7 Abs. 3 IfSG an das Robert Koch-Institut (RKI) zu melden.
 
2. Cp. Pneumoniae: Die Serovare A, B und C von Chlamydia pneumonia verursachen das Trachom. Das ist eine, in den Tropen durch infektiöse Augenflüssigkeit verbreitete, chronisch rezidivierende Erkrankung der Bindehäute und Hornhäute des Auges.
 
3. Cp. Psittaci: Die Infektion durch Chlamydia psittaci ist selten. Es kommt durch infizierte Vögel zur Ornithose. Sie geht mit Fieber, Schüttelfrost, Kopf- und Glieder- und Atembeschwerden Husten, Kurzatmigkeit, Atemnot bis hin zur Lungenentzündung einher. Vögel sind der natürliche Wirt der Bakterien.

Diagnose: Wie weist man die Infektion nach?

Die übliche Diagnose der Chlamydien-Infektion (Chlamydiose) umfasst eine körperliche Untersuchung und den direkten Erregernachweis durch einen Abstrich von betroffenen Regionen oder aus Proben von Urin oder Samenflüssigkeit. Am sichersten ist der Nachweis von Erbgut des Erregers mithilfe molekularbiologischer Methoden wie der Polymerase-Kettenreaktion, kurz PCR genannt. Weitere Untersuchungsmethoden sind ein Urintest, ein Bluttest auf Antikörper sowie einen Ultraschall bei Verdacht auf einer Infektion des Unterleibs.

Wie ist die Therapie der Chlamydien-Infektion?

Gegen Chlamydien Bakterien helfen Antibiotika. Zum Einsatz kommen Tetrazykline (Doxycyclin), Makrolide (Erythromycin und neuere Substanzen wie Clarithromycin oder Azithromycin) sowie Chinolone (z.B. Levofloxacin). Wichtig ist, die Antibiotika bei der Behandlung nicht früher abzusetzen, als mit dem Arzt oder dem Fernarzt verabredet. Auch die Dosierung muss stimmen. Sonst bilden die Bakterien Resistenzen, werden also widerstandfähig. Durch sexuelle Kontakte zu Infizierten kann es allerdings jederzeit zu einer erneuten Infektion kommen. Nach der Behandlung einer Chlamydien-Infektion kann ein Wiederholungstest nach Ablauf von mindestens 28 Tagen sinnvoll sein.

Gibt es einen seriösen Selbsttest für Chlamydien?

Besteht der Verdacht einer Chlamydien-Infektion, sollten Betroffene einen Termin bei einer Ärztin oder einem Arzt vereinbaren und bis dahin auf Geschlechtsverkehr verzichten. Ein seriöser Selbsttest für zuhause existiert nicht.

Chlamydien, Symbolbild zeigt Mann, der ein Kondom hält, im Hintergrund unscharf sieht man ihn und eine Frau im Bett (Quelle: imago images / Zoonar)
Lässt sich eine Infektion mit Chlamydien vorbeugen?

Je nach Serotyp gibt es verschiedene Möglichkeiten, um einer Chlamydien-Infektion (Chlamydiose) vorzubeugen: Bei sexuellem Verkehr helfen Kondome einer Infektion mit Chlamydien vorzubeugen. Im Umgang mit erkrankten Tieren und Haustieren wie Vögeln sollte man auf eine entsprechende Hygiene achten. Bei Schwangeren gehört eine Untersuchung auf Chlamydien zur Mutterschaftsvorsorge der gesetzlichen Krankenkassen. Dieses Screening sollte auch vor einem Schwangerschaftsabbruch erfolgen.
 
Seit 2008 können sich alle Frauen unter 25 Jahren vorsorglich auf Chlamydien testen lassen. Wird eine Infektion festgestellt, sollten auch alle Sexualpartner oder Sexualpartnerinnen der letzten 60 Tage untersucht und gegebenenfalls behandelt werden. Bei Infektionsverdacht kann auch bei Männern ein Test auf Kosten der gesetzlichen Krankenversicherung durchgeführt werden.

Autorin: Beate Wagner

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