Symptome, Ursachen & Behandlung - Lichen sclerosus: juckende Hautkrankheit im Genitalbereich
Lichen sclerosus ist eine chronische, juckende und schmerzende Hautkrankheit, die im Genitalbereich auftritt. Wir klären auf über Symptome & Behandlung.
Juckreiz, Brennen und Schmerzen im Intimbereich, das ist nichts worüber man gerne spricht. Es trotzdem zu tun und abzuklären, ob dahinter vielleicht die Hauterkrankung Lichen sclerosus steckt, ist wichtig. Denn es gibt wirksame Hilfe.
Was ist Lichen sclerosus?
Lichen sclerosus ist eine chronisch entzündliche, gutartige Hauterkrankung, die nichts mit mangelnder Hygiene zu tun hat und auch nicht zu den Geschlechtskrankheiten gehört. Sie ist nicht ansteckend. Man geht davon aus, dass etwa jede 50. Frau in Deutschland betroffen ist, wobei auch Männer sowie Kinder und Jugendlichen an Lichen sclerosus erkranken können. Bei Frauen tritt die Erkrankung häufiger in den Wechseljahren auf.
Symptome: Wie erkennt man Lichen sclerosus?
Typische Symptome im Frühstadium sind Juckreiz, Brennen und Schmerzen im Bereich von After und Genitalbereich: bei der Frau meistens an der Vulva oder beim Mann an der Eichel und der Vorhaut. Lichen sclerosus kann in seltenen Fällen auch an anderen Körperstellen auftreten, zum Beispiel in den Achselhöhlen, den Innenseiten der Handgelenke, am Rumpf oder im Nacken. Im Spätstadium kommen zum Juckreiz und den Schmerzen, Hautveränderungen als Symptome hinzu. Dazu zählen: weiße Flecken, Verhärtungen und Vernarbungen.
Wie sieht Lichen sclerosus aus und womit kann es verwechselt werden?
Im Frühstadium sind die Hautveränderungen braun-rötlich. Später entstehen weißliche, leicht erhabene Flecken. Diese Symptome haben der Erkrankung auch den Namen gegeben. "Lichen" kommt aus dem griechischen und heißt "Flechte", "sclerosus" bedeutet "hart", "trocken". Denn - wird die Erkrankung nicht behandelt - verhärten sich die Hautveränderungen und führen zu Vernarbungen und Hautschrumpfungen, die sehr schmerzhaft werden können. Auch Verletzungen und Risse auf der Hautoberfläche sind mögliche Symptome, die zu starken Wundschmerzen führen können.
Schmerzen beim Geschlechtsverkehr sind so gut wie immer die Folge, auch das Wasserlassen kann schmerzhaft sein. Bei Männern kann es zu einer Vorhautverengung, schmerzhaften Erektionen sowie Problemen beim Wasserlassen kommen.
Lichen sclerosus kann wegen ähnlicher Symptome mit einer Pilzinfektion (Scheidenpilz), Herpes, Hauttrockenheit oder einer Schuppenflechte (Psoriasis) verwechselt werden.
Diagnose: Wie wird Lichen sclerosus diagnostiziert?
Lichen sclerosus ist eine Hauterkrankung. Daher liegt es nahe, dass die Diagnose von einer Hautärztin oder einem Hautarzt gestellt wird. Aber auch Gynäkologen oder Gynäkologinnen können die Veränderung der Haut beispielsweise an der Vulva diagnostizieren.
Erfahrene Dermatologen, Gynäkologinnen oder Proktologen reicht oftmals die Blickdiagnose. Um Infektionen mit Pilzen oder Bakterien auszuschließen, kann zur Diagnose ein Hautabstrich genommen werden. Eine Gewebeprobe (Biopsie) unter Lokalanästhesie kann in seltenen Fällen notwendig werden, um andere Erkrankungen auszuschließen.
Was bedeutet die Erkrankung für den Alltag der Betroffenen?
Juckreiz und Schmerzen im Anal- und Genitalbereich können die Lebensqualität der Betroffenen stark einschränken. Sie leiden unter Schamgefühlen und ziehen sich sozial zurück, weil sie zum Beispiel nicht wollen, dass jemand mitbekommt, wie sie ihren Juckreiz stillen. Schmerzen beim Geschlechtsverkehr führen zu Vermeidungsverhalten und infolgedessen zu einem nicht existierenden Sexualleben. Bestimmte Sportarten wie Fahrradfahren sind sehr schmerzhaft und werden daher vermieden. Die Angst vor einer möglichen Krebsentstehung (siehe: Ist Lichen sclerosus gefährlich?) belastet Menschen mit Lichen sclerosus zusätzlich.
Was sind die Ursachen von Lichen sclerosus?
Die genaue Ursache von Lichen sclerosus ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Die Erkrankung verläuft meist in Schüben und hat auch andere Parallelen zu Autoimmunerkrankungen, so dass das eine gängige Erklärungshypothese ist. Frauen leiden häufiger unter Autoimmunerkrankungen und sind häufiger von Lichen sclerosus betroffen. Etwa 20 bis 30 Prozent der Frauen, die unter Lichen sclerosus leiden, haben zusätzlich eine andere Autoimmunerkrankung wie Schuppenflechte (Psoriasis) oder eine Schilddrüsenerkrankung (Hashimoto-Thyreoiditis).
Wie wird Lichen sclerosus behandelt?
Je früher die Erkrankung erkannt wird und die Behandlung startet, desto eher können Hautschrumpfungen, Vernarbungen und im schlimmsten Fall Krebserkrankungen (z.B. Schamlippenkrebs, siehe: Wie gefährlich ist Lichen sclerosus?) vermieden werden.
Die Behandlung erfolgt meist mit kortisonhaltigen Salben. Lichen sclerosus wird anfangs mit hoch dosierten Kortisonsalben behandelt, die ein- bis zweimal täglich direkt auf die betroffenen Hautpartien wie beispielsweise Vulva oder Vorhaut aufgetragen werden. Dabei kann ein Handspiegel, insbesondere zu Beginn der Therapie, hilfreich sein. Alternativ können Kortisonpräparate auch direkt vom Arzt in die betroffenen Hautareale injiziert werden. Nach etwa drei Monaten sollte der Behandlungserfolg kontrolliert und die Therapie angepasst werden. Viele Patienten und Patientinnen brauchen dauerhaft Kortisonsalben, können die Dosierung und Anwendungshäufigkeit aber herabsetzen, was die Nebenwirkungen reduziert.
Neben Kortisonpräparaten kommen bei der Behandlung auch Wirkstoffe wie Tacrolimus und Pimecrolimus (Calcineurinhemmer) zum Einsatz, die entzündungshemmend wirken und das Immunsystem modulieren. Sie werden auch dann eingesetzt, wenn eine Unverträglichkeit gegen Kortison besteht.
Beim Jungen und Männern führt die Beschneidung der Vorhaut (Zirkumzision) oftmals zu einem deutlichen Rückgang der Beschwerden.
Seit einigen Jahren wird auch die vaginale Lasertherapie bei Lichen sclerosus als Behandlung eingesetzt. Die Lichtenergie des Lasers führt zu einer Reizung der Vaginalschleimhaut, auf die diese mit der Produktion von neuem Gewebe reagiert, das weicher und elastischer ist als das erkrankte Gewebe. Meistens sind mehrere Sitzungen notwendig und nicht allen Betroffenen hilft die Lasertherapie. Sie wird auch nicht generell von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen; auf Antragstellung in Einzelfällen allerdings schon.
Wie gefährlich ist Lichen sclerosus?
Wird Lichen sclerosus nicht behandelt, kann es neben Vernarbungen, Verklebungen und Hautschrumpfungen auch zu bösartigen Veränderungen kommen. Das Risiko für Hautkrebs an den Schamlippen, der Vulva oder dem Penis ist erhöht, weshalb Betroffene regelmäßig zur gynäkologischen, urologischen oder andrologischen Vorsorgeuntersuchung gehen sollten. Auch eine regelmäßige Selbstuntersuchung wird empfohlen. Da die Barrierefunktion der Haut gestört ist, bekommen Betroffene häufiger Pilzinfektionen und Feigwarzen.
Lichen sclerosus ist nicht heilbar, kann aber bei rechtzeitigem Erkennen gut behandelt werden. Dafür ist es wichtig, dass über die Erkrankung informiert wird und Betroffene nicht scheuen, sich ärztliche Hilfe zu holen.
Tipps: Was können Betroffene selbst tun?
Neben der medikamentösen Therapie mit Kortison, lindern auch fettreiche Salben, Öle oder Vaseline den Juckreiz und machen die Haut weicher. Weitere Tipps sind:
• Seidenunterwäsche statt Baumwoll- oder Synthetik-Unterwäsche
• luftige Kleidung
• weicher Fahrradsattel
• weiches Toilettenpapier, kein feuchtes Toilettenpapier
• milde Waschlotionen
• Verzicht auf vaginale Spülungen
• bei Bedarf Vaginalflora unterstützen
• beim Geschlechtsverkehr geeignetes Gleitgel verwenden.