Nesselsucht: Hand kratzt an Ausschlag auf Bein (Bild: imago/Shotshop)
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Juckende Quaddeln auf der Haut - Nesselsucht (Urtikaria): Symptome, Ursache & Behandlung

Bei Nesselsucht bilden sich juckende Quaddeln auf der Haut. Sie verschwinden meist von allein oder können gut mit Medikamenten behandelt werden.

Infos in Kürze

• Nesselsucht ist eine nicht ansteckende Hauterkrankung, bei der sich an der Hautoberfläche juckende Quaddeln bilden – sie sind das typische Symptom.
• Durch Wassereinlagerung können bei Nesselsucht neben den Quaddeln auch schmerzhafte Schwellungen der Unterhaut entstehen (Angioödeme).
• Hierzulande erkrankt etwa jeder vierte Mensch einmal im Leben an einer akuten Nesselsucht, die auch Urtikaria genannt wird. In seltenen Fällen geht die akute Nesselsucht in eine chronische Urtikaria über.
• Die Ursachen und Auslöser einer Nesselsucht können vielfältig sein, zum Beispiel äußere Reize (UV-Strahlung, Wärme, Kälte, Reibung), Medikamente (Schmerzmittel) oder Infektionen. Nicht in allen Fällen lässt sich aber eine Ursache feststellen; man spricht dann von idiopathischer Nesselsucht.
• Die Urtikaria lässt sich in den meisten Fällen gut behandeln. Ist ein äußerer Auslöser die Ursache, sollte dieser gemieden werden. Als medikamentöse Therapie werden oft Präparate aus der Gruppe der Antihistaminika eingesetzt.
• Eine Nesselsucht kann auch frühes Zeichen für eine schwere allergische Reaktion sein (Entzündungszellen in der Haut (Mastzellen) werden aktiviert, die den Botenstoff Histamin freisetzen); so eine schwere allergische Reaktion ist dann ein Notfall, der sofort behandelt werden muss.

Was ist Nesselsucht?

Typisches Symptom der Nesselsucht sind juckende Flecken und Quaddeln auf der Haut. Die Nesselsucht ist eine nicht ansteckende Hauterkrankung, die sehr plötzlich auftreten kann. Bei manchen Betroffenen kommt es zusätzlich zu den Quaddeln zu Wassereinlagerungen, die die Areale anschwellen lassen (Angioödeme), was mit Spannungsgefühlen und Schmerzen verbunden sein kann.
 
In Deutschland bekommt etwa jeder vierte Mensch im Laufe seines Lebens eine akute Nesselsucht; die chronische Form – von der man spricht, wenn die Quaddeln länger als sechs Wochen bestehen – kommt deutlich seltener vor. Von der chronischen Form sind vor allem Menschen zwischen 20 und 40 Jahren betroffen; Frauen trifft diese Form der Nesselsucht doppelt so häufig wie Männer.

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Wie sieht Nesselsucht aus?

Der lateinische Name für Nesselsucht lautet nicht von ungefähr Urtikaria (urtica = lateinisch für "Nessel"). Denn die Quaddeln bei einer Urtikaria sehen so ähnlich aus, wie diejenigen, die man bekommt, wenn man mit Brennnesseln in Berührung gekommen ist.
 
Die oberflächlichen Erhebungen der Haut sind fast immer von einer Rötung umgeben und können zwischen wenigen Millimeter bis zu zwei Zentimetern groß werden. Benachbarte Quaddeln können zu großflächigen Schwellungen zusammenfließen, die stark jucken. Meistens bilden sich die Quaddeln innerhalb von 24 Stunden zurück, sie können aber an anderer Stelle wieder neu auftreten.
 
Von Angioödemen im Zusammenhang mit Nesselsucht spricht man, wenn es zusätzlich zu schmerzhaften Schwellungen kommt. Diese treten vor allem in den Handflächen oder unter den Füßen auf. Betroffen sind aber auch Hautareale in denen das Unterhautfettgewebe sehr weich ist, wie Augenlider und Lippen. Betreffen die Schwellungen die Schleimhäute von Zunge, Rachen oder Kehlkopf, besteht die Gefahr von Atemnot.

Ist Nesselsucht ansteckend?

Auch wenn die juckenden Reize von der Haut sehr quälend sein können und auch wenn Betroffene Quaddeln aufkratzen: Nein, eine Nesselsucht ist grundsätzlich nicht ansteckend.

Was tun, wenn während der Schwangerschaft Nesselsucht auftritt?

Ursache für eine Nesselsucht während der Schwangerschaft sind häufig hormonelle Umstellungen. Taucht die Nesselsucht in der Schwangerschaft erstmalig auf, verschwindet sie nach der Entbindung meist wieder. Auch eine spontane Heilung einer bestehenden chronischen Nesselsucht ist möglich.
 
Im Normalfall ist die Nesselsucht weder für Mutter noch Kind gefährlich, so lästig die juckenden Reize auch sind. Eine Ausnahme gibt es aber: kommt es zu Angioödemen in den Schleimhäuten von Mund und Rachen kann das zu gefährlicher Atemnot führen, die sofort notärztlich behandelt werden muss.
 
Der Einsatz von Medikamenten gegen Nesselsucht sollte sorgfältig geprüft werden. Bei den häufig gegen Nesselsucht eingesetzten Antihistaminika gibt es Wirkstoffe (Loratadin, Cetirizin), die in Studien keine fruchtschädigende Wirkung gezeigt haben. Gleiches gilt auch für die Stillzeit.

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Warum bekommt man plötzlich Nesselsucht?

Bei den Ursachen und Auslösern für ein Nesselsucht unterscheidet man zwischen der akuten und der chronischen Form. Von einer chronischen Nesselsucht spricht man, wenn die Erkrankung länger als sechs Wochen anhält. Ursachen eine akuten Nesselsucht können sein:
 
Infektionen mit Viren, Bakterien, Parasiten oder Pilzen: als häufigste Infektionen sind hier Atemwegsinfektionen oder Magen-Darm-Infekte zu nennen. Nicht immer müssen diese mit Symptomen (der Infektion) verbunden sein.
Allergische Reaktionen, z. B. auf Pollen: bei Nesselsucht werden bestimmte Entzündungszellen in der Haut (Mastzellen) aktiviert, die den Botenstoff Histamin freisetzen. Diese Aktivierung der Mastzellen findet bei Menschen mit einer IgE-vermittelten Allergie immer dann statt, wenn sie mit den Allergie auslösenden Stoffen in Kontakt kommen; das können neben Pollen auch Substanzen in Nahrungsmitteln oder Wespen- und Bienengift sein. Man spricht dann von einer allergischen Urtikaria.
physikalische Reize wie Wärme, Kälte, Reibung oder UV-Strahlen.
Unverträglichkeit von Arzneimitteln, Nahrungsmitteln oder Lebensmittelzusatzstoffen. Bei den Arzneimitteln betrifft das vor allem Schmerzmittel die Acetylsalicylsäure (ASS), Ibuprofen oder Diclofenac enthalten. Aber auch ACE-Hemmer, die bei Bluthochdruck eingesetzt werden, können Ursache eine Nesselsucht auslösen.
• Auch Stress kann Auslöser einer Nesselsucht sein oder diese verstärken.

Chronische Nesselsucht

Ursachen einer chronischen Nesselsucht können sein:
Autoimmunreaktion: In diesem Fall richtet sich das Immunsystem gegen körpereigenes Gewebe. Dabei werden – ähnlich wie bei der allergischen Nesselsucht – IgE-Antikörper gebildet, die zu einer Aktivierung der Mastzellen und zur Ausschüttung von Histamin führen – nur dass keine Allergene zur Aktivierung der Mastzellen führen, sondern Teile des eigenen Immunsystems.
Chronische Infekte: zum Beispiel häufig wiederkehrende bakterielle Infekte, wie eine Mandelentzündung oder eine Nasennebenhöhlenentzündung. Auch eine Magenschleimhautentzündung ausgelöst durch das Bakterium Helicobacter pylori kann Ursache einer chronischen Urtikaria sein.
Überempfindlichkeit (Pseudoallergie): selten wird die Urtikaria verursacht durch eine Überempfindlichkeit auf bestimmte Zusatzstoffe in Nahrungsmitteln oder auf natürliche Aromastoffe.

Wie wird eine Nesselsucht diagnostiziert?

Eine akute Nesselsucht ist in der Regel recht einfach festzustellen. Neben einer Untersuchung der Haut, findet das vor allem durch ein ausführliches Anamnesegespräch statt, um Auslöser zu ermitteln. Dabei wird unter anderem danach gefragt, wie lange die Symptome schon bestehen, ob sie häufiger auftreten und ob es eine familiäre Veranlagung dafür gibt. Erfragt werden auch mögliche Ursachen wie Infektionen oder die Einnahme von Medikamenten sowie das Stresserleben.
 
Wichtig ist es, andere Erkrankungen auszuschließen, die ähnliche Symptome auslösen. Das sind vor allem entzündliche Erkrankungen wie rheumatoide Arthritis und auch die seltene Urtikaria-Vaskulitis, bei der es sich um eine Entzündung der Blutgefäße handelt. Auch Medikamentenallergien und eine Kontaktdermatitis können ähnliche Beschwerden auslösen wie eine Nesselsucht.
 
Für die Diagnostik einer chronischen Nesselsucht sollten Betroffene sich in die Hände einer erfahrenen Hautärztin oder eines erfahrenen Hautarztes begeben. Diese Erkrankungsform ist zwar recht selten, kann aber die Lebensqualität der Betroffenen stark einschränken. Nur etwa jeder zehnte Mensch mit einer chronischen Nesselsucht hat seine Erkrankung gut unter Kontrolle. Helfen kann da ein Nesselsucht-Tagebuch oder eine App mit der an Nesselsucht Erkrankte zum Beispiel Fotos ihrer Haut an den behandelnden Arzt oder die behandelnde Ärztin schicken können. So lässt sich der Erfolg der Therapie besser kontrollieren und die Arztbesuche lassen sich besser vorbereiten.

Wie bekommt man eine Nesselsucht wieder weg?

In vielen Fällen verschwindet eine akute Nesselsucht von ganz allein wieder. Ist das nicht der Fall und besteht starker Juckreiz, werden im ersten Schritt der Behandlung so genannte Antihistaminika in Tablettenform eingesetzt. Diese besetzen die Bindungsstellen von Histaminrezeptoren in der Haut und verhindern so, dass Histamin dort andocken und die typischen Hautquaddeln auslösen kann.
 
Reichen Antihistaminika nicht aus, kommt Kortison zum Einsatz. Sollte auch das nicht ausreichend helfen, werden Anti-IgE-Antikörper gespritzt; eine weitere Therapieoption bei anhaltend starken Beschwerden, sind Immunsuppressiva.

Thema: UV-Licht

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Welche Hausmittel helfen bei Nesselsucht?

Das Tragen von weiter lockerer Kleidung hilft, den juckenden Ausschlag besser zu ertragen. Kalte Duschen oder das Kühlen mit feuchten Tüchern oder Cool-Packs kann ebenfalls helfen – allerdings nicht, wenn die Urtikaria durch Kälte ausgelöst wird.
 
Es gibt eine Reihe von Hausmitteln, die zur symptomatischen Behandlung von Nesselsucht empfohlen werden. Dabei muss man aber wissen, dass deren Wirkung nicht wissenschaftlich untersucht ist. Wichtig ist immer, bei einer Verschlimmerung der Symptome den Arzt oder die Ärztin aufzusuchen, auch um zu verhindern, dass eine Nesselsucht chronisch wird.
 
Die am häufigsten gegen Nesselsucht empfohlenen Hausmittel sind:
Backpulver: Zusammen mit Wasser kann das im Backpulver enthaltene Natron helfen, den Juckreiz zu lindern. Dazu kann man das Backpulver mit Wasser vermischen und auf die Haut auftragen. Auch kühle Vollbäder mit einer Tasse Backpulver können den Juckreiz lindern, was sich vor allem bei großflächigem Befall des Körpers empfiehlt. Allerdings auch hier nur dann kühles Wasser verwenden, wenn die Nesselsucht nicht durch Kälte ausgelöst wird!
 
Essig: Essig (z. B. Apfelessig) kann helfen, den natürlichen pH-Wert der Haut wiederherzustellen, was die Symptome einer Nesselsucht positiv beeinflussen kann. Entweder tränkt man feuchte Umschläge mit Essig (die Empfehlungen zum Mischungsverhältnis gehen von 1:1 bis zu einem Esslöffel auf einen Liter Wasser) und legt sie auf die betroffenen Hautstellen. Oder man gibt Essig in ein lauwarmes Bad.
 
Pflanzen: Salben oder Cremes, die Teebaumöl oder Ringelblume enthalten, werden ebenfalls zur Behandlung von Urtikaria empfohlen. Auch andere Heilpflanzen wie Basilikum oder Pfefferminze können die Haut beruhigen und den Juckreiz lindern. Entweder man trinkt Tee mit Basilikum oder Pfefferminze oder man kombiniert die kleingehackten Kräuter mit kalten Umschlägen (Achtung: nicht bei Nesselsucht, die durch Kälte ausgelöst wird).
 
Zink: Auch Zinksalbe wird als Hausmittel gegen Nesselsucht eingesetzt. Sie beruhigt die Haut und unterstützt die Heilung.

Video: Natürlich! Wirksam? Getestet! Teebaumöl

Teebaumöl: Bild zeigt wie eine Hand medizinisches Öl auf eine andere träufelt (Bild: unsplash/Christin Hume)
unsplash/Christin Hume
7 min

Natürlich! Wirksam? Getestet! Teebaumöl

Das Öl des Teebaums ist ein Mix aus gut 100 Substanzen, u. a. wirksam gegen Bakterien oder Viren. Doch unverdünnt & konzentriert kann Teebaumöl schädlich sein.

Kann man Nesselsucht vorbeugen?

Der wichtigste Tipp, um einer Nesselsucht vorzubeugen, ist sicherlich der, bekannte Auslöser zu vermeiden. Das können – je nachdem, was bei Betroffenen die Nesselsucht auslöst – Kälte, Wärme, zu viel UV-Strahlung, aber auch Stress oder bestimmte Medikamente sein.
 
Hat der Arzt ein Antihistaminikum oder ein anderes Medikament gegen chronische Nesselsucht verschrieben, sollte man es regelmäßig wie verordnet einnehmen. Es kann hilfreich sein, stets eine kühlende Creme oder ein schnell wirksames Medikament bei sich zu tragen, falls die Hautquaddeln plötzlich auftreten.
 
Hat jemand im Rahmen der Nesselsucht schon einmal eine starke allergische Reaktion (anaphylaktischer Schock) erlitten, ist es wichtig, bestimmte Notfallmedikamente stets bei sich zu tragen und richtig anwenden zu können.

Beitrag von Ursula Stamm

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