Männergesundheit - Hodenkrebs erkennen und behandeln
Hodenkrebs trifft vor allem junge Männer. Aber: Die Heilungschancen sind gut. Wichtig ist schnelles Erkennen. Regelmäßiges Ertasten ist sinnvolle Vorsorge.
Hodenkrebs ist prinzipiell eine seltene Krebsart. Bei Männern zwischen 25 bis 45 Jahren ist er jedoch die häufigste Krebserkrankung. Im Durchschnitt erkranken die Patienten mit 38 Jahren. Jedes Jahr erhalten knapp 4.000 Männer die Diagnose neu. Die Erkrankungsrate entspricht etwa 10 von 100.000 Männern.
Meist ist nur ein Hoden betroffen. Nur bei etwa einem von 100 Betroffenen sind beide Hoden betroffen. Bei 3 - 5 von 100 Patienten entwickelt sich nach dem Befall des ersten Tumors auch im zweiten Hoden ein solcher.
Onkologie unterscheidet zwischen Seminom und Nicht-Seminom
Generell gibt es mehrere Bezeichnungen für den Hodenkrebs: Hodenkrebs, Hodentumor und Keimzelltumor des Hodens. Hodenkrebs ist eine bösartige Zellwucherung, die vom Hodengewebe ausgeht. Wird der Krebs nicht behandelt, wird gesundes Hodengewebe zerstört und der Tumor breitet sich in andere Organe des Körpers aus, bildet also Metastasen.
Mittels der mikroskopischen Untersuchung der Zellen, die man aus potentiell bösartigen Gewebeproben erhält, kann man Hodenkrebs in verschiedene Kategorien einteilen:
Die Keimzelltumore (in Fachsprech: germinale Tumoren) werden hauptsächlich in zwei große Gruppen eingeteilt, nämlich Seminome und Nicht-Seminome. Die ganz klar häufigste Form von Hodenkrebs ist die der Seminome. Das Wort Seminom leitet sich vom lateinischen Begriff für "Samen" ab und verweist auf die Ursache dieser Art von Hodenkrebs: der entwickelt sich bei Seminomen nämlich aus entarteten Spermien, also Keimzellen. Ärztinnen und Ärzte sprechen von "Spermatogonien".
Nur etwa 7 von 100 Hodentumoren entwickeln sich dagegen nicht aus den Keimzellen – und sind demnach "Nicht-Keimzelltumore" –, sondern entwickeln sich aus anderen Zellen, beispielsweise aus den Stützzellen.
Bisher kennt man nur wenige gesicherte Risikofaktoren, die einen Hodentumor wahrscheinlicher machen. Dazu zählt zum Beispiel, wenn Männer ein Hodenkarzinom im Gegenhoden, einen angeborenen Hodenhochstand, einen Verwandten mit Hodenkrebs in der engen Familie oder eine eingeschränkte Fruchtbarkeit hatten oder haben.
Symptome: Kann man Hodenkrebs ertasten?
Männer sollten sich sozusagen zur Vorsorge regelmäßig selbst untersuchen, um einen potentiellen Hodenkrebs rechtzeitig zu bemerken. Denn mehr als jeder zweite Betroffene registriert die ersten typischen Symptome des bösartigen Tumors erst einmal nicht.
Zu den Beschwerden, die Männer ertasten können, zählen eine tastbare Verhärtung und uncharakteristische oder ziehende Schmerzen im Hoden. Weiter sollten sich Männer unbedingt in einem Klinikum der Urologie vorstellen, wenn der Hoden sich in seiner Größe verändert hat oder sich der Hodensack ungewöhnlich schwer anfühlt.
Diagnose: Wird Hodenkrebs mittels Tumormarker festgestellt?
In der Urologie stellen Ärzte und Ärztinnen mit verschiedenen Untersuchungen fest, ob es sich um Hodenkrebs handelt und ob sich dieser bereits ausgebreitet hat (Metastasen).
Der Patient wird dazu zunächst ausführlich befragt und körperlich untersucht. Anschließend untersucht der Arzt dessen Hoden mit dem Ultraschall und gegebenenfalls mit weiteren bildgebenden Untersuchungen. Zudem nimmt das Diagnostikteam Blut beim Patienten ab und lässt die spezifischen Tumormarker für Hodenkrebs bestimmen.
Tumormarker sind Substanzen, die von Tumorzellen ausgeschieden werden (Stoffwechsel) und dann ins Blut gelangen. Beim Hodenkrebs sind die häufigsten Tumormarker laut Deutscher Krebsgesellschaft: β-HCG (humanes Choriongonadotropin), AFP (Alpha-Fetoprotein) und LDH (Laktatdehydrogenase).
Therapie: Wie wird Hodenkrebs behandelt?
Prinzipiell sind die Therapien wirkungsvoll und daher die Heilungschancen sehr gut. Jeder Hodentumor muss aber möglichst früh operativ entfernt werden. Sonst wird das Hodenkarzinom zur Todesursache.
Nach der sogenannten radikalen Orchiektomie – also der Entfernung des Hodenkarzinoms per OP – gibt es unterschiedliche, weitere Vorgehensweisen in der Behandlung, die sich nach den jeweiligen Stadien der Krebserkrankung richten.
Zu den Therapiemöglichkeiten in der Onkologie zählen:
• eine aktive Überwachung,
• eine Chemotherapie,
• eine Strahlentherapie und
• eine operative Entfernung der Lymphknoten.
Je nach Situation bespricht das Team aus Ärztinnen und Ärzten mit dem Patienten die individuell beste Behandlung, diskutiert die Prognose und wägt bei der Therapie die Lebensqualität mit den zu erwartenden Nebenwirkungen ab.
Eine Chemotherapie wird beispielsweise öfter da eingesetzt, wo Hodenkrebs sich schon im Körper verbreitet hat – also "gestreut" bzw. Metastasen gebildet hat. In so einem Fall könnte sich auch ein Mix in der Behandlung aus OP, Chemotherapie und Strahlentherapie anbieten, um den besten Erfolg in der Therapie zu erreichen.
Wie sind die Heilungschancen beim Hodentumor?
Hodenkrebs muss immer so früh wie möglich behandelt werden, denn auch diese Krebserkrankung ist ohne Therapie immer tödlich.
Je eher Hodenkrebs aber behandelt wird, desto besser sind die Heilungschancen: Heute können die meisten Männer – selbst wenn die Krebserkrankung schon in fortgeschrittenem Stadium ist – noch dauerhaft geheilt und viele weitere Eingriffe mit möglichen Komplikationen vermieden werden.
Wie ist die langfristige Prognose bei Hodenkrebs?
Hodenkrebs gehört zu den Tumorerkrankungen mit den höchsten Überlebenswahrscheinlichkeiten. Insgesamt überleben 96 von 100 Betroffenen. Fünf Jahre nach der Diagnose einer Hodenkrebserkrankung im frühen Stadium leben 99 von 100 Patienten.
Beitrag von Beate Wagner