PSA-Test: Bild zeigt Arzt mit Blutprobe für PSA-Test auf Prostatakrebs (Bild: Colourbox)
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- Pro & Contra PSA-Test auf Prostatakrebs: Ist er sinnvoll?

Der PSA-Test weist prostataspezifische Antigene im Blut nach. Er soll bei Früherkennung von Prostatakrebs helfen, ist aber IGeL-Leistung. Ist er sinnvoll?

Infos in Kürze

• Der PSA-Test ist eine Blutuntersuchung, bei der bestimmte Enzyme nachgewiesen werden, deren starkes Vorkommen laut Studien auf eine Krebserkrankung hinweisen kann.
• Der PSA-Test ist sehr sensibel, kann aber dadurch auch falsch-positive Ergebnisse liefern und den Verdacht auf eine Krebserkrankung liefern, die es nicht gibt.
• Es gibt in Deutschland kein Screening per PSA-Test – er ist daher keine Kassenleistung und muss selbst gezahlt werden.

Eine bösartige Vergrößerung der Prostata – der Prostatakrebs (Prostatakarzinom) – zählt zu den häufigsten Krebserkrankungen bei Männern in Deutschland. Laut dem Zentrum für Krebsregisterdaten des RKI wurden beispielsweise im Jahr 2019 bei gut 68.000 Männern Prostatakrebs neu diagnostiziert.
 
Im Detail handelt es sich bei Prostatakrebs um einen bösartigen Tumor der Vorsteherdrüse beim Mann, durch die auch die Harnröhre verläuft. Wichtig ist beim Thema Prostatavergrößerung das Detail "bösartig", denn es gibt auch gutartige Vergrößerungen der Prostata (medizinisch Benigne Prostatahyperplasie oder BPH genannt) , die sehr ähnliche Symptome verursachen, aber eben nicht die Gefahren einer Krebserkrankung, also von Prostatakrebs, bergen.
 
Um die Gefahren von Prostatakrebs (Prostatakarzinom) zu bannen, ist es wichtig den Krebs früh zu erkennen. Ein Mittel dafür ist der PSA-Test, bei dem ein spezielles Eiweiß nachgewiesen wird: das prostataspezifische Antigen (PSA). Im Gegensatz zur Tastuntersuchung der Prostata durch den Enddarm, die jeder krankenversicherte Mann ab 45 Jahren in Deutschland jährlich kostenlos in Anspruch nehmen kann, ist der PSA-Test eine IGeL-Leistung. Heißt: Die Kosten für die Untersuchung muss Mann selber tragen.

Was der PSA-Test genau zeigt, was die Werte des PSA-Screenings aussagen können – und was nicht – erfahren Sie hier.

Was ist ein PSA-Test?

Der PSA-Test ist ein Bluttest, bei dem bestimmte Eiweiße (Enzyme) analysiert und ausgelesen werden: die prostataspezifischen Antigene (PSA). Prostataspezifische Antigene sind Eiweißstoffe, die im männlichen Körper tatsächlich nur von Prostatazellen und fast nur in den Drüsen der Prostata gebildet werden. Dadurch lassen sich die Enzyme sehr gut zuordnen. Ärztinnen und Ärzte sprechen auch von "organspezifischem Tumormarker". Diese Enzyme (PSA) dienen übrigens dazu die Samenflüssigkeit dünnflüssiger zu machen.

Ein zweiter wichtiger Aspekt, den sich der PSA-Test zunutze macht ist, dass diese Enzyme (PSA) normalerweise nur in sehr geringen Mengen ins Blut gelangen. Krebszellen dagegen verursachen eine höhere Ausschüttung von prostataspezifischen Antigenen (PSA) ins Blut als gesunde Zellen. Darum kann ein erhöhter PSA-Wert ein relativ gut messbares Indiz für Prostatakrebs sein.

Der PSA-Wert wird in Nanogramm pro Milliliter Blut angegeben und dient klassischerweise der Einschätzung eines Verlaufes von Prostatakrebs (Prostatakarzinom) – wie gut so ein Testergebnis sich auch für die Früherkennung eignet und vor allem für ein "Screening der Massen" von Männern im Rahmen der Vorsorge bzw. Früherkennung ist dagegen umstritten (Sieh Abschnitt: Warum sind PSA-Tests umstritten?). Ein wesentlicher Grund dafür sind mögliche Überdiagnosen.

Grundsätzlich haben Expertinnen und Experten Grenzwerte für die Konzentration von prostataspezifischen Antigenen (PSA) im Blut festgelegt, die sich nach Altersgruppen in 10-Jahres-Schritten richten. Liegt der PSA-Wert eines Mannes über seinem passenden Grenzwert, kann das ein wichtiges Indiz für Prostatakrebs (Prostatakarzinom) sein – es kann aber auch etwas anderes (wie z. B. eine Entzündung oder Druck auf die Prostata vor der Blutentnahme) Ursache sein. Wichtig ist daher: Nicht in Panik geraten, sondern Ursachen abklären und die Diagnose sichern (oder eben nicht). Dabei helfen z. B. eine Ultraschalluntersuchung und/oder eine Biopsie (Gewebeentnahme & Gewebeuntersuchung).

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Wie läuft ein PSA-Test ab?

Da der PSA-Test ein Bluttest ist, nimmt Urologe, Hausärztin oder auch Internistin zuerst einmal eine Blutprobe aus der Armvene. Diese Probe wird dann in der Regel in ein Labor geschickt, dass nach kurzer Zeit (je nach Größe des Labors kann es ein paar Tage dauern) die Blutwerte liefert. In diesem Fall: den PSA-Wert. Er wird in Nanogramm pro Milliliter Blut angegeben.

Bestimmte Faktoren können die Höhe des PSA-Anteils im Blut verfälschen.
Daher ist es wichtig, dass Mann vor der Blutentnahme bei Urologe oder Hausärztin folgendes beachtet:
• Der Samenerguss (Ejakulation) kann den PSA-Wert erhöhen. Experten empfehlen daher rund 24 Stunden vor der Blutentnahme keinen Sex oder Masturbation mit Ejakulation. Und falls es eben doch der Fall war: Geben Sie ihrem Arzt die Info für das richtige Einordnen der Werte!
• Auch Druck auf die Prostata kann zu einem höheren PSA-Wert führen – dabei ist es egal, ob der Druck durch Sex, Sport (z. B. Fahrrad) oder eine vorherige Tastuntersuchung der Prostata (digital-rektale Untersuchung, kurz: DRU) im Rahmen der Vorsorge bzw. Früherkennung zustande kam. Heißt wiederum: Druck auf die Prostata vor PSA-Test vermeiden. Ist er unvermeidbar: Ärztin oder Arzt über den möglichen Einflussfaktor informieren.
Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel können ebenfalls den PSA-Wert verfälschen – das ist gerade von Medikamenten bekannt, die gegen eine gutartige Prostatavergrößerung eingesetzt werden, wie Dutasterid oder Finasterid (5-Alpha-Reduktase-Hemmer).

Liegt der Laborwert zum PSA-Test vor, wird der Patient informiert und der PSA-Wert mit Ärztin oder Arzt besprochen. Bei der Höhe des Wertes müssen in jedem Fall auch Alter und Risikofaktoren des Patienten mit einbezogen werden, denn "den einen Grenzwert" für einen PSA-Test gibt es nicht. Die Grenzwerte für die Konzentration von prostataspezifischen Antigenen (PSA) im Blut, also die Höhe des PSA-Werts, wurden grundsätzlich von Expertinnen und Experten in Fachgesellschaften für verschiedene Altersgruppen festgelegt.

Werden die Grenzwerte überschritten, bedeutet das nicht, dass Mann zwingend Prostatakrebs hat – es kann auch andere Ursachen für erhöhte PSA-Werte geben. Aber zumindest ist ein erhöhter PSA-Wert ein wichtiges Indiz, dem man nachgehen sollte, um den Verdacht entweder zu bestätigen und eine frühzeitige Behandlung mit guten Heilungschancen einzuleiten oder eben den "falschen Alarm" aufzudecken bzw. anderen Ursachen dafür, wie einer Harnwegsentzündung, auf die Spur zu kommen.

Außerdem: Prostatakrebs wächst in der Regel langsam und statistisch gesehen erkranken die meisten Männer in höherem Alter. Beides führt in Kombination dazu, dass viele Männer mit Prostatakrebs letzten Endes nicht am Tumor sterben, sondern mit ihrem Tumor, also an anderen Erkrankungen.

Werte: Was sagt der PSA-Test?

Der PSA-Test ermittelt die Konzentration von prostataspezifischen Antigenen (PSA) im männlichen Blut. Diese Enzyme (Eiweiße) sind normalerweise in größeren Mengen in der Samenflüssigkeit vorhanden und helfen dabei diese zu verflüssigen. Durch die gute Durchblutung der Prostata gelangen die PSA aber auch immer zu einem gewissen Anteil ins Blut – das ist an sich ganz normal.
Diese PSAntigene sind im Blut auch messbar und hier kommt der PSA-Test ins Spiel, der ein Bluttest ist: Denn Prostatakrebszellen schütten in den meisten Fällen (wenn auch nicht immer) deutlich mehr PSA aus, als gesunde Prostatazellen – so kann man Krebs auf die Spur kommen.

Was erhöhte Werte sind, wird altersgruppenspezifisch an bestimmten durchschnittlichen PSA-Mengen im Blut festgemacht. Das liegt auch daran, dass der PSA-Wert im Blut laut Studien ganz natürlicherweise mit dem Alter zunimmt – so steigt logischerweise auch der Grenzwert für potentiell auffällige Werte. Je nach Fachgesellschaft und Grenzwertuntersuchung bzw. Studie oder Lehrbuch, auf die sie sich stützt, unterscheiden sich die Werte minimal, aber nicht wesentlich. Hier die altersgruppenspezifischen Grenzwerte nach Oesterling et al.:

unter 49 Jahre : < 2,5 ng/ml
50 – 59 Jahre: < 3,5 ng/ml
60 – 69 Jahre : < 4,5 ng/ml
über 70 Jahre: < 6,5 ng/ml

Aber wann ist ein Überschreiten der Grenzwerte beim PSA-Wert Anlass zu weiteren Schritten? Laut den Leitlinen für die Diagnose & Behandlung von Prostatakrebs ist eine Gewebeentnahme zur weiteren Abklärung notwendig, wenn für die Ergebnisse des PSA-Tests mindestens eine dieser beiden Aussagen zutrifft:
• Der Bluttest weist einen PSA-Wert über 4 ng/ml aus, der in einer zweiten Messung bestätigt wurde.
• Der PSA-Wert hat sich im Laufe mehrerer Messungen deutlich verändert und ist angestiegen.
 
Auch wenn der PSA-Wert ein sehr sensibles Messinstrument ist stimmt nämlich auch: Eine Messung allein "macht" noch keinen Prostatakrebs und sollte immer verantwortungsvoll von Ärztin oder Arzt geprüft werden. Außerdem sollten sich dessen auch Patienten bewusst sein.

Fällt der PSA-Test unauffällig aus, wird in den Leitlinien zu Prostatakrebs und dessen Früherkennung folgendes, am Alter und aktuellen PSA-Wert orientiertes Wiederholungsintervall angeraten, wenn der Patient auf weiteren PSA-Tests besteht und keine Indikation zur Biopsie gegeben ist (für die Altersgruppe ab 45 Jahren und mit einer Lebenserwartung von mehr als 10 Jahren):
 
• PSA < 1 ng/ml: Intervall alle 4 Jahre
• PSA 1-2 ng/ml: Intervall alle 2 Jahre
• PSA > 2 ng/ml: Intervall jedes Jahr.

Für Männer über 70 Jahre und mit PSA-Wert unter 1 ng/ml wird eine weitere PSA-gestützte Früherkennung nicht empfohlen, weil das Risiko für Krebs extrem gering eingestuft wird, das Risiko für Überdiagnosen dagegen hoch ist.

Info zum PSA-Test für die Früherkennung: Er wird nicht von der Krankenkasse übernommen – PSA-Tests sind IGeL-Leistung für Selbstzahler.

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Sinnvoll oder nicht: Warum sind PSA-Tests umstritten?

Der PSA-Test ist Studien zufolge ohne Frage ein sensibles Messinstrument - nicht umsonst wird er in der Medizin auch begleitend in der Therapie von Prostatakrebs eingesetzt, um die Entwicklung des Tumorwachstums gut verfolgen und nachvollziehen zu können.
Pro PSA-Test spricht also z. B.:
• Er ist sehr sensibel und kann eine mögliche Prostatakrebserkrankung früh anzeigen
• So kann eine Behandlung früh begonnen werden, wenn der Tumor noch auf die Prostata begrenzt ist.
• Eine frühe Diagnose kann u. U. auch eine schonendere Behandlung möglich machen

Nachteile des PSA-Tests – zumindest als Anwendung für ein allgemeines Screening im Rahmen der Früherkennung:
• Es werden auch Tumore erkannt (und möglicherweise übertherapiert), die gar keine Gefahr dargestellt hätten – viele Prostatakarzinome wachsen nämlich sehr langsam und entstehen auch erst in hohem Alter, wenn andere Erkrankungen entscheidender sind.
• In seltenen Fällen kann der PSA-Test auch nicht anschlagen, obwohl Mann einen Prostatakrebs hat - ein sogenanntes "falsch-negatives Ergebnis" (denn nicht alle Tumore führen garantiert zu einer erhöhten PSA-Ausschüttung). Gerade weil der PSA-Test als so sensibel gilt, wähnt der untersuchte Mann sich dann in Sicherheit, obwohl er vielleicht Krebs hat.
• Eben weil der PSA-Test so sensibel ist, reagiert er Studien zufolge auch auf Erhöhungen des PSA-Wertes, die keine direkte Verbindung zu einer Krebserkrankung haben (medizinisch: Risiko für ein falsch-positives Ergebnis). Das kann beunruhigen, zu Überdiagnosen führen und unnötige Biopsien (Gewebeproben) nach sich ziehen, bis der Irrtum ausgeräumt ist.

Andere Faktoren (außer Krebs), die zu erhöhten PSA-Werten führen können sind beispielsweise:
• Eine Entzündung beispielsweise der Harnröhre, Prostata selbst (Prostatitis) oder Blase
gutartige Prostatavergrößerung (benigne Prostatahyperplasie)
• Medikamente, vor allem solche, die gegen gutartige Prostatavergrößerung oft eingesetzt werden (5-Alpha-Reduktase-Hemmer)
• Druck auf die Prostata durch Sport (Fahrradfahren) oder eine vorherige Tastuntersuchung der Prostata bzw. eine transrektale Ultraschalluntersuchung (TRUS; Ultraschallkopf wird über den Enddarm direkt an Prostata herangeschoben)
• Sex oder Masturbation mit Samenerguss in zeitlicher Nähe zur Blutentnahme für den PSA-Test.

Entscheidend ist am Ende aus all diesen Gründen – pro & contra PSA-Test – dass Mann eine bewusste und eigene Entscheidung fällt. Wie viel will er wissen? Ist er gut über den Test und seine Aussagekraft informiert und gut betreut bei Ärztin oder Arzt, mit denen man dann die Laborwerte einordnen und besprechen kann? Diese Fragen sollten Sie sich stellen.

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Was kostet der PSA-Test?

Wie schon erwähnt ist der PSA-Test für die Prostatakrebs Früherkennung keine Kassenleistung, es wird also kein Screening mit dem Test durchgeführt. Die Kosten für den Test müssen dementsprechend selbst getragen werden. Laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung kostet ein PSA-Test bei Ärztin oder Arzt zwischen 45 und 60 Euro, dabei macht nur einen Teil der Kosten der Test selbst aus, hinzu kommen einerseits Laborkosten für die Analyse, außerdem die Kosten für die Beratung und Auswertung mit dem Doc.
So einen Test bieten in der Regel Hausärzte, Urologinnen oder auch Internisten an.

Es gibt auch PSA-Selbsttests in Apotheken oder Online-Stores, allerdings raten Expertinnen und Experten davon ab, da die Messgenauigkeit nicht überprüft werden kann (schon gar nicht von einem Arzt oder einer Ärztin, wo Mann ja mit einem auffälligen Testergebnis dann ohnehin hin müsste).
 
Außerdem liegen auch die Preise für solche Selbsttests oft im Bereich von 25-45 Euro, also zumindest teilweise nicht einmal unter dem Preis, den man für eine ausführliche Untersuchung beim Profi zahlen müsste.
 
Wichtig: Wenn ein Tumor, also Prostatakrebs, diagnostiziert wurde, können die Kosten für einen PSA-Test auch von den Krankenkassen übernommen werden, um die Krebsentwicklung zu überwachen.

Beitrag von Autorin Lucia Hennerici

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