Wenn gestörte Verdauung das Leben bestimmt - Morbus Crohn: Ursachen, Symptome, Behandlung
Die chronisch entzündliche Darmerkrankung Morbus Crohn kommt schubweise mit heftigen Bauchschmerzen & Durchfall. Betroffen: Dünndarm und Dickdarm.
Morbus Crohn ist eine entzündliche Darmerkrankung. Typisch sind wochenlange Krankheitsschübe - mit Beschwerden wie krampfartigen Bauchschmerzen und mehrmals täglich schweren Durchfällen. Das führt zu starken Beeinträchtigungen der Lebensqualität.
Morbus Crohn kann zwar nicht geheilt, aber gut therapiert werden.
Welche Symptome im Mittelpunkt stehen, wie man mit Morbus Crohn trotzdem gut leben kann und welche Therapien, Medikamente und Formen der Ernährung gegen die Erkrankung helfen, lesen Sie hier.
Was ist Morbus Crohn?
Morbus Crohn gehört zu den chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED). Anders als bei Colitis Ulcerosa kann jeder Bereich des Verdauungstraktes und Darms, vom Mund bis zum After, entzündet sein. Von der Krankheit betroffen sind meist verschiedene Darmabschnitte gleichzeitig, besonders häufig jedoch der letzte Abschnitt des Dünndarms und der Dickdarm betroffen.
"Morbus" ist das lateinische Wort für "Krankheit". "Crohn" stammt vom US-amerikanischen Magen- und Darmspezialisten Burrill Bernard Crohn, der das Krankheitsbild 1932 beschrieben hat.
An Morbus Crohn leiden in Deutschland etwa 120-200 Menschen pro 100.000 Einwohner und Einwohnerin. In den letzten 20 Jahren hat die Zahl der Krankheitsfälle deutschlandweit stetig zugenommen. Männer und Frauen sind gleich häufig von der Erkrankung betroffen.
Morbus Crohn bricht überwiegend in jungen Jahren aus, durchschnittlich zwischen dem 15. und 35. Lebensjahr. Bei rechtzeitiger medizinischer Behandlung der Krankheit und einer Änderung der Lebensgewohnheiten beeinträchtigt Morbus Crohn die Lebenserwartung nicht.
Morbus Crohn: Was passiert im Körper?
Bei Morbus Crohn richtet sich das Abwehrsystem gegen den eigenen Körper. Allerdings nicht im Sinne einer Autoimmunerkrankung, wie man früher glaubte. Da die Reaktion des Immunsystems nicht vom Körper ausgelöst wird, spricht man heute von einer immunbedingten Krankheit.
Die Darmschleimhaut entzündet sich – und zwar nicht nur oberflächlich, wie bei Colitis Ulcerosa, sondern auch in tiefen Schichten der Darmwand. Der ganze Verdauungstrakt und verschiedene Darmabschnitte sind also betroffen.
Symptome von Morbus Crohn
Die Entzündungen führen zu anhaltenden heftigen wässrigen und auch blutig-schleimigen Durchfällen. Dazu kommen krampfartige Bauchschmerzen, Appetitlosigkeit und Fieber.
Morbus Crohn kann unterschiedlich ausgeprägt sein: mit mildem Krankheitsverlauf und seltenen Beschwerden, infolge von schwacher Entzündungsaktivität, oder auch schweren Symptomen mit häufigen Beschwerden.
Ursachen von Morbus Crohn
Warum Menschen an Morbus Crohn erkranken, ist noch nicht restlos geklärt. Vermutlich liegt es an mehreren Faktoren, es ist also eine multifaktorielle Krankheit:
• Vererbung spielt eine Rolle, denn Morbus Crohn tritt familiär gehäuft auf.
• Ein Zusammenhang mit einem veränderten Gen namens NOD2 scheint gesichert.
• Raucher und Raucherinnen haben ein doppelt so hohes Risiko an Morbus Crohn zu erkranken wie Nichtraucher.
• Auch eine Störung der Barriere-Funktion der Darmwand wird als eine der wesentlichen Ursachen bei der Entstehung der CED gesehen. Die Darmflora ist geschwächt und das führt häufiger zu Entzündungen.
• Da chronisch entzündliche Darmerkrankungen in Industrieländern weitaus häufiger vorkommen, spielen offenbar auch Umwelteinflüsse eine Rolle. Eine chinesische Studie zeigte 2021 beispielsweise, dass Menschen mit einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung mehr Mikroplastik im Darm tragen, als gesunde Menschen.
• Auch psychische Einflüsse spielen eine große Rolle bei Ausbruch und Verlauf von Morbus Crohn. Hintergrund: Darm und Gehirn sind eng verbunden - so entstehen Wechselwirkungen.
• Ungünstige Ernährung wird als mitauslösender Faktor gesehen.
Wie häufig ist ein Schub bei Morbus Crohn?
Morbus Crohn verläuft typischerweise in Schüben: Symptomfreie Phasen wechseln mit Entzündungsphasen ab, die dann mehrere Wochen dauern können. Etwa jede dritte von der Erkrankung betroffene Person hat innerhalb eines Jahres nach einer Akutphase einen erneuten Entzündungsschub, also wiederkehrende Symptome.
Komplikationen: Wie schlimm kann Morbus Crohn werden?
Wird die Krankheit nicht behandelt, belastet das den Körper auf Dauer schwer und es kann zu diesen Folgeerkankungen bzw. Komplikationen kommen:
• Wegen der ständigen Entzündungen bilden sich im Darm häufig Geschwüre, außerdem Verengungen (Stenosen). Die Folge kann ein lebensbedrohlicher Darmverschluss sein.
• Eine weitere Komplikation ist die Entstehung von Fisteln, d.h. entzündeten Verbindungsgängen zwischen zwei Darmschlingen oder vom Darm zu anderen Organen.
• Da die Nährstoffe nicht im Körper behalten werden, kann es im Verlauf einer unbehandelten Erkrankung zu Mangelernährung kommen.
Begleiterkrankungen von Morbus Crohn
Die chronisch entzündliche Darmerkrankung ist nicht nur eine Belastung für den direkten Verdauungstrakt. Es kommt häufig auch zu Beschwerden außerhalb des Darmes, vor allem Gelenkschmerzen, Entzündungen der Augen oder der Haut.
Wegen der Störung der Darmfunktion entstehen öfter Gallensteine bzw. Nierensteine. Und auch das Risiko für Darmkrebs ist erhöht.
Diagnose: Wie stellt man fest, ob man Morbus Crohn hat?
Sie erfolgt in einer gastroenterologischen Praxis oder Klinik. Erst werden viele Fragen gestellt, um den Beschwerden genau auf den Grund zu gehen und auch Colitis Ulcerosa auszuschließen. Während Morbus Crohn den ganzen Verdauungstrakt betreffen kann, tritt die Krankheit Colitis Ulcerosa am Dickarm oder Enddarm, also an bestimmten Darmabschnitten, auf.
Auch andere Erkrankungen können ähnliche Symptome verursachen, wie z.B. ein entzündeter Blinddarm, ein Reizdarm oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten.
Dann erfolgt das Abtasten des Unterbauchs, eine Blutanalyse sowie eine Stuhlprobe. Meist wird der Darm mit dem Ultraschall durch die Bauchdecke untersucht, um zu sehen, ob die Darmwand verdickt ist.
Am wichtigsten ist die Darmspiegelung, bei der ein Schlauch in den Darm eingeführt wird und die Darmwände betrachtet werden. Dabei möglicherweise entnommene Gewebeproben werden im Labor analysiert und zeigen die Art und Schwere der Erkrankung.
Behandlung von Morbus Crohn
Ziel ist, die Entzündungsaktivität einzudämmen, die akuten Schübe zu vermindern und die symptomfreien Phasen zu verlängern. Das hebt die Lebensqualität. Gleichzeitig wird der Schädigung der Darmschleimhaut und der Bildung von Komplikationen wie Fisteln vorgebeugt.
Bei sehr leichten Schüben können Schonkost und Ruhe ausreichen. Aber auch ausreichend Bewegung kann dem Darm Gutes tun. Außerdem werden die Symptome behandelt, also Schmerzen, Durchfall oder Krämpfe.
Ernährung bei Morbus Crohn
Im akuten Schub hilft keine spezielle Diät. Empfohlen wird aber, während eines Schubes auf ballaststoffreiche Kost zu verzichten, um Dünndarm und Dickdarm nicht zusätzlich zu belasten und Beschwerden zu mindern. Meist werden ohnehin nur wenige milde Nahrungsmittel vertragen.
Als günstig gelten Gemüsesuppen und Brot, püriertes Obst oder auch Babynahrung aus dem Glas.
Damit der Körper nicht entkräftet, sollte man sich möglichst kalorienreich ernähren. Am besten mit mehreren kleinen Mahlzeiten am Tag. Wichtig ist, ausreichend zu trinken, denn der Körper verliert wegen der Durchfälle bei dieser Erkrankung des Verdauungstraktes viel Wasser.
Tee, stilles Wasser oder Saftschorle können dem Verlust an Mineralstoffen entgegenwirken. Hochkalorische Trinknahrung (Astronautenkost) hilft, den Körper mit den wichtigsten Nährstoffen zu versorgen. Die Einnahme von bestimmten Nährstoffen, in Form von Nahrungsergänzungsmitteln, kann sinnvoll sein, wird aber oft nicht vertragen. Manchmal kann künstliche Ernährung mittels einer Sonde nötig werden.
Wenn keine akuten Beschwerden auftreten ist es wichtig, sich besonders gesund, vielseitig und ausgewogen zu ernähren, damit der Körper sich erholen kann und das Immunsystem gestärkt wird. Also ausreichend frisches Obst und Gemüse und Ballaststoffe zu essen. Verzichten sollte man auf Fertigprodukte, da sie viele künstliche Zusatzstoffe enthalten, die den Darm reizen können. Dringend empfohlen wird, nicht zu rauchen.
Manche betroffenen Personen geben an, dass sie mit einer bestimmten Ernährungsform eine Verbesserung ihrer Erkrankung erreicht haben. In Studien hat sich das jedoch nicht bestätigt.
Welche Medikamente helfen bei Morbus Crohn?
Wenn Schonkost, Bewegung und Ruhe nicht zu einer Verbesserung führen, kommen Medikamente zum Einsatz, die die Entzündungsprozesse im Darm stoppen. Die Wahl der Mittel richtet sich auch danach, welche Darmbereiche betroffen sind.
Häufig werden Kortison-Präparate gegeben. Sie hemmen nicht nur die Entzündung, sondern auch die überschießende Aktivität des Immunsystems.
In schweren Fällen können Medikamente nötig werden, die das Immunsystem unterdrücken, sogenante Immunsuppressiva (z.B. Methotrexat). Als weitere Behandlungsmöglichkeit gibt es Biologika, also Medikamente, welche biotechnologisch hergestellt werden (TNF-α-Blocker).
Es ist wichtig, dass die Entzündung ausreichend behandelt wird. Sonst können sich im Darm Infektionen und Abszesse, also Eiteransammlungen, bilden.
Viele Patientinnen und Patienten mit Morbus Crohn erhalten eine dauerhafte medikamentöse Therapie, um den Schüben vorzubeugen. Dafür werden ebenfalls beispielsweise Medikamente eingesetzt, die das Immunsystem unterdrücken (Immunsuppressiva).
Neue Therapien gegen Morbus Crohn
In klinischen Studien erforscht man neue Behandlungsansätze. Dabei wird beispielsweise die Wirksamkeit von Biologika untersucht, die einen anderen Wirkmechanismus haben als solche, die bereits zur Behandlung eingesetzt werden.
Kann eine Operation gegen Morbus Crohn helfen?
Bei ca. 80 - 90 Prozent der betroffenen Personen ist mindestens einmal im Laufe ihres Lebens eine Operation nötig. Ziel ist dann, Engstellen im Dünndarm oder Dickdarm zu weiten, nicht heilende Fisteln zu verschließen und Abszesse bzw. erkrankte Darmpartien zu entfernen.
Alternative Therapie gegen Morbus Crohn
Von einer rein alternativmedizinischen Behandlung bei Morbus Crohn wird von Expertinnen und Experten grundsätzlich abgeraten.
Zusätzlich zur schulmedizinischen Behandlung können aber komplementärmedizinische Verfahren unterstützend wirken, wie z. B. Homöopathie, Naturheilverfahren, Traditionelle Chinesische Medizin (TCM), Akupunktur oder Ayurvedische Medizin. Entspannungsverfahren wie Yoga, Meditation oder Autogenes Training gelten begleitend als hilfreich.
Beitrag von Carola Welt