Darmverschluss: Frau hält sich den schmerzenden Bauch (Quelle: imago/photothek)
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Krankheit - Darmverschluss – Ursache, Symptome & Behandlung

Ein Darmverschluss ist ein gefährlicher Notfall. Infos zu Anzeichen und Symptomen, Ursachen und der Behandlung finden Sie hier.

Bei einem Darmverschluss ist der Transport der Nahrung durch den Darm gestört. Was harmlos klingt, kann im schlimmsten Fall tödlich enden. Typische Anzeichen sind starke Bauchschmerzen, ein geblähter Bauch, ausbleibender Stuhlgang sowie Übelkeit und Erbrechen. Betroffene sollten möglichst schnell ein Krankenhaus aufsuchen. Denn: Bei 20 Prozent der Personen, die mit stärksten Bauchschmerzen ins Krankenhaus kommen, steckt tatsächlich ein Darmverschluss dahinter. Eine frühe Therapie verbessert die Überlebenschancen deutlich.
 
Was sind Symptome und Anzeichen eines Darmverschlusses? Wie kommt es dazu? Warum ist ein Darmverschluss so gefährlich? Und wie wird er behandelt? All das lesen Sie hier.

Inhalt in Kürze

• Bei einem Darmverschluss erschwert ein Hindernis oder eine Funktionsstörung das Wandern der Nahrung durch den Darm.
• Typische Symptome sind starke Bauchschmerzen, ein geblähter Bauch, Übelkeit, Erbrechen und das Ausbleiben des Stuhlgangs.
• Die Betroffenen müssen schnell im Krankenhaus überwacht und behandelt werden.
• Wenn ein Abstreben des Darms droht, muss eine Not-OP durchgeführt werden.

 

 

 

Was passiert bei einem Darmverschluss?

Ein Darmverschluss (medizinisch Ileus) tritt auf, wenn die Darmpassage – das Wandern des Speisebreis vom Magen durch den Dünndarm und Dickdarm bis in die Toilette – behindert wird.
 
Einerseits kann die Ursache ein Hindernis sein (mechanischer Ileus), das im Darm sitzt oder ihn von außen eindrückt. Der Hohlraum ist an einem Darmabschnitt im wahrsten Sinne des Wortes verschlossen. In 80 Prozent der Fälle betrifft das den Dünndarm, in 20 Prozent den Dickdarm. Oft ist das Wandern des Darminhalts am Hindernis vorbei zunächst zum Teil noch möglich. Diese Vorstufe des kompletten Ileus nennt man Subileus oder inkompletter Darmverschluss.
 
Andererseits kann eine Funktionsstörung der Darmbewegung (paralytischer Ileus, Darmlähmung) der Grund für den Darmverschluss sein. Die wellenförmigen Bewegungen der Darmmuskulatur, die für den Transport der Nahrung nötig sind, sind dann stark abgeschwächt oder gar nicht mehr vorhanden.

Ursachen: Wieso entsteht ein Darmverschluss?

Die häufigsten Ursachen für mechanische Darmverschlüsse im Dünndarm sind Folgende:
 
• Verwachsungen im Bauchraum (sog. Adhäsionen), die nach einer Operation im Bauchraum entstehen können. Auch wenn die OP lange her ist, können Narbenstränge und Verwachsungen die Darmschlingen stark von außen eindrücken.
• Eingeklemmte Bauchwandbrüche (Hernien) – häufig Leistenbrüche. Dabei können Darmschlingen in der Bauchwand einklemmen und die Darmpassage unmöglich machen.
 
Mechanischen Darmverschlüsse des Dickdarms haben meist andere Ursachen:
 
• Oft blockiert ein Tumor – zumeist Darmkrebs – dem Darminhalt den Durchgang.
• Seltener führen Entzündungen zu einer Verdickung und Schwellung der Darmwand, so dass sie selbst ein Hindernis für den Stuhl darstellt. Das kann bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (besonders Morbus Crohn, aber auch Colitis ulcerosa) oder einer Divertikulitis (eine Entzündung kleiner Aussackungen der Darmwand) der Fall sein.

Seltener kann bei schweren, meist länger bestehenden Verstopfungen extrem harter Stuhlgang die Durchgängigkeit des Dünndarms oder Dickdarms blockieren. In der Schwangerschaft kann das Baby im Bauch auf die Darmschlingen drücken und einen Darmverschluss auslösen. Meist handelt es sich dann um einen Subileus.
 
Ein paralytischer Ileus tritt häufig nach einer Operation im Bauchraum auf. Der Darm kann auf das Berühren während der OP reflektorisch mit einer verminderten Beweglichkeit reagieren. Außerdem tragen Schmerzen, eingesetzte Schmerzmedikamente (Opioide) und Entzündungen im Bauchraum nach Operationen zu der Entstehung einer Darmlähmung bei. Sie tritt bei 10-15 Prozent der Eingriffe im Bauch auf und setzt meist drei bis fünf Tage nach der Operation ein.
 
Eine Darmlähmung kann außerdem ausgelöst werden durch:
 
• Andere Gründe für Entzündungen im Bauch (z.B. Bauchspeicheldrüsenentzündung)
• Andere Ursachen für starke Schmerzen (z.B. ein Wirbelbruch)
Starke Schmerzmittel (Opioide) oder andere risikobehaftete Medikamente
Verschiebungen in den Blutsalzen
• Verengung oder Verschluss von Gefäßen, die den Darm mit Sauerstoff versorgen

Wer bekommt einen Darmverschluss?

Besonders gefährdet sind Personen nach Operationen im Bauchraum: Ein paralytischer Ileus kann die Darmpassage stören oder Verwachsungen können durch das Eindrücken von Darmschlingen einen mechanischen Ileus hervorrufen.
 
Ein höheres Risiko besteht auch wenn Erkrankungen bekannt sind, die einen Darmverschluss auslösen können (z.B. Darmkrebs). Das ist häufiger bei alten Menschen der Fall. Sie nehmen zudem häufiger starke Schmerzmittel (Opioide). Weil ältere Menschen zumeist weniger trinken, sich weniger bewegen und eine langsamere Verdauung haben, haben sie außerdem öfter chronische Verstopfungen, die im schlimmsten Fall einen Darmverschluss verursachen. Prinzipiell kann ein Darmverschluss aber in jedem Alter auftreten – auch bei Kindern.

Weitere Darmbeschwerden

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Darmverschluss bei Kindern, Säuglingen und Neugeborenen

Die häufigsten Ursachen für einen Darmverschluss im Kindesalter sind eingeklemmte Bauchwandbrüche (Hernien) und Darminvaginationen.
 
Invagination
 
Eine Darminvagination ist besonders bei Säuglingen im Alter von drei bis zwölf Monaten oft Ursache eines mechanischen Darmverschlusses. Dabei stülpen sich Darmabschnitte des Dünndarms ineinander. Das bildet ein Hindernis für den Speisebrei und die Gefäße zur Versorgung der Darmabschnitte werden abgeschnürt.
 
Die Kinder bekommen plötzlich starke Bauchschmerzen. Oft ziehen sie ihre Beine an. Zudem kann Übelkeit und Erbrechen auftreten und die Kinder sind häufig blass. Typisch für die Invagination ist, dass die Kinder zwischendurch immer wieder ruhig sind und keine Symptome haben. In späteren Stadien kann Blut im Stuhlgang auftauchen.
 
Die Darminvagination ist ein Notfall. Bei den beschriebenen Anzeichen sollten Eltern mit ihren Kindern zügig in die nächste Notaufnahme fahren. Oft kann die Einstülpung der Darmabschnitte durch Einläufe gelöst werden. Sonst muss der Darm in einer Operation gelöst werden.
 
Eingeklemmter Bauchwandbruch (Hernie)
 
Leistenbrüche sind anatomisch bedingt vor allem bei Jungen häufig. Die Ausstülpung des Bauchfells durch eine Schwachstelle der Bauchwand kann teilweise Darmschlingen enthalten. Diese können in der Bauchwand einklemmen und einen Darmverschluss verursachen.
 
Zum Teil kann der Bruch als eine Vorwölbung in der Leisten- oder auch in der Nabelregion zu sehen oder zu tasten sein. Die Kinder haben Schmerzen, einen aufgeblähten Bauch und können erbrechen. Säuglinge sind unruhig, schreien und verweigern Nahrung.
 
Eine eingeklemmte Hernie muss immer mit einer Operation behandelt werden. Der eingeklemmte Dünndarm wird gelöst, sodass wieder Darminhalt hindurchwandern kann.
 
Ursachen bei Neugeborenen
 
Das Mekonium ist der erste Stuhlgang des Neugeborenen. Ist es zäh und klebrig, kann es Darmabschnitte verschließen – ein sogenannter Mekoniumileus entsteht. Die häufigste Ursache hierfür ist die angeborene Erkrankung Mukoviszidose.
 
Eine seltene Ursache eines paralytischen Darmverschlusses bei Neugeborenen ist der Morbus Hirschsprung. Bei dieser angeborenen Krankheit fehlen in Teilen des Darms Nervenzellen, die für die Beweglichkeit des Darms zuständig sind.

Wie gefährlich ist ein Darmverschluss?

Jeder Darmverschluss ist ein Notfall. Durch die gestörte Darmpassage staut sich Nahrungsbrei auf. Die Darmwand wird stark gedehnt und geschädigt. Flüssigkeit und wichtige Salze aus dem Speisebrei können nicht mehr aufgenommen werden. Außerdem können Bakterien durch die Darmwand wandern und eine Blut- oder Bauchfellentzündung auslösen. Im schlimmsten Fall bricht die Darmwand komplett durch und Darminhalt tritt aus.
 
All dies kann zu lebensbedrohlichen Kreislaufstörungen bis hin zum Kreislaufversagen führen. Der mechanische Darmverschluss ist besonders gefährlich. Er endet bei bis zu 25 Prozent der Betroffenen mit dem Tod.

Symptome und Anzeichen eines Darmverschlusses

Um einen gefährlichen Verlauf zu verhindern, sollten betroffene Personen bei Anzeichen eines Darmverschlusses möglichst schnell in die Notaufnahme gebracht werden.
 
Starke Bauchschmerzen beginnen bei einem mechanischen Darmverschluss meist plötzlich, stark und krampfartig. Zu Anfang sind sie zum Teil noch an dem Ort des tatsächlichen Verschlusses zu spüren. Im Verlauf breiten sie sich meist auf den gesamten Bauch aus. Bei der Darmlähmung sind die Schmerzen meist schwächer und noch diffuser.
Übelkeit und schwallartiges Erbrechen treten bei einem Dünndarmverschluss relativ früh auf. Ist der Dickdarm verschlossen, passiert das eher später – dann kann es bis hin zum Koterbrechen kommen.
• Ein stark aufgeblähter Bauch wird besonders stark von Patienten und Patientinnen mit einer Darmlähmung beklagt.
• Typische Symptome sind außerdem das komplette Ausbleiben von Stuhl- und Windabgang: ein Stuhl- und Windverhalt. Doch das passiert häufig erst nach ein paar Tagen.
• Tritt im Verlauf eine Entzündung des Blutes oder des Bauchfells auf, entwickeln die Patienten und Patientinnen Fieber, einen schnellen Puls und kalten Schweiß und sind zumeist blass.

Darmverschluss oder Verstopfung: Wann sollten Sie hellhörig werden?

Ein harter Stuhlgang und Verstopfungen sind häufig. Oft sind sie harmlos und vergehen wieder. Wie sie eine Verstopfung lösen können, lesen sie hier.
 
Lange anhaltende Verstopfungen können aber auch in einen Subileus oder einen kompletten Darmverschluss übergehen. Hellhörig sollten Sie werden, wenn die Hausmittel nicht mehr helfen, die normalerweise wirksam waren. Wenn sich zudem die oben genannten Symptome entwickeln, sollten Sie diese zügig abklären lassen. Insbesondere wenn Sie in der Vergangenheit eine OP im Bauchraum hatten, eine Schwangerschaft vorliegt oder ein Darmkrebs oder eine entzündliche Darmerkrankung (z.B. Morbus Crohn) bekannt ist. Generell gilt: Gehen Sie lieber früher als später in die Notaufnahme!

Gut für die Verdauung

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Darmverschluss trotz Stuhlgang?

Kann man einen Darmverschluss haben, obwohl man weiterhin Stuhlgang hat?
 
Ja! Trotz Stuhlgang kann ein Darmverschluss vorliegen. Denn: Bei einem Subileus kommt noch ein wenig Stuhlgang am Hindernis vorbei. Ein kompletter Wind- und Stuhlverhalt tritt häufig erst im Verlauf auf.
 
Manchmal können Hindernisse im Darm sogar zeitweise zu Durchfällen führen. Ein typisches Beispiel ist eine Einengung des Darms durch einen Krebs. Zunächst ist der Stuhlgang erschwert, der Stuhl staut sich vor dem Krebs zurück. Hier zersetzen die Bakterien mehr und mehr den angestauten Kot und weichen ihn auf. Die flüssigen Anteile kommen dann am Tumor vorbei. Die Patienten und Patientinnen haben Durchfall.

Diagnose: Symptome eines Darmverschlusses – was tun?

Bei Vorzeichen eines Ileus muss schnell eine Notaufnahme aufgesucht werden. Zunächst stellt die Ärztin oder der Arzt einige Fragen und untersucht die betroffene Person. Durch das Abhören des Bauches kann die Darmbewegung beurteilt werden. Zudem wird der Bauch abgetastet und der Enddarm mit einem Finger untersucht. Mithilfe einer Blutentnahme wird nach Hinweisen für Ursachen des Darmverschlusses gesucht.
 
Bei einer Ultraschalluntersuchung kann der Arzt oder die Ärztin sehen, wie stark der Darm sich bewegt und möglicherweise ein Hindernis (z.B. Verwachsungen) identifizieren. Wichtig ist zudem eine genauere Bildgebung: Sind die Betroffenen stabil, wird meist ein Röntgenbild gemacht. Bei schwerer kranken Personen entscheiden sich der Arzt oder die Ärztin meist für eine Computertomographie. Bei der Bildgebung wird Kontrastmittel verwendet. Das wird von den Patienten und Patientinnen geschluckt, so dass im Bild zu sehen ist, wo der Darminhalt steckenbleibt. Dieses Kontrastmittel wirkt zudem selbst abführend und ist somit auch Teil der Behandlung.

Behandlung: Was wird gemacht, wenn ein Darmverschluss vorliegt?

Alle Patienten und Patientinnen mit einem Darmverschluss werden auf einer chirurgischen Station aufgenommen und eng überwacht. Wie lange der Krankenhausaufenthalt sein wird, hängt von der Ursache und dem Verlauf des Ileus ab. Die Patienten und Patientinnen bekommen Schmerzmittel und Infusionen über die Vene, um dem Flüssigkeits- und Blutsalzverlust entgegenzuwirken. Bei Fieber wird oft ein Antibiotikum gegeben. Die Betroffenen dürfen erst einmal nicht mehr essen. Oft bekommen Patienten und Patientinnen, die erbrechen, eine Magensonde. Darüber kann der Speisebrei abgesaugt und der Darm entlastet werden.
 
Bei einem paralytischen Ileus wird durch verschiedene Maßnahmen probiert, die Darmbeweglichkeit wieder in Schwung zu bekommen. Teilweise genügt das abführendwirkende Kontrastmittel als Behandlung aus. Zudem können den Darm anregende Medikamente, sogenannte Prokinetika, gegeben werden. Auch Kaugummikauen kann laut einiger Studien helfen, die Darmpassage wieder anzukurbeln.
 
Nicht-operative Therapieformen können auch bei einem mechanischen Darmverschluss erfolgreich sein. Ein Subileus kann bei 80 Prozent der Betroffenen durch das abführendwirkende Kontrastmittel und Flüssigkeit und Salze über die Vene gelöst werden. Eine nicht-operative Behandlung kann aber nur bei stabilen Patienten und Patientinnen, unter strenger ärztlicher Überwachung versucht werden. Sind die Maßnahmen nicht erfolgreich, muss schnell operiert werden. Ist der Kreislauf der Betroffenen nicht stabil oder droht ein Absterben des Darms, muss innerhalb von 6 Stunden operiert werden.

OP: Wie wird der mechanische Darmverschluss operiert?

Heutzutage kann die Operation eines mechanischen Darmverschlusses immer häufiger minimal-invasiv, über wenige kleine Schnitte in der Bauchdecke, durchgeführt werden.
 
Bei der Operation entfernen die Bauchchirurgen und -‑chirurginnen bestmöglich das Hindernis im oder am Darm. So durchtrennen sie etwa Verwachsungen oder lösen eingeklemmte Hernien. Außerdem werden abgestorbene Darmabschnitte entfernt und die gesunden Darmanteile aneinandergenäht. Zum Teil ist kurz- oder langfristig die Anlage eines Stomas notwendig.
 
Nach der Operation werden die Patienten und Patientinnen erst weiterhin über die Vene ernährt, bis die Beweglichkeit des Darms zurückgekehrt ist. Dann kann langsam und schonend wieder mit dem Essen begonnen werden.

Prävention: Wie kann man einen Darmverschluss vorbeugen?

Die Ursachen für einen Darmverschluss sind divers. Nicht alle kann man verhindern. Sie können dennoch auf ein paar Dinge achten:
 
• Personen, die schon einmal eine Bauchoperation hatten, sollten auf Symptome eines Darmverschlusses achten und bei ausbleibendem Stuhlgang oder starken Bauchschmerzen schnell zu einem Arzt oder eine Ärztin gehen.
• Nutzen Sie die Darmkrebsfrüherkennung ab dem 50. Lebensjahr. So können viele Tumore in frühen Stadien entfernt werden und ein Ileus wird unwahrscheinlicher.
• Sollte bei Ihnen ein Leistenbruch (Hernie) erkannt werden, zögern Sie nicht mit einer Behandlung. Dann sinkt das Risiko, dass sich der Bruch einklemmt und ein Ileus entsteht.
• Sollten sie Opioide als Schmerzmittel einnehmen, besprechen Sie mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt, ob es sinnvoll wäre, zusätzlich ein Abführmittel einzunehmen.
• Schweren Verstopfungen können Sie verbeugen, indem Sie möglichst viel Gemüse, Obst und Ballaststoffe zu sich nehmen und ausreichend trinken. Außerdem hilft Bewegung.

Beitrag von Angelika Schneider