Zöliakie: Bild zeigt Brote aus verschiedenen Getreiden auf einem Tisch (Bild: unsplash/Wesual Click)
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Wenn Getreideeiweiß krank macht - Zöliakie (Glutenunverträglichkeit): Diagnose & Therapie

Zöliakie ist eine Erkrankung, bei der das Immunsystem auf Gluten (Klebereiweiß) in Getreiden reagiert. Symptome betreffen besonders den Dünndarm.

Inhalt in Kürze

• Schätzungsweise 400.000 Menschen leiden hierzulande unter einer echten Glutenunverträglichkeit, auch Zöliakie oder Sprue genannt.
• Typischerweise haben Betroffene Beschwerden wie Bauchkrämpfe und Durchfälle, leiden aber auch unter unspezifischen Anzeichen wie Erschöpfung und Müdigkeit.
• Zur Diagnose der Zöliakie helfen Tests auf Antikörper.
• Die einzig wirksame Therapie dieser Autoimmunerkrankung ist eine lebenslange glutenfreie Diät.
• Unbehandelt führt Zöliakie zu Mangelerscheinungen wie Blutarmut oder Osteoporose.

Zwischen 0,5 und 1 Prozent der Menschen hierzulande haben eine Glutenunverträglichkeit (Zöliakie). Sie reagieren z. B. mit Bauchkrämpfen, Durchfällen und Blähungen auf Gluten. Gluten wird oft auch "Klebereiweiß" genannt und ist tatsächlich ein Protein (Eiweiß), das in zahlreichen glutenhaltigen Getreiden enthalten ist. Als bekanntester Vertreter gilt Weizen.

Die Zöliakie tritt überdurchschnittlich oft zusammen mit anderen Autoimmunerkrankungen auf, wie etwa Diabetes mellitus Typ I oder einer Schilddrüsenunterfunktion vom Typ Hashimoto.

Verhältnismäßig viele Menschen - jedenfalls eine deutlich höhere Zahl als die der nachweisbar Betroffenen - glauben von glutenfreier Ernährung gesundheitlich zu profitieren. Tatsächlich gibt es neben der echten Glutenunverträglichkeit bzw. Zöliakie (mit Bildung von Antikörpern) auch eine Sensitivität auf glutenhaltige Lebensmittel (häufig wird Weizensensitivität vermutet).
 
Hier finden Sie Infos zu Symptomen, Möglichkeiten der Diagnose und Behandlungsmethoden im Überblick.

Was ist Zöliakie?

Die Zöliakie (Glutenunverträglichkeit), beim Erwachsenen auch einheimische Sprue genannt, ist eine chronische Erkrankung des Dünndarms, die auf einer lebenslangen Unverträglichkeit gegenüber dem Klebereiweiß Gluten beruht. Neben Weizen enthalten auch Hafer, Roggen und Dinkel den natürlichen Eiweißstoff.

Das Gluten löst beim Kontakt mit der Dünndarmschleimhaut eine Entzündung aus, die zu den typischen Beschwerden führt: Bauchkrämpfe, Durchfälle und Blähungen.
 
Durch die chronischen Entzündungen der Darmschleimhaut bilden sich die Dünndarmzotten zurück. Die Darmoberfläche schrumpft, so dass der Darm nicht mehr ausreichend Nährstoffe über die Darmschleimhaut aufnehmen kann.

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Symptome: Wie merkt man, dass man Zöliakie hat?

Blähungen, Durchfälle, Bauchschmerzen – das sind typische Anzeichen für bzw. Beschwerden bei Zöliakie. Fachleute nennen die Erkrankung aber auch das "Chamäleon der Inneren Medizin", weil Glutenunverträglichkeit (Zöliakie) so viele unterschiedliche Beschwerden verursachen kann:
neben Symptomen der Darmentzündung wie Durchfall, Verstopfung oder Blähungen eben auch Müdigkeit und Erschöpfung infolge von Blutarmut und Vitaminmangel. Diese Beschwerden betreffen weniger den Darm und können daher bei der Diagnose auf eine falsche Fährte führen.

Folge: Es kann Jahre dauern, bis Menschen mit einer Glutenunverträglichkeit endlich wissen, woran sie leiden. Denn die Symptome, die auftreten, sind teilweise so unspezifisch, so dass man sie auch vielen anderen Erkrankungen zuordnen kann. 
Zu den Beschwerden gehören neben dem schon genannten Bauchweh und Durchfällen auch Mattigkeit, Herzstolpern oder Gewichtsschwankungen.

Nach und nach verschlechtern sich auch die Blutwerte für Eisen, Folsäure und andere wichtige Mineralstoffe und es treten vor allem durch die Entzündungen der Dünndarmschleimhaut Mangelerscheinungen wie eine Blutarmut auf.

Ursachen: Warum bekommt man eine Zöliakie?

Bei Menschen mit einer entsprechenden genetischen Veranlagung reagiert der Körper allergisch auf Gluten bzw. glutenhaltige Lebensmittel. Das Eiweiß ist in fast allen einheimischen Getreidesorten enthalten.
 
Das körpereigene Immunsystem bildet Antikörper gegen das Getreideeiweiß. Sie führen zu einer entzündlichen Reaktion der Darmschleimhaut (genauer: Dünndarmschleimhaut), indem sie Zellen des Immunsystems dazu anregen, Darmzellen zu zerstören. Dies führt zu verschiedenen Symptomen, die der Zöliakie (Glutenunverträglichkeit) zugeordnet werden (siehe oben).

Wie wird eine Zöliakie diagnostiziert?

Für eine eindeutige Diagnose einer Zöliakie entnehmen Ärzte und Ärztinnen während einer Magen-Darm-Spiegelung Gewebeproben des Zwölffingerdarms. Das ist der erste Abschnitt des Dünndarms, der direkt auf den Magen folgt.

Normalerweise sitzen auf der Darmoberfläche zahlreiche Zotten, die wie Teppichfransen aussehen. Sie vergrößern die Oberfläche der Darmschleimhaut und verbessern so die Nährstoffaufnahme. Bei einer Zöliakie (Glutenunverträglichkeit) bilden sich diese Zotten infolge der chronischen Entzündung zurück. Die Veränderungen lässt sich in den Gewebeproben nachweisen.

Außerdem hilft eine Blutuntersuchung für die Diagnose: Ärzte oder Ärztinnnen können im Blut von Betroffenen verschiedene Antikörper nachweisen. Diese Antikörper richten sich gegen körpereigene Strukturen – daher die Bezeichnung Autoimmunerkrankung. Im Falle der Zöliakie richten sich die Antikörper gegen das Enzym Gewebstransglutaminase.

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Was passiert, wenn man Zöliakie (Glutenunverträglichkeit) ignoriert?

Wer trotz Glutenunverträglichkeit weiter glutenhaltige Lebensmittel isst, bei dem ist der Darm dauerhaft entzündet.
Der Darm kann lebenswichtige Elemente wie Eisen, Vitamine und Kalzium nicht richtig aufnehmen. Mangelerscheinungen und Knochenschwund sind mögliche Folgen. Patienten und Patientinnen mit einer Zöliakie, die trotzdem weiterhin Gluten verspeisen, haben außerdem ein erhöhtes Darmkrebsrisiko.

Wie wird Zöliakie behandelt?

Die Therapie ist einfach: Wer eine Zöliakie (Glutenunverträglichkeit) hat, muss lebenslang Lebensmittel vermeiden, die den entzündlichen Stoff enthalten, also stattdessen glutenfreie Lebensmittel zu sich nehmen.
 
Im Vergleich zu früher müssen Menschen mit Glutenunverträglichkeit allerdings heutzutage kaum mehr auf etwas verzichten, um Beschwerden und Folgen zu vermeiden. Brot, Nudeln, Mehl und Pizza – fast alle Nahrungsmittel gibt es heute auch glutenfrei. Sie werden speziell aus Mais, Hirse, Buchweizen, Reis, Soja, Quinoa, Amaranth, Kichererbsen und Teff hergestellt, auch als Zwerghirse bekannt. Selbst Restaurants bieten heute vielerorts glutenfreies Essen an.
 
Aber: Eine Glutenunverträglichkeit ist nicht heilbar. Die einzig wirksame Therapie besteht in einer lebenslangen glutenfreien Diät.

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Wie lange braucht der Körper, um sich von Gluten zu erholen?

Sobald auf Gluten verzichtet wird (glutenfreie Diät), können sich die Darmzotten wieder aufbauen – und die Darmschleimhaut kann sich erholen.
Bei manchen Menschen verschwinden die Beschwerden bereits nach wenigen Tagen, wenn sie sich glutunfrei ernähren; bei anderen erst nach einigen Wochen oder Monaten.

In welchem Alter tritt Zöliakie auf?

Früher glaubte man, dass vor allem Kinder erkranken. Heute ist klar: Die Glutenunverträglichkeit kann in allen Lebensphasen erstmals auftreten.

Ist glutenfrei essen besser für die Gesundheit?

Heute essen auch viele Menschen glutenfrei, die keine nachgewiesene Zöliakie haben (oder andere Beschwerden auslösende Getreideunverträglichkeiten wie eine Weizenallergie, etc.). Manche Menschen glauben, dass glutenfreie Lebensmittel per se gut für sie ist – oft ohne jemals zu dem Thema bei einem Arzt gewesen zu sein.
 
Von einer eigenmächtigen glutenfreien Diät raten Fachleute allerdings ab: Die Forschung hat keine Hinweise darauf, dass es gesunden Menschen, die sich glutenfrei ernähren, in irgendeiner Art und Weise gesundheitlich besser geht.
Stattdessen birgt die glutenfreie Diät auf eigene Faust die Gefahr, dass eine tatsächliche Zöliakie unerkannt bleibt (z. B. weil Antikörpertests dann falsch negativ ausfallen) und die damit notwendige Darmkrebsvorsorge verschleppt wird.

Schild, auf dem glutenfreies Essen angepriesen wird (Quelle: imago/Levine-Roberts)

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) rät nur den Menschen auf Weizen oder Gluten zu verzichten, die an Glutenunverträglichkeit, Weizenallergie und Glutensensitivität oder Weizensensitivität leiden.
 
Übrigens: Der gänzliche Verzicht auf Getreideprodukte ist gar nicht unbedingt gesundheitsförderlich – in einer Studie traten in der Gruppe mit dem höchsten Glutenverzehr weniger Herzinfarkte auf als in der mit dem niedrigsten.

Beitrag von Constanze Löffler

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