- Hakenberg bei Fehrbellin
Als ehemaliger Kriegsberichterstatter interessiert sich Fontane natürlich für die Schlacht von Fehrbellin "die vor beinahe zwei Jahrhunderten den Grund zu der Selbständigkeit und Größe unserer Monarchie legte".
Theodor Fontane: Wanderungen durch die Mark Brandenburg – Band III „Das Havelland“:
Die Einfahrt in die Stadt ist reizend, besonders der Blick von der Rhinbrücke aus, die wir eben passieren. Zur Linken, im Schmucke hoher Silberpappeln, streckt sich vom jenseitigen Ufer
her eine Halbinsel in das schilfige Flüsschen hinein und gibt dem Ganzen den Charakter einer in’s Wasser vorgeschobenen Parkanlage.
Die Attribute kleinstädtischen Lebens geben dem Bilde mehr, als sie ihm nehmen, und wir entbehren gern das Schwanenhaus und den Vogel Leda’s um der Enten- und Gänseschaaren willen, die das Schlammufer von allen Seiten umspielen und umschnattern.
Die Stadt ist, wie kleine märkische Städte zu sein pflegen, schlicht, freundlich, in der Front abgeputzt und zwei Linden vor der Tür, ganz wie die Mädchen, die in diesen Städtchen wohnen. Alles stattlich Damenhafte fehlt; sie stricken, haben Lesekränzchen und kichern verlegen, wenn ein Fremder zu ihnen spricht, aber ihre lachende Freundlichkeit tut wohl.
An den Namen Fehrbellins knüpft sich allerhand Liebes und Gutes. Hier wirkte Friedrich Bolte, einer unserer heimischen Poeten aus der alten märkischen Schule, die nicht voll so schlecht war,
wie die Olympier in Weimar es wahr haben wollten; hier wurde unser Tierbildner Friedrich Wilhelm Wolff geboren, der sich den auszeichnenden Namen der „Thier-Wolff“ erworben hat, und hier endlich, um das Beste nicht zu vergessen, wurde die berühmte Schlacht geschlagen, die vor beinahe zwei Jahrhunderten den Grund zu der Selbständigkeit und Größe unserer Monarchie legte.
Diesem Schlachtfelde gilt unser Besuch. Es liegt noch eine halbe Meile jenseits Fehrbellin, dicht an der Straße, die sich wie eine Grenzlinie zwischen dem Luch und der Höhe hinzieht. Zunächst erreicht man das Dorf Tornow, dann das Dorf Hakenberg, wo das Höhenterrain beinahe senkrecht in das Luch hinein abfällt. In unmittelbarer Nähe des letztgenannten Dorfes fand das berühmte Reitergefecht statt, das indes, zum Glück für alle preußischen Poeten, statt des Namens „Gefecht bei Hakenberg,“ den schönen Namen der Schlacht von Fehrbellin erhalten hat.
Video: „Theodor Tour nach Fehrbellin" aus der Sendung „Theodor“ vom 04.09.2011. Autorin: Dagmar Lembke