Herrenhaus Gentzrode - rbb
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Herrenhaus Gentzrode | Bild: rbb

- Gentzrode - Herrenhaus

Fontane war oft Gentzrode zu Gast - fasziniert von den ambitionierten Plänen des Industriellen Alexander Gentz. Der setzte ein Herrenhaus im maurischen Stil mitten in die preußische Pampa. Und verspekulierte sich dabei gewaltig.

Theodor Fontane: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Band I "Grafschaft Ruppin":

Der Reiz, den diese Gentzroder Schöpfung von Anfang hatte, wird ihr noch auf lange hin verbleiben, der Reiz, daß hier alles erst im Werden ist. Unsere Teilnahme haftet am Unfertigen. "Was wird sich bewähren, was nicht", "wie wird sich's entwickeln?" Das sind die Fragen, die, von alters her, uns an Menschen und Dingen am meisten interessiert haben. Die ganze landwirtschaftliche Welt unsrer Provinz verkehrt in Gentzrode oder fährt hier vor, um den in einen Eichwald umgewandelten Dünensand nach Art eines "interessanten Falls" zu studieren. Und vieles in der Tat ist hier zu lernen, auch seitens derer, die hier anderen Fragen nachsinnen, als denen der Agrikultur. Eine neue Macht hat sich etabliert: das intelligente, dem Mittelalterlichen ab-, dem Fortschrittlichen zugewandte Bürgertum, das, aus Überlieferung und Vorurteil gelöst, um dieser Welt willen lebt und das Glück im Besitz und in der Verklärung des Diesseitigen sucht.

Ob es erreicht werden wird? Es wird bejaht und bestritten. Aber wie immer auch die Antwort auf diese Frage lauten möge, wir haben uns zunächst einer natürlich fortschreitenden Entwicklung alles Lebenden um uns her zu freuen, ungetrübt durch die Betrachtung, ob diese Fortentwicklung ein Schritt aufwärts zu höherem Dasein oder ein Schritt abwärts zu Tod und Auflösung ist. Das Wachsende, gut oder nicht, tritt an die Stelle des Fallenden, um über kurz oder lang selber ein Fallendes zu sein. Das ist ewiges Gesetz.

 

Video: „Die Entdeckung der Heimat  - Fontanes Ruppiner Land (1/5)" - gesendet am 17.12.2019. Autor: Johannes Unger 

Der Glückswagen, der ihn trug, mußte sein Ziel erreichen oder in Stücke gehen. Ein Aufhalten gab es nicht.

Theodor Fontane