Gute Bücher altern nicht. Saša Stanišićs Roman "Herkunft" gehört zu jenen Büchern, die man im Moment noch einmal mit ganz anderen Augen liest. 2019, als das Buch erschien, gewann Stanišić damit den Deutschen Buchpreis, stand auf den Bestsellerlisten, bekam viel Scheinwerferlicht und zahlreiche positive Rezensionen. Wenn man es jetzt wieder zur Hand nimmt, nur zweieinhalb Jahre später, liest man es mit einem anderen politischen Soundtrack: vor dem Hintergrund des Angriffskrieges auf die Ukraine. Und das verleiht den Fragen, die Stanišić in "Herkunft" verhandelt, eine erneute Dringlichkeit.