Hausvogteiplatz (Quelle: rbb)
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100xBerlin - Die schönsten Kieze - Hausvogteiplatz (Mitte)

Hausvogt-Ei? Haus-Vogtei? Hausvogtei? Ja, wie denn nun? Ein "Hausvogt" war ein kurfürstlicher Beamter, der für die bauliche Unterhaltung eines Gebäudes sorgen musste, sowie für dessen Wirtschaftsbetrieb und die allgemeine Ordnung.

Seinen Namen verdankt der Platz dem königlichen Hofgericht, der sogenannten Hausvogtei, das 1750 unter Friedrich dem Großen an den Platz verlegt wurde. Bis ins 19. Jahrhundert befand sich hier auch das Hausvogteigefängnis, ein Untersuchungsgefängnis für Personen, die dem Hofgericht unterstanden, also Bedienstete und Handwerker am königlichen Hof, aber auch für Berliner Juden.
 
Danach entwickelte sich der Hausvogteiplatz zu einem Zentrum des Berliner Konfektionshandels. Der jüdische Kaufmann Valentin Manheimer hatte die Idee ein Damenmantel-Modell gleich fünfmal, statt einmal anzufertigen. Was das für die Welt der Mode bedeutete, wissen wir heute.
 
Rings um den Hausvogteiplatz entwickelte sich so eine florierende Konfektionsindustrie, mit Textilgeschäften und immer neuer Kreativität.
 
Mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten waren die jüdischen Geschäfte gravierender Diskriminierung ausgesetzt, viele mussten ihre Läden unter Wert verkaufen, wurden vertrieben oder deportiert. Im zweiten Weltkrieg wurde das Viertel stark zerstört.
 
Ein Denkmal, das diverse Ankleidespiegel andeutet, erzählt Besuchern der Gegenwart von der Geschichte und bietet Informationen zu den vertriebenen jüdischen Geschäftsleuten des Konfektionsviertels.