Fotograf auf einer Presskonferenz (Quelle: rbb)
(Quelle: rbb)

- Glamour statt Hungerhilfe – Das Afrikabild der High Society

Das öffentliche Interesse ist groß. Die deutsche High Society feiert den Pirelli Kalender 2009. Hochglanzfotos hübscher Models, aufgenommen im Lichte der afrikanischen Sonne. Die aktuellen Probleme Afrikas spielen keine Rolle. Statt Aktionen zur Hungerhilfe zynische Kommentare des Starfotografen. Unwidersprochen heißt es: „Mehr Essen für Afrika, heißt nur mehr Menschen, Menschen sind das Problem.“

Es gibt einen Kalender, der ist für manchen deutlich verlockender als jeder Adventskalender. Das gute Stück wird vermutlich weder bei Ihnen noch bei mir an der Wand hängen, weil wir es gar nicht bekommen. Es geht um den Pirelli-Kalender. Seit über 40 Jahren wird er vom gleichnamigen Reifenhersteller aus Italien in Auftrag gegeben. Inhalt: Schöne Frauen, schöne Fotos. Für Freunde des Hauses und gute Kunden. Ansonsten unverkäuflich. Der Pirelli-Kalender für 2009 wurde vor kurzem in Berlin präsentiert. Eine Weltpremiere mit einer merkwürdigen Mission. Oliver Jarasch und Axel Svehla.

Medienrummel in Berlin. Blitzlichtgewitter: der neue Pirelli Kalender 2009, hübsche Modells und eine neue Botschaft:

Afrika, der Kontinent des Elends, ist anders: Afrika ist wild, sexy, schön. Dieses Bild in die Welt zu tragen, das ist die Mission eines Fotografen, der als Star der Mode Szene gilt: Peter Beard. Aber er setzt noch einen drauf: der selbsternannte Afrikaexperte behauptet: die gängige Politik der Entwicklungshilfe sei viel zu menschlich:

Peter Beard, Fotograf
„Die Politik setzt auf den Menschen. Niemand spricht über die biologische Wahrheit. Niemand über die darwinistische Wirklichkeit. Es gibt schlicht zu viele Menschen.“

In der Hauptstadt wird ein rauschendes Fest gegeben. Im Mittelpunkt – der Starfotograf und sein Pirelli Kalender. Der Kalender ist übrigens unverkäuflich – und gerade deshalb begehrter Wandschmuck für Very Important People. Die sehen hübsche Bilder und ergeben sich dem Rausch der Worte:

Gäste
„Ich bin heute gekommen, weil ich den Peter Beard sehr, sehr, sehr verehre.“
„Ich weiß nicht, Ob Sie heute bei der Pressekonferenz dabei waren, es war irre, es ist unglaublich schön und spannend. Und dann diese Mission dahinter, ich find es fabelhaft.“


Seine politische Mission für Afrika erklärt Peter Beard gern und ungefragt. Das Publikum ist angetan und spendet verständnisvoll Applaus.

Peter Beard, Fotograf
„Jedes Jahrzehnt kommen eine Milliarde Menschen dazu – darüber spricht niemand. Mehr Essen heißt mehr Menschen, die Menschen sind das Problem.“

Darüber sollte man also reden: es gibt leider viel zu viele von den Schwarzen. Und die stören irgendwie, wenn man sich auf das schöne, das sexy Afrika konzentrieren will. Haben wir also Peter Beard richtig verstanden?

Nicht der Hunger ist das Problem, sondern – es gibt viel zu viele Menschen, die durchgefüttert werden müssen.

Peter Beard, Fotograf
„Wir schieben das Problem der Überbevölkerung weg, vielleicht auch wegen Hitler, weil der uns paranoid hat werden lassen. Wir sind nicht ehrlich. Wir lernen nicht von der Biologie.“

Den Gesetzen der Biologie vertrauen – das heißt wohl: Natur, die kein Mitleid kennt. Urkraft, die nur den Starken duldet.

Das Ergebnis: der Mensch - als Bestie.

Offenbar ist Peter Beard ein papsttreuer Katholik. Denn auf das Thema „Empfängnisverhütung“ gegen Überbevölkerung kommt er ja gar nicht…

Beitrag von Oliver Jarasch und Axel Svehla