Drei Produkte mit unterschiedlichem Nutri-Score (A, B und C) (Quelle: IMAGO / Panthermedia)
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Fr 01.09.2023 | Beitrag | Lesedauer etwa 3 Minuten - Nutri-Score: Vergleichen und gesünder Essen

Der Nutri-Score begegnet uns immer öfter beim Einkauf. Aber wie wird er eigentlich berechnet und warum gibt es die Kennzeichnung überhaupt?

A, B, C, D und E, noch dazu schön bunt von grün über gelb bis rot - so sticht das Label des Nutri-Scores seit 2020 auf vielen Lebensmitteln ins Auge. Die Einstufung war für Verbraucherinnen und Verbraucher nicht immer ganz transparent - so erhielt eine zuckerfreie koffeinhaltige Limonade eines US-Herstellers Nutri-Score A, also die beste Note - trotz Süßungsmittel. Inzwischen wurde an der Berechnung für den Score nachgeschraubt. Hier haben wir für Sie zusammengefasst, wie diese jetzt abläuft und was der Nutri-Score eigentlich bringen soll.

Freiwillige Verwendung

Der Nutri-Score ist eine freiwillige Nährwertkennzeichnung für verarbeitete Lebensmittel. Sie ist wissenschaftlich fundiert und wird auch von Wissenschaftlern überprüft und weiterentwickelt. Die Idee ist, dass Verbrauchende damit unterschiedliche Lebensmittel aus der gleichen Produktgruppe besser miteinander vergleichen und sich so gegebenenfalls gesünder ernähren können.
 
Ob die Hersteller die Nutri-Score-Vorgaben einhalten, kontrolliert hier in Deutschland der Verein RAL Deutsches Institut für Gütesicher und Kennzeichnung e.V.. Der Verein ist unter anderem auch für Kontrollaufgaben und die Rechtsverfolgung bei anderen Siegeln, wie dem Grünen Knopf oder dem Blauen Engel, zuständig.

So wird der Nutri-Score berechnet

Der Nutri-Score hilft schnell und einfach dabei, innerhalb einer Produktgruppe Lebensmittel mit einer gesünderen Nährstoffzusammensetzung auszuwählen. Die Wertung ergibt sich aus der Verrechnung von negativen Inhaltsstoffen wie Zucker, gesättigte Fettsäuren oder Salz und positiven Inhaltsstoffen wie Ballaststoffen, Eiweiß oder Anteilen an Obst, Gemüse und Hülsenfrüchten. Heraus kommt ein einziger Gesamtwert, der in einer fünfstufigen Skala abgebildet wird: von "A" auf dunkelgrünem Feld für die beste Zusammensetzung über ein gelbes "C" bis zum roten "E" für die schlechteste Zusammensetzung.

Allerdings sei die Berechnung des Nutri-Scores trotzdem nicht immer genau, denn Hersteller müssten den Ballaststoffgehalt ihrer Produkte nicht angeben, schreibt die Verbraucherzentrale. Und weiter: "Auch die genauen Anteile an Obst und Gemüse usw. fehlen oft auf Verpackungen, weil sie nur dann verpflichtend sind, wenn sie sogenannte wertgebende Zutaten sind, etwa die Erdbeeren in der Erdbeerkonfitüre."

Bewertung A trotz viel Zuckers

Je nach Produktgruppe lässt einen die Berechnung des Nutri-Scores auch mal ratlos zurück. Die Verbraucherzentrale Brandenburg (VZB) berichtet SUPER.MARKT auf Nachfrage, dass einige Cerealien trotz hohen Zuckergehalts mit einem guten Nutri-Score bewertet worden wären, da sie gleichzeitig einen hohen Ballaststoffgehalt und/oder einen geringen Gehalt an gesättigten Fettsäuren gehabt hätten. Die VZB empfiehlt daher, nicht nur auf den Nutri-Score zu schauen, sondern auch auf den Zuckergehalt in der Nährwerttabelle und die Zutatenliste.
 
Aber es gab seit der Einführung auch positive Beispiele: "Bei Brot und Brötchen war der durchschnittliche Salzgehalt immer höher, je schlechter der Nutri-Score war. Und auch bei Pizzen war der Gehalt an gesättigten Fettsäuren mit Nutri-Score D vier Mal höher als bei Pizzen mit einem A", sagt Annett Reinke, Teamleiterin Lebensmittel und Ernährung bei der Verbraucherzentrale Brandenburg.

Ausnahmen, Besonderheiten und Grenzen

Es gibt noch ein paar Besonderheiten: Zum Einen wird der Nutri-Score nur für allgemeine Lebensmittel angewendet. Lebensmittel für bestimmte Personengruppen, zum Beispiel sogenannte Sportlernahrung oder Säuglingsnahrung, werden nicht damit gelabelt. Zum Anderen werden Aromen und Zusatzstoffe bei der Berechnung nicht berücksichtigt. Allerdings führt ab 31. Dezember 2023 der Einsatz von Süßungsmitteln zu negativen Punkten.
 
Es sei immer ratsam, neben dem Nutri-Score auch die Zutatenliste anzuschauen, um zu sehen, was sonst noch im Produkt stecke, so Annett Reinke. "Denn der Nutri-Score bewertet nicht die Inhaltsstoffe oder den Verarbeitungsgrad, wie beispielsweise Zusatzstoffe."