
Fr 05.08.2022 | Beitrag | Lesedauer etwa 5 Minuten - Wasser: Sparsam ist ratsam
Egal ob beim Zähneputzen, Waschen und Putzen oder Gießen - überall im Haushalt lässt sich Wasser sparen. Von neuen Armaturen bis zum cleveren Wiederverwenden - wir geben Ihnen Tipps.
Als Nina Normalverbraucherin hat man ja verinnerlicht: Wasserhahn beim Zähneputzen zudrehen. Spülmaschine nur voll eingeräumt laufen lassen. An der Toilette die Wasserspartaste drücken. Aber nach diversen Dürre-Sommern und trockenen Wintern beschleicht einen ja schon mal das Gefühl: Reicht das denn? Oder stehen wir bald alle vor der großen Wasser-Rationierung?
Nein, antworten die Wasserbetriebe aus Berlin und Brandenburger Kommunen wie Frankfurt (Oder) und Cottbus auf Anfrage von SUPER.MARKT. Noch seien die Kapazitäten längst nicht ausgeschöpft, auch in den vergangenen Dürre-Sommern war in der Region noch genug Wasser für die Verbraucher:innen da - im Gegensatz zur Pflanzenwelt, die unter der Trockenheit leidet. Dennoch gab es beispielsweise Einschränkungen beim Gießen, etwa dass nur zu bestimmten Zeiten Wasser entnommen werden darf.
Die Wasserbetriebe erinnern die Verbraucher:innen daher an den "bewussten Umgang" mit dem kostbaren Gut Wasser. Aber wie sieht der jenseits vom Zähneputzen aus?
Zu Hause gilt: Wasser muss zurück in den Kreislauf
Zum einen geht es darum, die kommunalen Wasserkreisläufe zu unterstützen, heißt: Das Wasser, das Sie verbrauchen und das in den Abfluss fließt, muss über den Umweg Kläranlage wieder zurück in den Hahn. Das geht am besten, wenn wir dieses Wasser nicht zusätzlich verunreinigen. Medikamente, Essensreste, Farben gehören weder in die Toilette noch in den Abfluss des Spülbeckens:
- Keinen Müll wie etwa konventionelles Katzenstreu über die Toilette entsorgen (es gibt inzwischen einige Produkte, die das erlauben, darauf muss man aber unbedingt achten).
- Auch keine Speisereste, selbst keine flüssigen wie Öle oder Suppen.
- Medikamente gehören ebenfalls nie in die Toilette, sie verunreinigen Gewässer stark und langfristig, sie herauszufiltern ist meist schwierig.
- Darauf achten, möglichst wenig aggressive Putzchemikalien zu verwenden oder ganz darauf zu verzichten - Essig, Zitrone, Backpulver und andere Hausmittel sind weniger schädlich und einfacher zu neutralisieren.
- Wasser, das zum Nudeln oder Kartoffeln Kochen verwendet wurde, nach dem Abkühlen zum Gießen verwenden. Das tut Pflanzen gut, denn diese können die Stärke aufnehmen.
- Gemüse und Obst in oder über einer Schüssel waschen und das Wasser ebenfalls zum Bewässern weiterverwenden.
Darüber hinaus muss in unseren Gefilden im Haushalt - noch - nicht übermäßig Wasser gespart werden, denn wenn zu wenig Wasser durch die Abwassersysteme fließt, führt das zu neuen Problemen. Also: Bewusst, aber nicht komplett eingeschränkt ist im Haus die Devise.
Autowäsche: besser in der Waschanlage
Wenn der Sonntag naht, sieht man nicht selten lange Schlangen verdreckter Autos vor Waschanlagen. Auch hier gibt es großes Sparpotential.
- Autowaschanlagen sind am sichersten und sie sparen Wasser. Die Anlagen verwenden Wasser mehrfach, indem es direkt wieder aufbereitet wird. Zudem ist sichergestellt, dass das Abwasser ordnungsgemäß abläuft und nicht direkt in die Umwelt gelangt.
- Hochdruckreiniger sind aber regelrechte Wasserverschwendungsanlagen. Ein Hochdruckreiniger verbraucht bis zu 500 Liter Wasser in der Stunde, dazu landet alles direkt im Abfluss, oft voller chemischer Reiniger. Versuchen Sie diese in SB-Waschanlagen zu vermeiden oder hier bewusster mit dem Verbrauch umzugehen und nur den hartnäckigsten Schmutz abzuwaschen, da auch der Lack und andere Teile Schaden nehmen können. Vogelkot und andere starke Verschmutzungen werden oft schon alleine durch den Druck entfernt, zusätzliche Reiniger sind nicht nötig.
- Vor der Garage zu Hause sollte und darf in vielen Gemeinden das Auto nicht gewaschen werden. Sind Windschutzscheibe oder Heckscheibe stark verschmutzt, dann kann mit einem Eimer Wasser und einem Schwamm gereinigt werden, aber für einen kompletten Waschgang muss das Auto in eine SB-Waschanlage oder Waschstraße.
Im Garten gilt: Draußen bleibt alles im Fluss
Im Garten verhält es sich ein wenig anders: Hier fließt das dringend benötigte Wasser bestenfalls in die Erde, wo es ja hin soll - um schließlich wieder im Wasserkreislauf zu landen. Benutzen Sie daher keine Pestizide im Garten - auch die landen letztlich im Grundwasser. Im schlechtesten Fall wird Wasser im Garten aber verschwendet: Wenn etwa in der Mittagssonne oder Hitze des späten Nachmittags der Rasen gesprengt wird oder die Pflanzen nicht am Erdboden gegossen werden, sondern die Blätter beregnet.
In Zeiten des Klimawandels ist es daher, so Anne Silchmüller, Sprecherin der Frankfurter Wasser- und Abwassergesellschaft (FWA), "sehr sinnvoll, Wasser dort zu belassen, wo es anfällt". Leiten Sie den Regen also nicht ab, sondern halten Sie ihn auf dem Grundstück zurück und speichern Sie ihn dort, etwa in Zisternen oder Regentonnen.
Neben dem Speichern des Regenwassers gilt es, ...
... das Wasser achtsam zu verwenden, also etwa:
- Morgens gießen.
- Direkt auf den Boden gießen, nicht auf die Blätter.
- Sprengen ist übrigens nur bei Rasenflächen angebracht, nicht bei Pflanzungen, da zu viel Wasser auf den Blättern landet und schnell verdunstet.
- Rasensprenger genau justieren, sodass keine Terrasse mit gewässert wird.
- Eine Gießmulde um die Wurzel der Pflanze verhindert, dass das Wasser an andere Stellen im Beet läuft.
- Feste Erde vor dem Gießen anfeuchten und - wenn nötig - etwas auflockern, damit das Wasser beim Gießen dann in den Boden dringen kann.
Überhaupt ist die Erde das A und O, sie sorgt dafür, dass Wasser nicht zu schnell versickert - mit der richtigen Erde verbrauchen Sie also weniger Wasser und Ihre Gewächse freuen sich auch. Mischen Sie unter Sandböden Tonmehl und verbessern Sie andere Böden, indem Sie Kompost und Humus einarbeiten.
Es gibt auch technische Hilfsmittel, die im Garten beim Wassersparen helfen: Systeme zur Tropfbewässerung sind in vielen Ausführungen und Preisklassen erhältlich. Teilweise lassen sich hier Bewässerungsuhren und -computer zwischenschalten. Sogar die Bodenfeuchte wird dann gemessen und bei gesättigter Erde das Wasser abgestellt. Solch hochtechnisierte Produkte lassen sich allerdings nur mit Wasser betreiben, das einem regelmäßigen Druck unterliegt. Regenwassersysteme schwanken zu sehr im Druck.
Beim Einkauf gilt: Genau hingucken
Das größte Potential des Wassersparens liegt im Konsumverhalten eines jeden Einzelnen. Denn zur Herstellung eines jeden Produktes wird viel Wasser benötigt und das oft in Ländern, in denen der Wassermangel eine existentielle Bedrohung darstellt, so Anne Silchmüller.
Wer einkauft, ist also auch in der Verantwortung: Baumwolle für unsere Kleidung, Fleisch für den Grill, Gemüse aus Südeuropa im Winter verbrauchen alle Unmengen an Wasser, aber auch Kaffee und Kakao. Auch wenn Sie nicht auf diese Produkte verzichten möchten, gibt es hier Einsparpotential. Kaffeekapseln aus Aluminium verbrauchen mehr Wasser bei der Herstellung als diese aus kompostierbaren Materialien. Mandeln für Mandelmilch stammen oft aus wasserarmen Gebieten wie Kalifornien oder Chile. Ein Umstieg auf Hafermilch oder andere Alternativen außer Mandel- und Sojamilch sparen ebenfalls Wasser, auch beim Transport.
Wer maßvoll, regional, saisonal und ökologisch, also vor allem Bio-Produkte ohne Pestizide einkauft, der spart auf jeden Fall Wasser und schont dieses auch.