
Di 12.01.2021 | Beitrag | Lesedauer etwa 3 Minuten - Nahrungsergänzungsmittel: Deckel drauf
Verbraucherzentrale fordert strengere Regeln für Vitaminpillen & Co
Sie stehen nicht nur in Apotheken oder Drogerien, Nahrungsergänzungsmittel gibt es inzwischen in fast jedem Supermarkt - und millionenfach im Internet. Doch auch wenn dadurch der Eindruck vermittelt wird, dass diese Stoffe normal und harmlos sind, gibt es doch einige Risiken, vor allem bei regelmäßiger Einnahme. Deswegen soll in Zukunft stärker auf die Inhaltsstoffe geachtet werden - fordert der Chef der Verbraucherzentrale.
"Ungefähr ein Drittel der Erwachsenen in Deutschland" nimmt Nahrungsergänzungsmittel zu sich, erklärt der Chef des Bundesverbands der Verbraucherzentralen (vzbv), Klaus Müller am Dienstag. Allerdings "ohne dass wir eine relevante Unterversorgung mit Nährstoffen hätten." Müller drängt deshalb darauf, dass für Nahrungsergänzungsmittel wie Kapseln mit Vitaminen oder Mineralstoffen strengere Vorgaben entwickelt werden. Denn, so Müller weiter, viele Verbraucher ließen sich durch Werbung und zu wenig Verständnis für Ernährung etwas aufschwatzen, was erst einmal nicht notwendig sei.
Der vzbv fordert deshalb die Bundesregierung auf, Höchstmengen für Vitamine und Mineralstoffe festzulegen. Für Präparate auf pflanzlicher Basis sei zudem eine "Positivliste" nicht gesundheitsschädlicher Inhaltsstoffe nötig. Bei Arzneien braucht es für die Zulassung eine Untersuchung von Wirksamkeit und Nebeneffekten; dies gebe es bei Nahrungsergänzungsmitteln nicht. Doch gerade Überdosierungen könnten ein echtes Problem sein, so Müller: "Das Gefühl, ich nasche möglichst viele Vitamine - und je mehr, desto besser - ist medizinisch schlicht falsch." Bei Vitamin D könnten Überdosierungen zu Muskelschwäche, Müdigkeit und Herzrhythmusstörungen führen - bei Vitamin A zum Beispiel zu Kopfschmerzen, Übelkeit oder Sehstörungen.
Die Mischung macht's
Wer sich normal und ausgewogen ernährt, hat im Regelfall keine Mangelerscheinungen. Viele Lebensmittel beinhalten idealerweise sogar gleich mehr als ein Vitamin oder Mineral. So ist in Eiern neben den Vitaminen A und D auch Eisen, in Spinat neben Eisen auch Calcium und Vitamin C enthalten.
Wenn Sie also beispielsweise Lachs mit Feldsalat und etwas Brot essen, dazu ein Glas Orangensaft trinken, haben Sie Ihren Tagesbedarf an vielen wichtigen Stoffen schon fast gedeckt. Auch eine Tasse heiße Schokolade mit hohem Kakaogehalt oder ein Stück dunkle Schokolade enthalten wichtige Stoffe - Eisen, Magnesium und Zink nehmen Sie beim Naschen mit auf.
Ab und an kommt es allerdings auch auf die richtige Kombination an: Eisen wird vom Körper besser aufgenommen, wenn es zusammen mit Nahrungsmitteln aufgenommen wird, die viel Vitamin C enthalten. Und: Durch die natürliche Aufnahme über die Ernährung sinkt auch das Risiko, überzudosieren.
Empfohlene Tagesdosis | Tagesbedarf gedeckt mit | |
Vitamin B12 | 4 µg | 200g Mozzarella 100g Forelle 130g Camembert |
Vitamin C | Frauen: 95 mg Männer: 110mg |
250ml Orangensaft 100g schwarze Johannisbeeren 300g Spinat |
Vitamin D | 20 µg | 4 Eidotter 125g Lachs 190g Sardinen |
Magnesium | Frauen: 300 mg Männer: 350 mg |
250g Erbsen oder Linsen 75g Kürbiskerne 200g Vollkornbrot |
Zink | Frauen: 10 mg Männer: 16 mg |
150g Emmentaler 250g Rindfleisch 1 Ei |
Eisen | Frauen: 8 mg Männer: 14 mg |
150g Pfifferlinge 15g getrocknete Petersilie 200g Knäckebrot |
Nahrungsergänzung ist auch teuer
Mit Nahrungsergänzungsmitteln werden in Deutschland Jahr für Jahr Milliarden Euro umgesetzt. Dank treuer Kundinnen und Kunden. Viele Mittel sind auf den ersten Blick gar nicht so teuer, aber regelmäßig eingenommen, kommt am Ende eine ordentliche Summe zusammen.
So kostet eine Vitamin-C-Tablette je nach Hersteller bei den gängigen Drogerien zwar nur zwischen 10 und 25 Cent. Nimmt man jeden Tag eine, ist man bei mindestens 36,50 Euro pro Jahr. Und es gibt ja auch noch viel teurere Präparate, wo etwa eine Zink-Tablette schon mal 60 Cent pro Stück kostet. Dabei helfen teure Tabletten in der Regel genauso viel oder wenig wie günstige.
Wer bei sich wirklich von einer Mangelversorgung ausgeht, vielleicht schon Symptome bemerkt, sollte einfach zu seinem Hausarzt gehen. Dieser kann mit einem Bluttest schnell herausfinden, ob es sich wirklich um einen Mangel handelt.
Sehr häufig ein Thema ist die Versorgung mit Vitaminen und Mineralien bei Menschen, die sich vegan ernähren (vor allem Vitamin B12), bei Schwangeren und bei Frauen in der Menopause.