Do 17.02.2022 | Beitrag | Lesedauer etwa 5 Minuten - Stromversorgung: hohes Blackout-Risiko

Mangelnde Vorbereitung im Fall von flächendeckenden Stromausfällen

31 Stunden ohne Strom - für die Menschen im Stadtteil Berlin-Köpenick waren das im Winter 2019 lange, dunkle und kalte Stunden. Bislang hat sich das zwar nicht wiederholt, Experten sind sich aber sicher, dass das jederzeit wieder passieren kann. Und nach Einschätzung des Versicherungsverbandes GDV ist Deutschland auf längere Stromausfälle überhaupt nicht vorbereitet.

Gefahr durch Hackerangriffe

Das deutsche Stromnetz ist, auch nach Abschaltung eines Großteils der Atomkraftwerke, stabil. Doch das könnte sich ändern, fürchten Versicherungen und Katastrophenschützer. Anders als in Köpenick, wo ein Bagger für den Stromausfall verantwortlich war, hält der frühere Präsident des Technischen Hilfswerks, Albrecht Broemme Hackerangriffe für die größte Gefahr. Aber auch Extremwetterereignisse und Anschläge könnten die Netzstabilität in ganz Europa gefährden. "Die Sensibilität für die Folgen eines Blackouts ist in keiner gesellschaftlichen Gruppe vorhanden", wird Broemme vom GDV zitiert. "Auf einen Blackout ist Deutschland überhaupt nicht vorbereitet."

Beeinträchtigung durch Energiewende

Unabhängig von möglichen kriminellen oder terroristischen Attacken gibt es die Befürchtung, dass die Stabilität des Stromnetzes in Deutschland und den Nachbarländern unter der Energiewende leiden könnte. Zwar gab es bisher keine gravierenden flächendeckenden Stromausfälle, die Zahl der Eingriffe der Netzbetreiber zur Stabilisierung des Stromnetzes ist allerdings deutlich höher als vor Beginn der Energiewende. Generell ist die Stromerzeugung in Deutschland mit steigendem Anteil wetterabhängiger Sonnen- und Windenergie schwankungsanfälliger und weniger planbar. Gleichzeitig steigt der Stromverbrauch.

Schäden durch Stromausfall

Verbraucherinnen und Verbraucher haben bei einem Blackout wenig Möglichkeiten, sich vor eventuellen Schäden zu schützen. "Manche Folgen eines Stromausfalls lassen sich mithilfe einer Versicherung auffangen, aber nicht alle", warnt GDV-Hauptgeschäftsführer Asmussen. Sachschäden wie verdorbene Ware oder die Folge von Wassereinbrüchen oder Bränden sind versicherbar. Die finanziellen Schäden, wie sie durch einen katastrophalen Blackout entstehen könnten, wären nach GDV-Einschätzung allerdings so hoch, dass die Versicherungsbranche sie nicht allein auffangen könnte.