Laubsammlung
Bild: rbb/Maren Schibilsky

- Biogas aus Herbstlaub

Biogas aus Reststoffen zu gewinnen ist ein lohnendes Geschäft. Gerade in Zeiten steigender Energiepreise und der Herausforderung Erdgas zu ersetzen. Berlin erzeugt bereits aus Haushaltsabfällen Methan und nutzt es als Treibstoff für die städtischen Müllfahrzeuge. Forschende am Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie in Potsdam-Bornim haben untersucht, ob sich auch Herbstlaub für die Biogaserzeugung eignet.

Wissemschaftlerin im Labor

Im Technikum am Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie in Potsdam herrscht Hochbetrieb. Überall stehen zylinderförmige kleine Reaktoren mit Rührgeräten, in denen Reststoffe für die Biogasproduktion getestet werden. Ein Reaktor sieht anders aus: Ein Meter langer Kasten mit einer durchsichtigen Kunststoffscheibe. Darauf Schläuche und Messgeräte. „Das ist unser neuer Versuchsreaktor für Laub“- erzählt Umweltverfahrenstechnikerin Christiane Herrmann. Um Biogas, also Methan zu erzeugen, werden hier die Mikroorganismen auf das Laub gesprüht und nicht – wie in den anderen Reaktoren – untergerührt. Das spart viel Energie.

Laub im Schale
Linde und Ahorn liefern das meiste Gas

„Laub ist kein einfacher Rohstoff.“ – meint Christiane Herrmann vom Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie. Er fällt zwar jeden Herbst in Unmengen an. Die Berliner Stadtreinigung sammelt ungefähr 36 000 Tonnen im Jahr. Aber im Vergleich zu Mais hat Herbstlaub eine geringe Gasausbeute. Die Herausforderung ist, die zu verbessern.
 
„Wir haben unterschiedliche Einzellaubarten angeschaut. Da beispielsweise Ahorn, Linde, Kastanien, Eichenlaub.“- berichtet die Forscherin. „Dann haben wir das Laub unterschiedlich behandelt, um die Gasbildung zu erhöhen.“
 
Christiane Herrmann hat das Laub zerkleinert, um die Fasern auszubrechen oder Laub chemisch behandelt mit verdünnter Natronlauge. Durch die chemische Behandlung konnte sie die Gasausbeute verdoppeln. Außerdem hat die Forscherin gezeigt, dass von allen Laubarten Linde und Ahorn beim Gasertrag am besten abgeschnitten haben. Linde und Ahorn gehören zu den häufigsten Straßenbäumen in Berlin.

Kompostiertes Laub
Besser als Kompostierung

Christiane Herrman und ihr Team waren die bundesweit die ersten, die Laub als Biosgasrohstoff untersucht haben. Bisher wird Laub vor allem kompostiert. „Doch bei der Kompostierung können relativ hohe Treibhausgasemissionen entstehen. Methan, Lachgas. Deswegen ist aus unserer Sicht die Frage, ob es nicht noch eine bessere Verwendung gebe.“- meint Projektleiter Ulrich Kreidenweis.
 
Mithilfe eines am Institut entwickelten Modells haben die Forschenden die Kompostierung von Laub und dessen Nutzung als Biogas erstmals verglichen und zunächst die Treibhausemissionen geprüft.
„Wir haben Ergebnisse ausgerechnet pro Tonne Laub.“ – erzählt Umweltwissenschaftler Ulrich Kreidenweis. „In dem Szenario, wo wir die Kompostierung anschauen, da entstehen in der Bilanz positive Emissionen etwa 50 kg CO2- Äquivalent. Und bei der Nutzung in der Biogasanlage ist das etwa minus 150 kg CO2-Äquivalent pro Tonne. In diesem Fall ist das Negative das Positive.“

"Laub ist vorhanden"

Ein ökonomischer Vergleich ist in Arbeit. Die Forschenden haben errechnet, dass man mit 36 000 Tonnen Laub ungefähr 3500 Haushalte mit Biogas versorgen könnte.
 
„Man sollte das Thema auf jeden Fall weiter verfolgen.“ – meint Ulrich Kreidenweis. Mit der Berliner Stadtreinigung ist der Forscher bereits im Gespräch. „Laub ist vorhanden. Das müssen wir nicht extra anbauen wie beispielsweise Energiepflanzen, Mais. Und wenn es nur einen kleinen Beitrag leisten könnte, um größere Städte zu versorgen aus selbst produzierter Biomasse, wäre das auf jeden Fall sehr lohnenswert.“

Herbstlaub im Labor
rbb/Maren Schibilsky

Energie aus Herbstlaub

Audio-Beitrag von Inforadio

Beitrag von Maren Schibilsky