

Internationaler Frauentag -
Der zweite Teil des aufwendig inszenierten Biopics über das Leben der jungen Alice Schwarzer erzählt, wie sie zu einer der einflussreichsten Journalistinnen und Feministinnen wird. Doch für ihr Engagement zahlt sie einen hohen Preis.
Im zweiten Teil wird Alice durch einen Fernsehauftritt mit der Antifeministin Esther Vilar im ganzen Land berühmt und zu einer der am stärksten polarisierenden Persönlichkeiten. Ihre Gegner ziehen alle Register, um sie zu demütigen und zu zerstören. Sie muss sich als hässliche Hexe beschimpfen lassen, Hohn, Spott und Hass ertragen. Aber sie macht weiter, feiert Erfolge als feministische Bestseller-Autorin und gründet schließlich die Zeitschrift „Emma“, in der sie Aktivismus und Journalismus vereinen kann. Dass am Ende ihre Beziehung mit Bruno gescheitert ist und sich Alice auch in der neuen deutschen Frauenbewegung zahlreiche Feinde gemacht hat, erzählt der Film dabei ebenfalls.
Vor einem knappen halben Jahrhundert wagt es eine junge Frau, sich mit pointierten Thesen zu Geschlechterrollen oder Abtreibungsgesetzen öffentlich zu Wort zu melden. Die Reaktionen fallen heftig aus. Jahrzehnte vor der Erfindung des Internets provoziert Alice Schwarzer den ersten großen misogynen Shitstorm in der Geschichte der Bundesrepublik.
Alice Schwarzer hat nicht nur früh aufgezeigt, welches Maß an Frauenverachtung in deutschen Ehen, Parlamenten und Gerichten den Ton angab (und gibt), sondern auch einen Weg gefunden, dem Gegenwind zu trotzen und standhaft die eigene Position zu vertreten und zu verteidigen. Auch heute sehen sich Frauen im Internet und vor deutschen Gerichten mit Abgründen an Frauenhass konfrontiert. Renate Künast ist eines der aktuellen prominenten Beispiele. Auch der Kampf gegen die Abtreibungsgesetzgebung besteht bis heute fort.
Die Themen, die Alice Schwarzer angestoßen und gesetzt hat, haben nichts an Aktualität eingebüßt, die Reaktionen nicht an Schärfe verloren. Es ist kaum zu ermessen, was es bedeutet haben mag, in den 1970er Jahren als erste Frau dieses Maß an Hass auf sich zu ziehen und sich ihm bis heute entgegenzustellen. Alice Schwarzer ist nicht als „meistgehasste Frau Deutschlands“ (Romy Schneider) auf die Welt gekommen. Wir erleben sie zu Beginn des Films als eine junge Frau, die die Welt erkunden, Erfahrungen sammeln, Sprachen lernen und später mal Journalistin werden möchte. So, wie viele junge Frauen auch heute das Leben nach dem Schulabschluss angehen. Alice erlebt die gleichen Rückschläge und Hoffnungen. Der Film „Alice“ handelt nicht von einer Außerirdischen, sondern von den Möglichkeiten und Notwendigkeiten, sich zu engagieren und Gegenwind auszuhalten.
Alice (2)
Fernsehfilm Deutschland 2022
Alice Schwarzer (Nina Gummich)
Bruno Pietzsch (Thomas Guené)
Ursula Scheu (Katia Fellin)
Edda (Naemi Florez)
Esther Vilar (Katharina Schüttler)
Romy Schneider (Valerie Pachner)
Rudolf Augstein (David Rott) u. a.
Musik: Florian Van Volxem und Sven Rossenbach
Kamera: Alexander Fischerkoesen
Buch: Daniel Nocke und Silke Steiner
Regie: Nicole Weegmann