Bild: Sophia Kimmig

Der Feldversuch - Rudi, der Stadtfuchs

Der erste Stadtfuchs trägt einen kleinen, 200 Gramm schweren Sender. Er heißt  Rudi und ist 6,1 Kilogramm schwer. Letzteres ist besonders erfreulich, denn das Tier muss mindestens das Zwanzigfache des Sendergewichts auf die Waage bringen. Das toppt Rudi locker.

Damit beginnt die zweite Phase des Stadtfuchs-Projekts des Leibniz-institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW). Während in der ersten Phase Erfahrungen und Berichte, Bilder und Videos von fast 1.000 interessierten Fuchsbeobachterinnen und –beobachtern gesammelt wurden, startet Teil 2 mit einem wissenschaftlichen Feldversuch zur Lebensraumnutzung der Füchse im Stadtgebiet.

In den nächsten Wochen und Monaten werden weitere Berliner Füchse mit Tracking-Halsbändern versehen, um herauszufinden, wie groß ihr Bewegungsradius ist, wann sie aktiv sind, welche Wege sie häufig nehmen, an welche Plätzen sie sich länger aufhalten und bestenfalls sogar, wo sich ihre Wege kreuzen. Nach ein paar Monaten fallen die tierischen "Wearables" von selbst ab, denn an einer Stelle besteht das Halsband aus brüchigem Material.

Neugierig in die Falle

Fuchsfalle. Quelle: Sophia Kimmig/IZW

Rudis Neugierde machte ihn zu Untersuchungsfuchs Nummer 1. Angelockt von kleinen Leckereien schlabberte er sich in die an einem geheim gehaltenen Ort aufgestellte Fuchs-Falle.

Ein Blasrohrpfeil gefüllt mit Betäubungsmittel reichte, um ihn für eine halbe Stunde träumen zu lassen. In dieser Zeit untersuchten ihn Sophia Kimmig, die Forscherin des IZW, und eine Tierärztin, die bei diesen Aktionen immer dazu geholt wird, auf seinen Ernährungs- und Gesundheitszustand.

"Uns interessiert natürlich auch, wie gut es den Füchsen in der Stadt geht. Dafür vermerken wir das Gewicht, sehen uns den Zustand des Fells an, schauen nach Ektoparasiten und dokumentieren beispielsweise den Zustand der Zähne."

Nach dem Anlegen des Sendehalsbandes begann die Aufwachphase des ersten Forschungsfuchses. Rudi war in erstaunlich kurzer Zeit hellwach und hatte keine Orientierungsprobleme.

Kaum war er wieder draußen, war er schon weg. Ein besonders traumatisches Ereignis scheint das für Rudi nicht gewesen zu sein, denn ein paar Tage später kehrte er zurück,schnupperte um die Falle herum und zog dann wieder seiner Wege.

Weite Wege für Rudi

Einmal in der Woche macht sich Sophia Kimmig mit einer Antenne auf den Weg, um die Signale des Senders auszulesen. Mindestens 500 Meter muss sie an den Fuchs herankommen, um überhaupt etwas aus dem Halsband empfangen zu können. Es kann also sein, dass sie erst einmal eine ganze Weile umherlaufen muss, bis es piepst - Glück spielt bei der Forschung immer eine große Rolle. Die Daten werden am Ende ausgelesen und in einer großen Online-Grafik veröffentlicht - natürlich nur so ungefähr, um zu vermeiden, dass Rudi und Co. verfolgt, gequält oder verhätschelt werden. "Was wir jetzt schon sagen können, ist, dass Rudi große Strecken zurücklegt", sagt Sophia Kimmig.