Anmoderation
“Die Farbenlehre in der Politik ist normalerweise unumstößlich: Schwarz steht für die Union, gelb für die FDP, grün für die Grünen und rot für die SPD. Doch im Brandenburger Landtag ticken die Uhren offenbar anders: Denn neuerdings kämpfen hier ausgerechnet die Schwarzen vehement für rot! Helge Oelert.“

Es mag ja Laien geben, die immer noch glauben, Brandenburg hätte schon genug politische Probleme …

… aber jetzt hat die Politik ein Eisen angefasst, das bisher allen zu heiß war: die Farbe des Adlers. In den Neubau des Stadtschlosses in Potsdam soll nämlich bald der Brandenburgische Landtag einziehen. Und über dem Rednerpult wird dann das edle Wappentier thronen – nicht wie bisher im alten Saal ein olles Pappschild, sondern würdige 1 Meter 80 groß, ein Kunstwerk aus Stahlblech.

Der Architekt aber fand, dass Rot irgendwie nicht zu seinem eleganten Innenentwürfen passt,

“… er sieht das aus wie ein Blutfleck, und das wollte ich Ihnen nicht zumuten.“

Und so ließ man sich schon im Mai kurzerhand umstimmen auf … weißer Adler auf weißem Grund!

Eine erstaunliche Unbekümmertheit im Umgang mit Traditionen, denn wie man sich vielerorts hätte vergewissern können, ist der märkische Adler gemeinhin als rot bekannt.

Das geht schon auf die Askanier unter Otto dem Ersten vor 800 Jahren zurück

Das steht so in der Verfassung geschrieben. Und das wird täglich von Tausenden von Chören aufs Neue besungen.

Entsprechend groß der Volkszorn, darüber wie “die da oben“ das geliebte Wappentier so zurichten konnten.

Umfrage
“Der soll rot bleiben, wie es sich gehört.“
“Ich mal ja auch nicht die deutsche Fahne um, weil mir pink besser gefällt.“
“Ich hab noch nie einen weißen Adler gesehen.“

Das Ganze riecht nach Verschwörung. Keiner der Verantwortlichen wollte hierzu vor unserer Kamera Stellung nehmen. Komisch nur: als man vor vier Wochen den Plenarsaal öffentlich präsentierte, fehlte – wie der Zufall es so will – wohl-weiß-lich der Adler.

Und als der “komische Vogel“ dann wenig später endlich gehängt wurde, war nur ein einziger Fotograf anwesend – wir von KLARTEXT dürfen das Tier des Anstoßes bis heute nicht filmen – aus rein bautechnischen Gründen, wie es heißt …

“Der Vogel stinkt vom Kopfe her“ möchte man erschüttert rufen. Und die CDU wittert gar eine Adlergate-Affäre. Obwohl die Entscheidung schon vier Monate zurück liegt, fiel ihr jetzt eine revolutionäre Lösung ein: Sie will sich nun für 1.000 Euro einen roten Gegenadler aus Holz schnitzen lassen. Und dann möge doch bitte der Neubau der CDU-eigenen Adlerattrappe angepasst werden.

Michael Schierack (CDU)
Landesvorsitzender
“Es ist die Aufgabe eines Architekten, diesen roten Adler so in den Mittelpunkt eines Saals zu stellen, dass die Farbe auch stimmt. Das heißt, nicht die Farbe des Adlers muss sich ändern, sondern der Plenarsaal, damit es passt.“

Abmoderation
“Na also: Dann hätten wir ja für dieses Problem auch eine Lösung gefunden!“

Beitrag von Helge Oelert