Moderationsaufzeichnung für Magazin "Łužyca" vom Ostermarkt in Schleife, sorbische Ostereier (Quelle: Mirko Franceschina)
Bild: Mirko Franceschina

jatšowne jaja - Gelebte wendische Tradition: Ostereier

Ostern, das Fest der Auferstehung des Herrn, ist für die evangelischen Wenden nicht nur in religiöser Hinsicht ein besonderes Fest. Dann kommen die kunstvoll gestalteten bunten Eier mit ihren traditionellen Mustern zur Geltung. Viele Touristen bringen das Volk der Sorben und Wenden vor allem nur mit diesen typischen Ostereiern in Verbindung.

Sorbische Webstube Drekkau

Schon im Mittelalter wurden zu Ostern Eier geweiht und verschenkt. Man glaubte, wenn man die Eier auf die Felder bringt, dann schützte das vor künftigen Unwettern und brächte eine ertragreiche Ernte. Während in Osteuropa goldene Eier begehrt waren, bevorzugten die Menschen in West- und Mitteleuropa die Farbe Rot als Erinnerung an das vergossene Blut Jesu.
 
Über die Geschichte des Eierschenkens, der Art und Weise ihrer kunstvollen Verzierung erfährt man sehr viel in der Sorbischen Webstube in Drebkau. Dort ist die Sammlung des weit über die Grenzen Brandenburgs hinaus bekannten Ethnologen Dr. Lothar Balke zu bewundern: 2500 Ostereier aus 56 Ländern verziert in verschiedensten Techniken und Materialien. Da aufgrund der aktuellen Corona-Krise dieses Museum natürlich ebenso schließen musste wie all die anderen und leider auch keine Ostereierbörse stattfinden konnte, müssen Besucher und Ostereier-Interessierten in diesem Jahr auf diese direkten Eindrücke verzichten. Aber Sie können einen virtuellen Museumsrundgang erleben.
 
Museum Sorbische Webstube Drebkau
Am Markt 10
03116 Drebkau
Tel: 035602 - 22159
E-Mail: sorbische-webstube-drebkau@web.de

Moderationsaufzeichnung für Magazin "Łužyca" vom Ostermarkt in Schleife, sorbische Ostereier (Quelle: Mirko Franceschina)
Sorbisches Kulturzentrum Schleife

Eine weitere große Sammlung befindet sich im Sorbischen Kulturzentrum in Schleife. Dort werden auch die anderen sorbischen Traditionen vorgestellt: das Eierverschenken an das Patenkind, das Waleien, Ostersingen und Osterwasser holen. Einen Eindruck vom sonst jährlich stattfindenden Ostereiermarkt erhält man, wenn man sich das Video "Sorbische Bräuche im Jahreslauf" ansieht.
 
Sorbisches Kulturzentrum Schleife
Friedensstraße 65
02959 Schleife
www.sorbisches-kulturzentrum.de

DIY: Im Workshop sorbische Ostereier selber machen; © Birte Mensing
Ostereiermuseum Sabrodt

Es gibt noch ein weiteres Ostereiermuseum – in Sabrodt bei Spremberg. Direkt auf dem 300 Jahre alten Hof der Familie Tschöke hat sich der Lausitzer Heimatverein ein kleines, aber feines Museum eingerichtet. Hier können sich Einzelne, Gruppen und Schulklassen von der Ostereiermalerin Dorothea Tschöke in die Geheimnisse des Eiermalens einweihen lassen.

Dorothea Tschöke hat viel von Dr. Lothar Balke gelernt und ihre Sammlung ebenfalls international ausgerichtet. Denn auch in nichteuropäischen Ländern gilt das Ei als Fruchtbarkeitssymbol, Liebesbeweis und wiederkehrendes Leben. Man findet in den riesigen Regalen in dem Sabrodter Eiermuseum Exemplare aus Afrika, Japan, Südamerika und vielen anderen Gegenden.

Besonders beeindruckend sind die Floheier: In ein aufklappbares Ei, vermutlich aus Holz, kam ein blutgetränktes Läppchen hinein, und das Ganze band sich die Dame, zum Beispiel Gräfin Cosel, um den Hals in der Hoffnung, dass die Trägerin von Flöhen verschont wird und diese sich stattdessen an dem Läppchen laben.

Dorothea Tschöke hat das Eierbemalen von ihrer sorbischen Mutter und der Oma gelernt. Jedes Jahr an Karfreitag saß man in geselliger Runde zusammen und betupfte, kratzte und färbte die Eier. Schon als kleines Kind erlebte sie es aber, dass Mutter und Oma dann schon mitten in der Winterzeit anfingen, die Eier zu bemalen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Faszination des Eiermalens auf sie überging.
 
Ostereiermuseum Sabrodt
Dorfstr. 41
02979 Elsterheide/Ortsteil Sabrodt
www.ostereiermuseum.de

Moderationsaufzeichnung für Magazin "Łužyca" vom Ostermarkt in Schleife, sorbische Ostereier (Quelle: Mirko Franceschina)
Eiermaler Alfons Schulze

Ein weiterer passionierter Eiermaler ist Alfons Schulze aus Klein Loitz. Er hat zwar überhaupt keine wendischen Wurzeln, findet aber "Ich bin nun mal hier geboren, wo das Bemalen der Eier mit typisch sorbischen Mustern Tradition ist, und das hat mir schon in jungen Jahren so gefallen, dass ich mir das selbst beigebracht habe. Es gehört ja in diese Gegend, so wie der Kölner Karneval nach Köln gehört oder der in Rio nach Brasilien. Wenn man weiß, welche Wurzeln das Eierbemalen hat und dass es ein Kulturgut ist, dann sollte man das pflegen und an alle Wissbegierigen weitergeben!"
Alfons Schulze kennt sich nicht nur mit der Wachs-Reserve-Technik, der Bossiertechnik und dem Kratzen der Eier aus, sondern bearbeitet die ausgepusteten Eier mit einem Diamantschneidwerkzeug, sägt Muster hinein, so dass am Ende hauchfeine Gebilde entstehen, ähnlich wie ein geklöppeltes Spitzendeckchen.
 
Eiermaler Alfons Schulze
Waldsiedlung 30
03130 Felixsee/Ortsteil Klein Loitz

Moderationsaufzeichnung für Magazin "Łužyca" vom Ostermarkt in Schleife, sorbische Ostereier (Quelle: Mirko Franceschina)
Volkskünstlerin Bärbel Lange

In der Lausitz bekannt ist auch die Eiermalerin Bärbel Lange aus Lübbenau. Sie kam 1973 zum sorbischen Eiermalen. Damals war sie Dekorateurin im Cottbuser Konsument-Warenhaus. "Eines Tages kamen Schülerinnen und Schüler vom Niedersorbischen Gymnasium ins Kaufhaus und zeigten solche Eier. Da stand für mich fest: Das will ich auch können! Seitdem ist das abendliche Gestalten eines Eis für mich Entspannung und ein schönes Hobby zugleich. Inzwischen gebe ich Kurse, und zwar in einem Geschäft im Zentrum von Lübbenau. Touristen nutzen das inzwischen gern."
 
Werkstatt für Sorbische Eier
Bärbel Lange
in der Galerie RO
Apothekengasse 1
03222 Lübbenau
www.sorbische-eier.de