Spielzeughund und Spielzeugkatze auf einem Haufen Geld (Quelle: imago images/blickwinkel)
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Freizeit| Beitrag | Lesedauer etwa 4 Minuten - Haustiere: hohe Kosten für den Hund

Die Anschaffungskosten für Hündchen, Kätzchen oder Kaninchen sind das eine. Die Unterhaltskosten das andere. Wir rechnen es durch.

Erstens wird es anders - und zweitens, als man denkt. Die Halter der 35 Millionen Haustiere, die laut des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe in Deutschland gehalten werden, können davon ein Lied singen. Da fliegt der geliebte Sittich einfach in die Freiheit, die Katze weckt einen jeden Morgen um fünf Uhr, und das Meerschwein verhält sich wie ein wilder Stier in seinem Käfig, nicht wie ein handzahmes Kuscheltier.
 
Wer also kein Haustier hat, aber vielleicht eines anschaffen will, bedenke bitte zuvor den oben genannten Satz - und bereite sich auf alle Eventualitäten gut vor.

Tierheim, weil Tier zu teuer?

Denn immer wieder und leider viel zu oft landen Tiere im Tierheim. Leider deshalb, weil die Kapazitäten vieler Tierheime in der Region vollkommen ausgereizt sind, es für Halter, die abgeben wollen, schwierig wird, einen Platz zu finden - und zuletzt die meisten Tiere den Wechsel vom Halter ins Tierheim auch als Stress empfinden.
 
Allein im Berliner Tierheim standen 2023 ganzen 1.300 Plätzen für Tiere 3.700 Abgabeanfragen entgegen, darunter Hunde, Katzen, Wellensittiche, Meerschweinchen oder Exoten wie etwa Schlangen. Die Zahl der Abgabeanfragen ist damit laut Tierheim im Vergleich zum Vorjahr um fast 25 Prozent gestiegen.
 
Oft werden die Tiere, gerade Hunde, wegen Verhaltensauffälligkeiten abgegeben. Hintergrund: Die Tiere wurden während der Coronapandemie unüberlegt angeschafft, werden dann nicht ausreichend beschäftigt, sind unterfordert und werden aus dieser Unterforderung heraus aggressiv.
 
Auch persönliche Veränderungen, etwa eine Kündigung der Wohnung wegen Eigenbedarf oder eine Krankheit, sind Gründe, ein Tier abgeben zu müssen.
 
Doch auch die immer höher werdenden Kosten machen vielen Halter:innen zu schaffen.

Der Kostenfaktor - und unvorhersehbare Aspekte

Denn was viele gerne vergessen: Tiere kosten enorm viel Geld. Zuerst die Anschaffung, dann Futter, Zubehör - und die Kosten für beides steigen monatlich, von knapp 103 Euro im November 2021 auf mehr als 134 Euro im November 2023, so eine Erhebung des Statistischen Bundesamts. Dann kommen eventuell Hundesteuer und Haftpflichtversicherung hinzu, oder auch ein regelmäßiger Dogsitter beziehungsweise die Kosten für die Tierpension, wenn Sie im Urlaub sind. Rechnen sie alles zusammen, was sich vorausplanen lässt - und addieren Sie die Summe X für den Tierarzt.
 
Laut einer Statista-Umfrage aus dem Jahr 2022 zahlen 40 Prozent der Haustierhalter:innen in Deutschland mehr als 100 Euro im Jahr für tierärztliche Behandlungen, vier Prozent zahlen sogar 500 Euro und mehr. 30 Prozent zahlen 50 bis 100 Euro im Jahr, der Rest liegt kostenmäßig darunter. Tierkrankenversicherungen haben dabei mit 47 Prozent nur knapp die Hälfte der Personen.
 
Es gilt: Hunde sind grundsätzlich am teuersten, mit durchschnittlich 103 Euro Kosten pro Monat (Quelle: Statista, 2021), gefolgt von Kaninchen (60 Euro), Katzen (51 Euro) und Meerschweinchen (36 Euro). Ein Wellensittich hat gerade einmal Unterhaltskosten in Höhe von durchschnittlich sieben Euro pro Monat.
 
Dennoch sind Hunde auf ihre gesamte Lebenszeit hochgerechnet nicht die teuersten Haustiere, sie schaffen es gerade mal auf knapp 17.000 Euro Kosten für im Durchschnitt 13 Lebensjahre. Schildkröten bringen es aber auf fast 29.000 Euro Kosten - hier wurde aber auch mit einer durchschnittlichen Lebensdauer von 95 Jahren gerechnet. Günstig sind Hamster mit 490 Euro für zwei durchschnittliche - aber wunderschöne - Lebensjahre (Quelle: Statista, 2021).

Checkliste für den Tierkauf

Eva Rönspieß, Vorstandsvorsitzende des Berliner Tierheims, rät, dass sich die Menschen vor der Anschaffung Gedanken darüber machen, ob dem neuen Familienmitglied ein Leben lang ein Zuhause gegeben werden kann. "Ich muss natürlich darüber nachdenken: Habe ich eine Urlaubsvertretung, habe ich eine Krankenvertretung? Da kommen ganz viele Punkte zusammen", so Rönspieß.
 
Sind Sie unsicher? Dann wenden Sie sich an das örtliche Tierheim, in der Regel helfen diese bei der Beratung. Und mit unserer Checkliste kann, wer sich eine Katze oder einen Hund, einen Zwerghamster oder eine Echse zulegen will, schon mal die gröbsten Komplikationen durchspielen.
 
Zuerst die bereits oben erläuterte Frage: Was kostet das Tier? Hier hilft nur der ehrliche Blick aufs Konto. Sind die Durchschnittskosten dicke drin? Dann ist eine erste Hürde geschafft.
 
Aber auch die Wohnsituation spielt eine Rolle. Wer wohnt mit wem auf wie vielen Quadratmetern wo? Gibt es es Parks und Auslaufflächen für Hunde in der Nähe? Besteht bei einem der Mitbewohner eine Allergie auf Meerschweinchenhaare? Wo ließe sich das Katzenklo unterbringen? Haben die Schildkröten einen ruhigen Ort für sich? Oder planen Sie bald umzuziehen und wissen noch nicht, wie Sie dann wohnen werden?
 
Überhaupt: die Lebenssituation. Wer bald in Rente geht, kann auch noch bis dahin mit der Anschaffung des Tieres warten, vielleicht wird es dann nicht die ruhige Katze, sondern der aktive Hund. Wer viele Urlaube macht, überlegt genau, wie das Haustier in diesen Zeiten versorgt werden kann. Und wenn sich bald Nachwuchs ankündigt, kann man die Haustierplanung auch getrost auf Eis legen. Mit einem Haustier gehen wir eine Verpflichtung ein und übernehmen Verantwortung, oft mehr, als wir vorher denken. Das muss passen.
 
Zuletzt kommt der Faktor Zeit. Die Faustregel lautet: Jedes Tier wird mehr Zeit beanspruchen, als vorher angenommen. Zum Beispiel fürs Training, falls der Hund sich als Angsthund entpuppt, oder für Arztgänge, wenn die Katze Diabetikerin ist. Haben Sie zeitlich Kapazitäten und können auch mal andere Termine getrost absagen? Das ist schon mal eine gute Voraussetzung.

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EIn Schild weist auf ein nahes Tierhotel (Quelle: imago images/Arnulf Hettrich)
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Haustiere: Eine neue Bleibe finden

Manchmal, da passt es nicht mehr zwischen Mensch und Haustier. Aber wohin dann mit Hund, Katze oder Meerschweinchen? SUPER.MARKT klärt das.

Wenn es wirklich nicht passt

Bei allen guten Vorplanungen: Es gibt Gründe, sich von seinem Haustier zu trennen. Aber es gibt auch Wege, das Tierheim zu vermeiden. Expertin Rönspieß klärt deshalb vorab immer alle anderen Möglichkeiten ab, die eventuell in Frage kommen:
 
• Wurde alles getan, um mit dem Tier wieder klarzukommen. Wenn ein Hund etwa auffällig ist, können Tiertrainer helfen. Einzeltrainings mit einem Tiertrainer kosten zwischen 50 und 200 Euro für eine Trainingseinheit.
 
• Kann das Tier bei Freunden, in der Familie oder bei Nachbarn unterkommen? Viele Personen wünschen sich ein Haustier und brauchen eventuell nur das richtige Tier zum richtigen Zeitpunkt.
 
• Immer häufiger kommt es, gerade in Berlin, zum sogenannten Dog- oder auch Cat-Sharing: Freunde oder Nachbarn teilen sich die Betreuung eines Tieres. So teilt sich nicht nur die Arbeit auf mehrere Personen auf, sondern auch die Freude an dem Tier. Um zum Beispiel einen geeigneten Gegenpart fürs Hundesharing zu finden, gibt es verschiedene Foren wie Hundelieb oder Apps wie Patzo oder Dogshare, die allesamt Dogsharing-Partner:innen zusammenführen.
 
• Gerade bei akuten Notsituationen kann es eine Option sein, das Tier mittelfristig in einer Tierpension unterzubringen, so Eva Rönspieß. Diese Option kostet allerdings zwischen 600 und 900 Euro für einen Monat Aufenthalt. Lässt sich ein längerer Aufenthalt in einer Tierpension nicht vermeiden, sollte vorab mit dem Hund geübt werden. Insbesondere allein lebende Senioren können vorsorgen, indem sie bereits eine passende Tierpension aussuchen und auch Geld dafür zurücklegen. So kann im akuten Notfall die Pension einspringen. Und auch für die Urlaubszeit ist sie eine verlässliche Option.
 
• Es hilft alles nichts und das Tier muss ins Tierheim? In echten Notfällen, also etwa, wenn Halterin oder Halter verstorben sind, können das Veterinäramt oder die amtliche Tiersammelstelle helfen und eine geeignete Stelle suchen.
 
• Sucht der Halter selbst nach einer Unterbringungsmöglichkeit, um sein Tier komplett abzugeben, muss mittlerweile oft deutschlandweit nach einem Platz im Tierheim gesucht werden. Vereinzelt haben Tierheime noch Plätze frei. Eine Übersicht gibt es zum Beispiel beim Deutschen Tierschutzbund. Manche Tierheime vermitteln auch Pflegestellen und bieten an, das Tier auf ihren Vermittlungsseiten einzustellen.

Ein Breitag von SUPER.MARKT, 10.01.2024.