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Mo 28.08.2023 | Beitrag | Lesedauer etwa 3 Minuten - Versicherungen: So finde ich die Beratung, die zu mir passt

Eine Vertrauensbasis muss da sein, will man bei einem Berater oder einer Beraterin eine Versicherung abschließen. Aber wer verdient dieses Vertrauen?

Eine Versicherung abzuschließen, das geht - grob gesagt - auf vier Arten: Sie wühlen sich selbst durch die Angebote, vergleichen und schließen den Vertrag selbst ab. Oder Sie suchen eine Versicherungsvertretung aus, die ausschließlich Angebote einer Versicherungsgesellschaft - oder in selteneren Fällen auch mehrerer Gesellschaften - anbietet, und lassen sich dort beraten. Die Kosten dafür tragen die Versicherungen. Sie können sich an eine Versicherungsberatung wenden, die auf Honorarbasis arbeitet, letztlich also Geld von Ihnen für ihre Beratungsleistung bekommt. Und zuletzt können Sie sich auch an einen Versicherungsmakler oder eine -maklerin wenden, die auf Provisionsbasis arbeiten - hier bezahlen also auch die Versicherungen, um verkauft zu werden. Dafür gibt es strenge Vorschriften, um etwa eine einseitige Beratung zu unterbinden.
 
Es bleibt die Frage: Wie machen Sie es denn jetzt am besten?
 
Wir haben bei Britta Langenberg, Leiterin des Bereichs Verbraucherschutz bei der Bürgerbewegung Finanzwende, und bei Ulrike Schulz von Stiftung Warentest nachgefragt. Sie ist Autorin bei Finanztest und hat sich mit dem Thema eingehend befasst.

Provision erzeugt Verkaufsdruck

"Es gibt wenig wirklich unabhängige Beratung", erklärt Verbraucherschutzexpertin Britta Langenberg, deshalb sei die Suche nach einer guten Versicherungsberatung nicht so leicht, wie man denken sollte. "Das meiste, was hierzulande unter dem Label 'Beratung' daherkommt, ist tatsächlich Produktverkauf – und wird von den Anbietern mit einer Provision entlohnt. Das bedeutet: Der Vermittler erhält nur dann Geld, wenn auch tatsächlich ein Vertrag abgeschlossen wird." Und das erhöhe den Verkaufsdruck. Das Ergebnis einer unabhängigen Beratung hingegen könne aber auch sein, dass die Kundin gar keinen neuen Vertrag braucht, führt Langenberg weiter aus.
 
Ihr Rat für Vebrauchende, die zum Beispiel eine unabhängige und persönliche Beratung zu Lebensversicherungen suchen, ist deshalb, bei den Verbraucherzentralen oder bei einem der gut 300 zugelassenen Versicherungsberater:innen in Deutschland Hilfe zu suchen. In beiden Fällen zahlen Verbraucherinnen und Verbraucher für die Beratungsleistung.

Wann lohnt es sich, in eine Beratung zu investieren?

"Bei Versicherungen, bei denen es um viel Geld geht oder um die eigene Gesundheit, ist Beratung sehr wichtig, findet Ulrike Schulz von Finanztest. Und Britta Langenberg rechnet vor, um wie viel Geld es bei Lebens- und Rentenversicherungen gehen kann: "Wenn eine Sparerin monatlich 200 Euro einzahlt, kommen über 30 Jahre leicht 72.000 Euro zusammen." Insofern könne es durchaus lohnen, in eine unabhängige Beratung zu investieren. "Das kann auch heißen, noch mal eine Zweitmeinung einzuholen - also ein Angebot von einem Vermittler vor dem Vertragsabschluss noch einmal von der Verbraucherzentrale prüfen zu lassen."
 
Hier finden Sie die Beratungsangebote der Berliner Verbraucherzentrale und der Brandenburger Verbraucherzentrale.

Der Tipp: "Konkrete Fragen stellen"

"Ob die Beratung gut oder schlecht ist, hängt von der Einzelperson ab", so die Erfahrung von Ulrike Schulz. "Nur weil ein:e Vermittler:in auf Honorarbasis arbeitet, heißt das nicht, dass er oder sie automatisch gut berät. Andersherum sind Vermittler:innen mit anderen Geschäftsmodellen nicht per se schlecht." Immerhin: Alle Vermittler:innen haften für Falschberatungen.
 
"Auf jeden Fall sollten sich Kunden und Kundinnen auf das Gespräch mit einem Vermittler gut vorbereiten – und sich vorab über Produkte und Konditionen informieren", rät Finanzwende-Expertin Langenberg gegenüber SUPER.MARKT und empfiehlt dafür gleich Stiftung Warentest.
 
"Wer konkrete Fragen stellen kann und schon eine Vorstellung hat, von dem, was er will, ist im Verkaufsgespräch klar im Vorteil. Interessant ist auch immer die Frage nach den Produktkosten. Denn was für Gebühren drauf geht, steht nicht mehr für die Altersvorsorge zur Verfügung", so Langenberg.

Oder gleich selbst machen

Oder sie machen sich selbst auf die Suche nach dem für Sie besten Angebot. "Die meisten Versicherungen lassen sich gut selbst abschließen. Wer sich einmal einarbeitet, stellt schnell fest, dass das gar nicht so kompliziert ist", so Schulz. "Der Vorteil: Es kann aus allen Tarifen gewählt werden, die am Markt verfügbar sind und nicht nur aus denen, die der Vermittler oder die Vermittlerin vorschlägt. So lässt sich das wirklich beste und günstigste Angebot finden. Allerdings muss man dann auch selbst für seine Entscheidungen einstehen."

Ein Beitrag von DEM.