Die Postident-App auf dem Smartphone (Quelle: imago images/Rüdiger Wölk)
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Fr. 08.09.2023 | Beitrag | Lesedauer etwa 2 Minuten - Postident & Co: Wie Sie sich online ausweisen

Konto eröffnen oder Kredit beantragen - das geht alles online. Dafür müssen Sie sich aber oft digital ausweisen. Wir zeigen, welche Optionen Sie haben.

Wer schon mal ein Konto bei einer Direktbank eröffnet hat, kennt das Problem. Man muss sich der Bank gegenüber ausweisen. Blöd nur, wenn die als Direktbank gar keine Filialen hat. Hier kommen sogenannte Ident-Verfahren ins Spiel. Mit denen können Sie der Bank nachweisen, wer Sie sind, ohne persönlich Mitarbeitende der Bank zu treffen. Diese Verfahren gewinnen aber auch in anderen Bereichen an Bedeutung, etwa bei der Digitalisierung des Gesundheitssystems, wo es um hochsensible Daten geht. Wir stellen Ihnen die verschiedenen Ident-Verfahren vor. Der Einfachheit halber bleiben wir beim Beispiel der Kontoeröffnung bei einer Direktbank.

Der analoge Ursprung: Postident

Funktioniert ganz ohne Internet. Die Bank schickt Ihnen die Konto-Unterlagen und einen Postident-Coupon. Die Bank-Unterlagen füllen Sie zuhause aus und bringen sie zusammen mit dem Coupon in eine Postfiliale. Dort zeigen Sie Mitarbeitenden Ihren Ausweis oder Pass und bestätigen somit Ihre Identität. Die Post verschickt dann die Unterlagen in einem verschlossenen Umschlag an die Bank. Dieses Verfahren ist gut für Sie geeignet, wenn Sie mit dem Digitalen fremdeln, allerdings müssen Sie den Weg in die Postfiliale auf sich nehmen.

Identifikation per Videochat

Nennt man allgemein Videoident. Die Post bietet einen solchen Dienst ebenfalls unter dem Namen Postident an, es gibt aber auch andere Anbieter. Von der Bank bekommen Sie einen Link zu einem Ident-Dienstleister. Auf Smartphones und Tablets müssen Sie eventuell eine App des Dienstleisters herunterladen. Dann starten Sie einen Videoanruf mit Angestellten des Dienstleisters. Dieser Person zeigen Sie ihren Ausweis in der Kamera. Der Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin überprüft dabei die Echtheit des Dokuments und Ihre Identität. Dafür müssen Sie nicht mehr das Haus verlassen und brauchen nur ein Gerät mit Internetzugang und Kamera.
 
Inzwischen gibt es auch Systeme, bei denen kein Mensch mehr Ihre Identität per Video prüft, sondern eine künstliche Intelligenz.
 
Im vergangenen Jahr konnten Hacker des Chaos Computer Club bei einem Versuch Videoident-Systeme sechs verschiedener Anbieter überlisten und sich so Zugang zur elektronischen Patientenakte einer Testperson verschaffen. Als Reaktion hat das für das digitale Gesundheitswesen zuständige Bundesunternehmen Gematik die Nutzung von Videoident-Verfahren als Identitätsnachweis für seine Systeme verboten.

Der elektronische Personalausweis

Bietet ebenfalls eine Möglichkeit, sich digital zu identifizieren. Dafür benötigt man entweder ein Kartenlesegerät für den Computer (ein zertifiziertes kostet ca. 30 Euro) oder ein Smartphone mit NFC-Funktion. Zahlreiche moderne Smartphones sind mit dieser Funktion ausgestattet. Außerdem muss man die Pin seines Personalausweises kennen. Auch hier bekommen Sie von der Bank einen Link zu einem Ident-Dienstleister. Das ist entweder das staatlich entwickelte System AusweisIDent oder ein anderes Unternehmen, wie die Post. Über das Scannen Ihres Ausweises mit dem Smartphone oder Kartenleser und das Eingeben der Pin können Sie sich dann digital ausweisen - ebenfalls ohne das Haus zu verlassen.

Identifikation mit dem Bankkonto

Weil die Bank Ihre Identität bei der Eröffnung eines Kontos sowieso überprüfen muss, können Sie sich mit Ihrem Bankkonto dann bei anderen Unternehmen oder Institutionen ausweisen. Das nennt man Giroident. In der Praxis spielt diese Möglichkeit aber nur eine geringe Rolle. Denn nicht alle Banken machen mit und das Verfahren ist auch nicht für alle rechtlichen Anwendungen zulässig.

Ein Beitrag von JP.