Auf einem Open-Air-Konzert wird Gehörschutz getragen (Quelle: imago images / Müller-Stauffenberg))
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Mo 21.08.2023 | Beitrag | Lesedauer etwa 4 Minuten - Gehörschutz: für jeden Lärm der passende Ohrstöpsel

Stöpsel rein und gut ist? Nicht ganz, denn unterschiedliche Lärmarten brauchen unterschiedlichen Schutz für die Ohren. Ein Überblick.

Lärm macht eine ganze Menge mit uns: Das Gefühl von Belästigung stellt sich ein, die Störung kann so stark sein, dass sie zu kurzzeitigen oder sogar dauerhaften Schäden für die Psyche und den Körper führt. Der richtige Gehörschutz ist also wichtig. Und das auch, wenn der Lärm erst einmal positiver Art ist, wie etwa bei einem Konzert, wo Sie und 30.000 andere Menschen glücklich und lauthals mitsingen. Auch da muss was auf die Ohren.
 
Dabei gibt es Gehörschutz für jede Art von Lärm - und wer jetzt denkt "😱", der erfährt im folgenden, warum.

Diese Gehörschutz-Arten gibt es

Jeder Topf hat seinen Deckel, jedes Ohr hat seinen Stöpsel. Aber Auswahl und Art des Lärmschutzes sind groß. Welche Gehörschutz-Varianten gibt es also?

Eine Frau hält zwei Ohrstöpsel in der Hand (Quelle: imago images / Panthermedia)
1. Die Stöpsel

Stöpsel werden direkt im Gehörgang getragen. Hier unterscheidet man zwischen solchen, die schon vorgeformt sind, und solchen, die selbst geformt werden und sich so dem eigenen Ohr anpassen. Angenehm sind gerade die formbaren Stöpsel zum Beispiel nachts, wenn man auf dem Ohr auch mal liegen will, oder wenn der Gehörschutz über einen längeren Zeitraum getragen wird. Es gibt Optionen mit Filter für unterschiedliche Situationen, etwa für Hintergrundgeräusche oder auch für Konzerte.
 
Schaumstoffstöpsel gelten als relativ bequem, da sie sich dem Ohr einigermaßen gut anpassen, lassen sich aber nicht ein zweites Mal verwenden. Wachsstöpsel halten den Lärm besser ab, sind aber nicht ganz so gut anpassbar wie Schaumstoffstöpsel. Dafür lassen sie sich reinigen und mehrmals verwenden. Auch Silikonstöpsel sind mehrfach verwendbar. In Sachen Gehörschutz liefern sie das beste Ergebnis. Allerdings ist die Bequemlichkeit hier oft das Manko, zu stark drückt das Material auf das Innere des Ohrs.
 
Neben den herkömmlichen Stöpseln gibt es auch maßgefertigte, die natürlich teuer sind - etwa ab 100 Euro aufwärts. Wer wirklich oft auf Konzerten ist, als Musiker:in tätig oder besonders geräuschempfindlich ist, der kann hier durchaus investieren. "Dieser Gehörschutz lässt sich mit einem Frequenzfilter erweitern und ist dann für bestimmte Töne und Laute durchlässig. Das erleichtert die Kommunikation und macht sie bei Musikern so beliebt", erläutert Dr. Christian A. Conrad, Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, gegenüber dem rbb.

Ein Kapselgehörschutz (Quelle: imago images / CHROMORANGE)
2. Die Kapselgehörschützer

Beim Kapselgehörschützer schützen zwei Kapseln das Ohr. Ähnlich wie bei einem Kopfhörer werden die Kapseln von einem Bügel zusammengehalten. Oben auf dem Bild sehen Sie einen Kapselgehörschutz. Wer Ohrstöpsel nicht mag, fährt mit den Kapselgehörschützern richtig. Der Lärmschutz ist hoch.

Ein Bügelgehörschutz (Quelle: imago images / Shotshop)
3. Die Bügelgehörschützer

Bügelgehörschützer sind eine Mischung aus beiden bis jetzt beschriebenen Gehörschützen: Sie ähneln Stöpseln, sitzen aber weiter außen und werden von einem feinen Bügel zusammengehalten. So lassen sie sich schnell auf- und absetzen. Zwischendurch können sie im Nacken oder am Kinn getragen werden. Für die Arbeit etwa sind diese Gehörschützer in vielen Fällen ideal.

Von Prüfzeichen, Siegeln und Dezibel-Werten

Der SNR-Wert ("Single Number Rating") steht für den einfachen Dämmwert in Dezibel. Ein Gehörschützer mit einem SNR-Wert von 35 Dezibel dämmt zum Beispiel eine Lärmbelastung von 100 Dezibel auf 65 Dezibel herunter. Für ein Konzert wird deshalb ein SNR-Wert zwischen 30 und 37 Dezibel empfohlen.
 
Prüfinstitute wie etwa der TÜV prüfen auch Gehörschutze auf Sicherheit, Funktionalität, Qualität und Schadstoff - hier können Sie auf entsprechende Siegel achten. Auf eine CE-Kennzeichnung, die sicherstellt, dass der Gehörschutz nach EU-Richtlinien hergestellt wurde, ist außerdem zu achten.

Wann passt welcher Gehörschutz?

Bei der Verwendung eines Gehörschutzes sind zwei Fragen wichtig: Vor welcher Art Lärm will ich mich schützen und bei welcher Tätigkeit trage ich den Gehörschutz - wie bequem sollte er also sein?
 
Fürs Schlafen eignen sich natürlich nur Ohrstöpsel. Solange man wach ist und nicht auf einem Ohr liegen muss, eignen sich auch die anderen Modelle.
 
Wer selbst Musik macht, braucht einen anderen Schutz als ein:e Handwerker:in auf der Baustelle - denn der Musiker oder die Musikerin wollen zum Beispiel das eigene Instrument noch gut hören können. Für Konzertbesucher:innen empfiehlt sich die Ohrstöpsel-Variante, weil sie auf Dauer bequemer ist. Wer allerdings auf einen guten Klang Wert legt, sollte hier durchaus etwas Geld investieren. Bei den billigsten Ohrstöpseln kann es nämlich sein, dass sich die Musik einfach nicht so gut anhört. Und wer dann die Stöpsel herausnimmt, geht ein hohes Risiko ein. Für besonders laute Arbeiten ist eventuell sogar ein doppelter Gehörschutz vonnöten, also Ohrstöpsel und Kapselgehörschutz, die allseits beliebte "Micky Maus".
 
Generell gilt: Wägen Sie Tragekomfort und Schalldämmung gut ab und entscheiden Sie sich im Zweifelsfall für die sichere Variante.

Ein Beitrag von SUPER.MARKT.

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