Feuer im offenen Kamin. Quelle: imago images/ IMAGO/McPHOTO/I. Schulz
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Haushalt | Beitrag | Lesedauer etwa 5 Minuten - Kohlenmonoxid: geruchlose Gefahr

Kamine können zur Gefahr werden, wenn ausströmendes Kohlenmonoxid zu spät erkannt wird. Die Zahl der Vergiftungen nahm zuletzt zu.

Das Feuer knistert gemütlich, der Blick in die Flammen wirkt beruhigend und ganz nebenbei wird es auch noch schön muckelig warm im Wohnzimmer. Ende 2022 betrieb jeder vierte Haushalt in Deutschland einen offenen Kamin, einen Kaminofen oder einen Kachelofen, Tendenz steigend. Angesichts der hohen Energiepreise manchmal eine echte Alternative, auch wenn Holz schon mal günstiger zu haben war. Was viele Menschen offenbar nicht wissen: Wenn Öfen nicht sachgerecht betrieben werden, können sie schnell zur Gefahr werden.

Schön warm - aber bitte sicher

Verantwortlich dafür ist das farb- und geruchlose Gas Kohlenmonoxid. Es entsteht bei der chemisch unvollständigen Verbrennung von Holz, Kohle, Heizöl oder auch Erdgas und breitet sich schnell in geschlossenen Räumen aus. Das Problem: Der Rauchmelder reagiert nicht darauf. Laut der Initiative zur Prävention von Kohlenmonoxid-Vergiftungen wurden "in den vergangenen zehn Jahren durchschnittlich knapp 3.500 Patientinnen und Patienten jährlich mit einer Kohlenmonoxid-Vergiftung in Deutschlands Krankenhäuser eingeliefert". Und: "Bei fast jedem Sechsten endete sie tödlich." Heizungsanlagen, Kaminöfen und Gasthermen sollen daher regelmäßig überprüft werden.
 
Expert:innen empfehlen eine Kontrolle von
 
- Feuerstätten bzw. Abgasanlagen im Zuge der Abgaswegeüberprüfung,
 
- raumluftabhängige Heizungsanlagen einmal im Jahr,
 
- raumluftunabhängige Heizungsanlagen alle zwei bis drei Jahre.

Dennoch gebe es keine hundertprozentige Sicherheit. "Blockierte Schornsteine, unsachgemäß genutzte Kamine oder verklebte Zuluftschlitze liegen außerhalb unserer Kontrolle", erklärt Alexis Gula, Sprecher des Zentralen Innungsverbandes des Schornsteinfegerhandwerks. Auch Modernisierungsmaßnahmen wie der Einbau einer leistungsstarken Dunstabzugshaube oder einer Lüftungsanlage können plötzlich zu einer hohen CO-Belastung im Raum führen. Zudem können auch gelagerte Holzpellets gefährliche Mengen Kohlenmonoxid freisetzen.

Kein Grill in der Wohnung!

Außerdem gibt es immer wieder Vergiftungen, die durch Geräte verursacht werden, die eigentlich für den Außenbereich bestimmt sind, aber in schlecht gelüfteten Räumen betrieben werden, so das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Dazu gehören Holzkohle- oder Gasgrills, Notstromaggregate oder auch gasbetriebene Heizstrahler. Wer den Verdacht hat, dass irgendwas mit seinem Kamin nicht in Ordnung ist, sollte vorsichtshalber den Schornsteinfeger informieren.

Vergiftungssymptome früh erkennen

Übelkeit, Schwindel, Kopfschmerzen - würden Sie da direkt auf eine Kohlenmonoxidvergiftung kommen? Gerade durch die Tatsache, dass die Symptome auch zu anderen Beschwerden passen, die gerade im Winter oder bei wechselnden Temperaturen auftreten, werden diese oft falsch gedeutet.
 
"Nicht immer werden wir rechtzeitig gerufen, denn die typischen Symptome wie Sehstörungen, Schwindel, starke Kopfschmerzen, Verwirrtheit, Schüttelfrost und Übelkeit werden häufig nicht in Zusammenhang mit einer CO-Vergiftung gebracht", sagt Holger Wißuwa vom Bundesverband der Ärztlichen Leiter Rettungsdienst.
 
Die Symptome ähneln sehr einer Grippe oder auch einer Covid-19-Infektion. Betroffene werden so nicht selten mit Grippe-Medikamenten behandelt oder zum Auskurieren nach Hause geschickt - direkt dorthin zurück, wo die Kohlenmonoxid-Vergiftung auftrat. Im schlimmsten Fall kann das zum Tod führen.
 
Schon geringe Dosen des Atemgifts können über einen längeren Zeitraum hinweg eine chronische Vergiftung bewirken. Wird die zu spät erkannt, können auch nach einer erfolgreichen Behandlung Folgeschäden wie Gedächtnis- und Bewegungsstörungen, Parkinson oder psychiatrische Beschwerden auftreten. Etwa zehn Prozent aller Vergifteten erleiden innerhalb von 56 Monaten einen Herzinfarkt.

CO-Warnmelder bieten Sicherheit

Expert:innen empfehlen daher die Installation von Kohlenmonoxid-Meldern, die im Zweifel Leben retten können. CO-Warnmelder schlagen bei Austreten des Gases Alarm, noch bevor Symptome auftreten. Installiert werden sollten sie in der Nähe von Gefahrenquellen, aber auch dort, wo viel Zeit verbracht wird, etwa im Schlaf- oder Wohnzimmer, idealerweise auf Atemhöhe.
 
Entscheiden Sie sich für einen CO-Melder, sollten Sie auf die Zertifizierung nach EN 5029 achten. Empfehlenswert ist es außerdem, einen Warnmelder mit Siegel zu nehmen, welches noch lange "haltbar" ist. Liegt der CO-Warnmelder schon länger im Laden, ist seine Laufzeit für den Gebrauch natürlich verkürzt. Wie lange ein Warnmelder benutzt werden kann, steht auf einem aufgeklebten Siegel auf den Produkten. Benutzen Sie den CO-Warnmelder nie länger, als auf dem Siegel angegeben. Der Sensor des Gerätes verschleißt im Laufe der Zeit - die Sicherheit ist somit nicht mehr gewährleistet.

Gefährliche Deko

Und auch wenn sie noch so schön aussehen und man nie auf die Idee kommen würde, dass hier irgendwas gefährlich sein könnte, sind Deko-Kamine ein nicht zu unterschätzendes Risiko. Denn auch hier entsteht bei der Verbrennung Kohlenmonoxid. Bei einem Versuch mit Ethanol-Kaminen von Stiftung Warentest lag die Konzentration von Kohlenmonoxid beispielsweise bei über 13 Milligramm pro Kubikmeter. Laut WHO sollten 10 Milligramm im Acht-Stunden-Mittel nicht überschritten werden.

Beitrag mit Material vom BfR und Initiative zur Prävention von Kohlenmonoxid-Vergiftungen, 18.10.2023.