Ein Wespennest (Quelle: imago images / Karina Hessland)
Bild: imago images / Karina Hessland

Mi 02.08.2023 | Beitrag | Lesedauer etwa 3 Minuten - Wespen & Hornissen: Hände weg vom Nest

Ein Wespen- oder Hornissennest an Balkon oder Haus? Da ist die Panik oft groß. Dabei heißt es: Ruhig bleiben und Experten ranlassen. Sonst wird es teuer.

Immer wieder finden sich Wespennester in unmittelbarer Nähe zu Wohngebäuden, in einer Ecke des Balkons oder unter einem Dachvorsprung. Auch Hornissennester sind immer häufiger im Siedlungsbereich der Menschen zu sehen: Normalerweise nisten die Insekten zwar in Baumhöhlen. Weil diese aber immer seltener werden, suchen sie mittlerweile andere Nistplätze, zum Beispiel in Rollladenkästen, alten Schuppen, zwischen Wänden oder in Nischen auf dem Dachboden.
 
Dabei sind Hornissen nicht nur sehr friedfertig, sondern auch viel scheuer als ihre lästigen Wespen-Verwandten, die im Sommer oft beim Grillen oder Eisessen stören. Und nützlich sind beide Arten, etwa, um andere Insekten wie Mücken fernzuhalten! Allerdings: So ein Nest in unmittelbarer Nähe hinterlässt immer ein mulmiges Gefühl, egal, ob es jetzt von Wespen oder Hornissen stammt.
 
Was also tun, wenn Sie ein Nest entdeckt haben?

Ein Nest macht noch keine Gefahr

Zuerst einmal: Ruhig bleiben. Die Berliner Feuerwehr, die nur unter bestimmten Umständen für die Beseitigung von Wespennestern sorgt, klärt auf: "Wespen, Bienen und ähnliche Insekten (Hymenopteren, also Hautflügler) stellen keine Gefahr dar." Zwar können sie stechen, dies sei zwar schmerzhaft, jedoch in der Regel nicht besonders gefährlich oder gar tödlich. Lediglich für Menschen mit Insektengiftallergie können Stiche schwerwiegende Folgen haben - dies sind laut Berliner Feuerwehr zwei bis drei Prozent der Bevölkerung.
 
Die Feuerwehr rückt zu Wespennestern nur dann aus, wenn eine konkrete Gefahr vorliegt: "Eine Gefahr durch Hymenopteren ist dann gegeben, wenn die Nutzer einer Einrichtung in ihrer Mobilität stark eingeschränkt sind und sich dadurch vor dem Insektenbefall nicht ausreichend schützen können. Dies ist z.B. in Krankenhäusern, Kindergärten und Altenheimen gegeben."

Wie verhalten Sie sich jetzt?

Entdeckt man ein Hornissennest im Garten oder am Haus, müsse man im Prinzip nichts unternehmen, meint der Wildbienen- und Wespenexperte Christian Schmid-Egger von der Deutschen Wildtier Stiftung in Berlin. "Hornissen sind relativ friedlich. Wenn man ein bis zwei Meter Abstand zum Nest hält, ist das kein Problem."
 
Der Naturschutzbund (Nabu) ergänzt, dass es wichtig sei, die Einflugschneise zu Wespen- und Hornissennestern möglichst nicht zu nutzen. Außerdem sei es sinnvoll, nicht nach anfliegenden Tieren zu schlagen. Störe man die Insektenvölker, sei klar, dass die Tiere alles tun, um ihre Brut zu verteidigen und sogar aggressiv reagieren.
 
Normalerweise erledige sich das Problem im Herbst aber von alleine, erläutert Wespenexperte Schmid-Egger. Denn dann sterben alle Hornissen im Nest. Nur die jungen Königinnen überwintern in einem Unterschlupf und bauen im nächsten Jahr in der Regel ein neues Nest an einer anderen Stelle.
 
Bei den Wespen schlüpfen im Spätsommer die neuen Königinnen, die sich nach dem Hochzeitsflug Reserven für den Winter anfressen, um dann an frostfreien Orten wie Mauerritzen, Holzstapeln oder Dachböden zu überwintern, so erläutert der Nabu. Im Frühjahr erwachten dann nur die Königinnen wieder und begännen an einer geeigneten Stelle den Bau eines neuen Nestes. Alte Nester vom Vorjahr würden nicht wieder besiedelt.

Tipps für ein friedliches Zusammenleben

• Schlagen Sie nicht nach den Tieren.
• Vermeiden Sie Erschütterungen des Nestes.
• Verstellen Sie nicht den Eingang und die Flugbahn zum Nest.
• Halten Sie ca. 2-4 Meter Abstand zum Nest.
• Vermeiden Sie es, die Tiere wegzupusten.
• Decken Sie Speisen und Getränke ab.
• Vermeiden Sie unnötige Beleuchtung, denn diese lockt die Tiere an.
• Sammeln sie Fallobst gleich auf.
 
(Quelle: Nabu Brandenburg)

Darf das Nest überhaupt weg?

Das Umsiedeln oder Töten von Wildtieren - wozu auch Wespen und Hornissen zählen - ist verboten. Es gibt allerdings Ausnahmen; diese sollten Sie also unbedingt in Erfahrung bringen. Ansprechpartner dafür ist in Brandenburg die jeweilige Untere Naturschutzbehörde. Berliner können sich etwa an den Nabu wenden. Hier berät Sie der sogenannte Hymenopterendienst ausführlich. Steht ein Hausbesuch an, werden Sie an Fachleute der Landes-Naturschutzbehörde weitervermittelt.
 
Der Nabu Berlin empfiehlt, sich Beratung zu suchen, wenn Sie zum Beispiel ein Hornissennest im Rollladenkasten entdecken und Sie Zweifel haben, ob ein Nest vernichtet werden muss oder darf. Auch, wenn Sie die Bekämpfung besonders geschützter Arten beobachten und Zweifel an der Zulässigkeit habe, können Sie sich an den Hymenopterendienst wenden. Aber da der Dienst sehr stark beansprucht wird, gilt immer die Bitte: Versuchen Sie so viele Ihrer Fragen wie möglich vorab zu klären, etwa durch Serviceseiten im Internet.

Abzocke mit der Wespenangst

Unseriöse Anbieter nutzen immer wieder den Umstand, dass wir das Wespennest möglichst schnell entfernt haben wollen, um ordentlich Kasse zu machen. Da werden dann vor Ort Wucherpreise aufgerufen, Wespennester unsachgemäß entfernt, schlimmstenfalls kommt es zu Beschädigungen am Eigentum - und wer dann mit dem Zahlen zögert, wird unter Druck gesetzt.
 
Doch mit einigen Tricks schützen Sie sich vor solcherlei Abzocke:
 
• Klären Sie zuerst immer mit den Landes-Naturschutzbehörden - wie eben beschrieben - ob eine Beseitigung des Nestes notwendig ist. Der Berliner Nabu arbeitet für solche Fälle etwa mit Spezialisten zusammen, die Kosten sind moderat.
 
• Bei der Suche nach einem Schädlingsbekämpfer sollten Sie sich bestenfalls an den jeweiligen Landesverband wenden oder etwa die Umkreis-Suchfunktion des Deutschen Schädlingsbekämpfer-Verbands (DSV) nutzen.
 
• Suchen Sie über die Gelben Seiten, schauen Sie, dass Sie einen Anbieter in Ihrer Nähe finden - mit Festnetznummer und nicht mit 0800-Vorwahl!
 
• Achten Sie bei der Suche im Internet auf ein gültiges Impressum und die Angabe einer Festnetznummer.
 
• Klären Sie, ob Sie den Auftrag per Rechnung - also im Nachhinein - zahlen können und stecken Sie im Vorfeld einen ungefähren Preisrahmen ab. Inklusive Anfahrt sollte das bloße Entfernen eines Wespennests zwischen 100 und 150 Euro kosten - solange keine Hilfsmittel wie etwa eine Hebebühne gebraucht werden.

Kein Stich, aber trotzdem Autsch

Lassen Sie ein Nest ohne Erlaubnis entfernen oder machen Sie sich selbst daran, es zu entfernen, drohen hohe Bußgelder. In Brandenburg können für das verbotswidrige Fangen, Verletzen, Töten von besonders geschützten Hornissen oder die Beschädigung bzw. Zerstörung der Fortpflanzungs- oder Ruhestätten zum Beispiel 65.000 Euro fällig werden, in Berlin 50.000 Euro.

Ein Beitrag von DEM mit Material von Dpa.