Dass ein Reifen nicht ein Reifen nicht ein Reifen ist, wissen wir längst. Dennoch bleibt die Frage: Können wir allmählich nicht mal ans Geldsparen denken, den Winterreifen in den Ruhestand schicken und auf die kostengünstigere Variante mit Ganzjahresreifen setzen? Und: Warum eigentlich Winterreifen schon im Spätsommer?

Auch bei gutem Wetter schon Winterreifen?

Ja, die Bauern- und Autofahrerregel besagt: Ab Oktober Winterreifen - aber bei spätsommerlichen Temperaturen kommt einem das dann doch etwas übertrieben vor. Theoretisch können Sie sich mit dem Aufziehen des Reifensets auch noch Zeit lassen: In Deutschland gilt die situative Winterreifenpflicht. Heißt: Wenn die Fahrbahnen glatt oder schneebedeckt sind, darf man nicht mehr mit Sommerreifen fahren. Aber: "Auch wenn die Temperaturen aktuell tagsüber noch hoch sind, nachts gehen die Temperaturen mittlerweile stark nach unten. Man kann durchaus dann schon mit glatten und nassen Fahrbahnen rechnen", so ADAC-Sprecherin Melanie Mikulla gegenüber SUPER.MARKT. Etwa durch Nachtfrost bzw. überfrierende Nässe. Die Empfehlung der Automobilisten lautet also, sich an die Bauernregel zu halten.

Der Winterreifen, ein Auslaufmodell?

Dennoch stellt sich ja die Frage, ob der Winterreifen an sich bald der Vergangenheit angehören könnte. Wenn die Winter wegen des Klimawandels immer milder werden - welchen Sinn ergibt dann noch ein Reifen, der für Schnee und Glätte gemacht ist?
 
Doch der Gedanke ist ein Trugschluss. Winterreifen seien deshalb auch weiterhin sinnvoll, weil sie nicht nur für Fahrten auf Schnee ausgelegt seien, sondern auch bessere Fahreigenschaften bei kalten Temperaturen hätten, erläutert die Fachfrau des ADAC. Außerdem sei auch bei im Durchschnitt steigenden Temperaturen klar: "Wir können das Wetter nicht beeinflussen. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass es im Winter kalte Temperaturen gibt." Deshalb "ja!" zum Winterreifen.

Ganzreifesreifen fürs günstige Glück?

Aber schon allein aus Kostengründen möchten viele Verbraucher:innen auf Ganzjahresreifen umsatteln. Diese seien allerdings immer nur ein Kompromiss, so Mikulla. Sie könnten an die speziellen Eigenschaften und Qualitäten der Sommerreifen und der Winterreifen nicht herankommen. Ganzjahresreifen seien laut der Expertin deshalb nur sinnvoll bei Fahrzeugen, "die wenig bewegt werden und mit denen keine Urlaubsfahrten unternommen werden, sowohl im Sommer als auch im Winter."

Welcher Reifen für den Stadtverkehr?

Wer mit dem Auto nur in Berlin unterwegs ist, wird sich vielleicht immer mal wieder fragen, ob die hiesigen Straßenverhältnisse wirklich den Winterreifen notwendig machen. Eher nicht, denken offenbar eine Menge Menschen im Raum Berlin, denn laut Branchenverband des Reifenhandels BRV liegt der Marktanteil von Ganzjahresreifen hier bei um oder über 50 Prozent.
 
Aber wer tagtäglich auf sein Fahrzeug angewiesen sei, egal ob Innenstadtbereich oder Landstraße, dem empfiehlt der ADAC ganz klar Sommer- und Winterreifen. Ganzjahresreifen seien, so Mikulla, unter extremen Bedingungen ungeeignet. Und extreme Wetterbedingungen kennen ja auch die Berliner, mit Wahnsinnshitze im Sommer und doch immer mal wieder sehr kalten Wintern.

Wenige Gründe für Ganzjahresreifen

Neben den Wenigfahrer:innen, die nicht mit dem Auto verreisen, kann der Kauf von den günstigeren Ganzjahresreifen nur dann sinnvoll sein, wenn Sie ohnehin in einer Region wohnen, in der eher wenig Schnee zu befürchten ist - und Sie das Auto stehenlassen, sollte es doch mal zu Schnee und Glätte kommen. In dem Fall kann ein Ganzjahresreifenset ein passender Kompromiss sein. Vor allem ist es besser, als nur mit Sommerreifen unterwegs zu sein.
 
Die dringende Empfehlung der ADAC-Experten lautet dann aber, einen jährlichen Reifenwechsel durchführen zu lassen - die beiden Reifen vorne sollten mit denen von hinten getauscht werden. Nur so würden diese gleichmäßig abgenutzt. Auch bei Sommer- und Winterreifen sollte dies geschehen.

Ein Beitrag von DEM.