Das Logo der chinesischen Shopping-App Temu auf einem Smartphone, im Hintergrund auf einem Computerbildschirm die Benutzeroberfläche der Shoppingseite in einem Webbrowser (Quelle: IMAGO / Zoonar)
Bild: IMAGO / Zoonar

Mo 25.09.2023 | Beitrag | Lesedauer etwa 3 Minuten - Shopping: Billig, billiger, Temu

Wie eine Handelsplattform aus China den Markt aufmischt und was Verbraucherinnen und Verbraucher wissen sollten.

Wer in den letzten Wochen bei Google ein Produkt gesucht hat oder in den sozialen Netzwerken unterwegs war, hat mit großer Wahrscheinlichkeit auch Werbung von "Temu" gesehen. Temu ist eine Handelsplattform, die mit fetten Rabatten und sehr günstigen Preisen lockt - und damit der neueste virale Export aus China.

Direkt beim Hersteller bestellen

Von Haushaltsutensilien über Kleidung bis zu Elektrogeräten bekommt man hier alles. Produzenten können einen Vertrag mit dem Unternehmen abschließen und anschließend ihre Waren auf der Handelsplattform verkaufen. Kundinnen und Kunden shoppen dann also direkt beim Hersteller, ohne Zwischenhändler wie zum Beispiel Amazon. Qualitätskontrolle? Fehlanzeige.
 
So steht es sogar in den Nutzungsbedingungen von Temu: "Wir haben keine Kontrolle über und garantieren keine Existenz, Qualität, Sicherheit, Eignung oder Rechtmäßigkeit der Produkte oder Wahrhaftigkeit, Genauigkeit oder Rechtmäßigkeit von den in den Produktauflistungen enthaltenen Informationen oder anderen von Verkäufern oder anderen Benutzern bereitgestellten Informationen."

Verbraucherschützer warnen

Die Verbraucherzentralen warnen davor, sich die Shopping-App von Temu herunterzuladen. Denn diese verlangt Zugriff auf Kamera, Mikrofon, Fotos und Kontakte - obwohl dieser Zugriff für die Benutzung der App gar nicht nötig ist.
 
Da die Waren direkt von den Herstellern kommen, sollten Verbracherinnen und Verbraucher unbedingt überprüfen, ob entsprechende EU-Richtlinien eingehalten wurden. Fehlt beispielsweise die CE-Kennzeichnung auf Haushaltsgeräten oder Spielzeug, wurde die Ware nicht für den europäischen Markt hergestellt. Denn mit dem CE-Zeichen zeigt der Hersteller an, dass das Produkt die europäischen gesetzlichen Anforderungen und Sicherheitsstandards erfüllt. Das Verbrauchermagazin Markt des Westdeutschen Rundfunks hatte beispielsweise eine Testbestellung bei Temu aufgegeben: Ein Großteil der bestellten Ware konnten nicht benutzt werden: So drohte bei einem Dampfgarer sogar ein Stromschlag bei der Nutzung.

Zollgebühren und Rücksendungen

Wer sich dennoch dazu entscheidet, bei Temu einzukaufen, sollte darauf achten, unter einem Warenwert von 150 Euro zu bleiben - darüber fallen Zollgebühren an. Allerdings dürften die wenigsten bei den sehr niedrigen Preisen über diese Grenze kommen. Da Temu ordentlich Daten bei seinen Nutzenden sammelt, rät die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz dazu, das Standort-Tracking unbedingt zu deaktivieren. Außerdem sollten Sie den Zugriff auf Kontakte, Fotos, Mikrofon etc. verweigern.
 
Aber was, wenn das Produkt mangelhaft ist? Temu bietet teilweise kostenlose Rücksendungen an. 90 Tage haben Käufer:innen Zeit dafür. Doch ob das reibungslos klappt? "Auf solchen Online-Marktplätzen, die zahlreiche unterschiedliche Händler präsentieren, melden Verbraucher:innen häufiger Probleme, den richtigen Vertragspartner oder einen verlässlichen Kundendienst zu finden, mit dem individuelle Produktprobleme verhandelt werden können", sagt Stefanie Kahnert, Juristin bei der Verbraucherzentrale Brandenburg. Verbraucher:innen sollten beachten, dass die wirksame Durchsetzung von Gewährleistungsrechten im Ausland oder mit der Beteiligung ausländischer Vertragspartner sehr kompliziert sein könne.

Wer billig kauft, kauft zweimal

Bei Preisen von rund 11 Euro für eine Smartwatch darf man kein qualitativ hochwertiges Produkt erwarten. Die bei Temu angebotenen Produkte sind so billig, weil sie billig hergestellt werden - sie sind nicht für eine lange Nutzung gedacht. Die Verbraucherzentralen schreiben dazu auf ihrer Website: "Darüber hinaus besteht das Problem der Nachhaltigkeit. Weit gelieferte (und eventuell zurückgeschickte) Produkte aus China belasten die Umwelt.".

Ein Beitrag von Katharina Pencz.