Wer die Stadt durch ihre Augen sieht, lernt mehr über Berlin, als aus den Geschichtsbüchern: durch die Augen von Viktoria, der "Goldelse" auf dem Sockel der Siegessäule.

Vorbei sind die 1860er- und 70er-Jahre, in denen die Siegesgöttin ein Wahrzeichen deutschen Siegestaumels nach den Kriegen gegen Dänemark, Österreich und Frankreich war. Vorbei ist das Jahr 1939, als Hitler von "Germania" träumte und sie vom Platz vor dem Reichstag in die Mitte des Großen Sterns im Tiergarten verfrachteten ließ. Vorbei ist auch der Zweite Weltkrieg, als sie beschossen wurde – bis heute klaffen die Einschusslöcher im roten Granitsockel.

Die "Goldelse" der Nullerjahre und der Jetztzeit ist pazifistisch, sexy und frei – sie sieht ein anderes Berlin.

Autorin: Inga Machel
(gekürzt)