Ein Porträt -
Er ist der wichtigste Mann Russlands. Jetzt kandidiert Wladimir Putin zum dritten Mal für das höchste Amt des Staates. Die Dokumentation begleitete Putin über Wochen im Wahlkampf.
Zweimal war er bereits Präsident, zweimal Ministerpräsident des größten Landes der Erde. Und jetzt kandidiert er zum dritten Mal für das höchste Amt des Staates. "Ich muss so sein, wie es mein Volk von mir verlangt", sagt der bald 60-jährige Politiker.
Der mehrfach preisgekrönte Fernsehautor Hubert Seipel begleitete Wladimir Putin über Wochen in Russland. Er führte mehrere Interviews mit dem russischen Ministerpräsidenten – auch über die Gründe der skeptischen Haltung westlicher Politiker ihm gegenüber. Für Putin ist sie nur eine Fortsetzung des Kalten Krieges: "Es ist die Angst vor unserer Größe und vor unseren Atomwaffen, aber das ist altes Denken."
Seipel beobachtete einen der mächtigsten Politiker der Welt in seinem wohl schwierigsten Wahlkampf. Denn sein Volk verlangt offenbar zunehmend weniger nach Wladimir Putin als dieser wahrhaben will. Offenkundige Fälschungen bei der letzten Parlamentswahl im Dezember und die massive Korruption im Lande treiben Tausende von Putin Gegnern auf die Straßen. Es ist der Anfang einer politischen Auseinandersetzung um das, was in einer russischen Zivil Gesellschaft in Zukunft geht und was nicht.
Wer ist Putin?
Wer ist der Mann, der Russland wie kaum ein anderer nach dem Fall der Sowjetunion seinen Stempel aufdrückte? Wie reagiert er auf die neue Herausforderung? Der Mann, der voller Härte gegen das abtrünnige Tschetschenien einen blutigen Krieg führen ließ, um "den Zerfall Russlands in ein zweites Jugoslawien zu verhindern", wie Putin argumentiert. Und der mit seinem autoritären Stil den Rohstoff Giganten Russland nach den Wirren der Jelzin Jahre zu einem verhältnismäßig stabilen Land mit steigendem Wohlstand gemacht hat.
"Putin steht noch mit einem Bein in der alten Sowjetunion und mit dem anderen in der Neuzeit", kritisiert US Präsident Barack Obama den russischen Ministerpräsidenten. Für Putins Freund Alexei Kudrin, den langjährigen Finanzminister und Weggefährten, entwickelt sich derzeit eine neue politische Konkurrenz, die sich nicht mehr mit "mangelnder Transparenz und fehlenden demokratischen Prinzipien abspeisen lässt. Die Menschen vergleichen nicht mehr mit dem, was früher war, sondern mit dem, was heute sein soll."
Weggefährten und Oppositionelle im Interview
Seipel interviewte auch Weggefährten und Oppositionelle. Einigkeit herrscht in einem Punkt: Der Machtmensch Putin ahnt, dass er so nicht mehr weiterregieren kann. Nur wie weit er die Zügel lockern muss, um politisch zu überleben, weiß er noch nicht. Die russischen Präsidentschaftswahlen finden am 4. März 2012 statt.
Film von Hubert Seipel
Erstausstrahlung 01.03.2012/rbb/NDR