Mi 21.06.2023 | Dossier | Lesedauer etwa 5 Minuten - Trockene Bäume: gießen, bepflanzen, helfen
Hitzewellen, wenig Regen, Wassermangel - auch in der Region merkt man die Folgen des Klimawandels immer stärker. Wie können wir helfen?
Seit einigen Jahren kämpfen auch wir in Berlin und Brandenburg mit heftigen Hitzewellen im Sommer. Temperaturen über 30 Grad sind keine Seltenheit mehr und dazu kommt, dass Regen oft rar ist.
Zwar hatten wir 2023 einen Jahresbeginn mit überdurchschnittlich viel Regen, erläutert der Berliner Stadtnaturexperte Derk Ehlert. "Es konnte erfreulich viel Wasser in den Wintermonaten in den Untergrund gelangen und auch tiefere Bodenschichten erreichen. Trotzdem herrscht bei uns immer noch Dürre im Boden", so Ehlert. "Wenn ich mir was wünschen würde, dann wäre es ein einsetzender Regen, der ungefähr acht Wochen anhält." Das sei zwar nicht toll für die Gartenlokale, aber mehr als erholsam für die Tier- und Pflanzenwelt.
Stress von oben, Stress von unten
Auch die für Mensch und Tier wichtigen Stadtbäume leiden. Und wenn Bäume dringend Wasser brauchen, sieht man es ihnen an: Ihre Blätter und Zweige hängen schlaff herab. "Ohne Wasser nehmen Bäume deutlich weniger Nährstoffe auf, wachsen langsamer und stellen ihre Photosynthese auf Sparflamme", erklärt Prof. Anke Jentsch, Biologin an der Universität Bayreuth.
Doch die Trockenheit in Berlin ist aus Ehlerts Sicht nicht das einzige Problem für die Pflanzenwelt. Genauso fatal seien die hohe Strahlungsintensität und die Temperatur. "Es ist nicht allein entscheidend, dass der Boden austrocknet. Es ist damit verbunden auch für viele Pflanzen sehr schädlich, dass so eine hohe Strahlungsintensität vorherrscht", so der Fachmann der Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher. "Das sind also mehrere ungünstige Faktoren. Selbst wenn man einen Baum immer nass halten würde, könnte er oben Verbrennungen zeigen", sagte Ehlert.
Erwärme sich der Boden stark, sei das zudem schädlich für das Leben im Boden, also etwa für Pilze und Bakterien, die wichtig seien für das Wurzelwerk. Mit Blick auf Berlins Wälder sagte Ehlert: "Die Bäume stehen unter ganz starkem Klimastress. Die haben in den vergangenen Jahren schon sehr viel Belastung gehabt und 2023 scheint wieder so ein Jahr zu werden."
Wie können wir dennoch sinnvoll helfen?
Bäume gießen, aber richtig!
Auch wenn die Strahlungsintensität ein weiteres Problem ist: Wenigstens der Dürre können wir etwas entgegensetzen und die Straßenbäume richtig bewässern. Die Naturschutz-Organisation BUND empfiehlt die Nutzung der Online-Plattform "Gieß den Kiez". Nutzer können dort schauen, ob vor allem Jungbäume in ihrer Straße für eine Gießpatenschaft in Frage kommen.
Auch die Feuerwehr holt öfter den Schlauch raus, um statt Bränden den Durst der Bäume zu löschen. "Damit das Gießen für den Baum einen Effekt hat, muss man ein paar Dinge beachten", weiß Dr. Henrik Hartmann, Biologe am Max-Planck-Institut für Biogeochemie. Der meist gemachte Fehler: Oft und wenig gießen. Denn dann kommt das Wasser nicht bis zu den Wurzeln.
Wir sagen Ihnen, worauf man sonst noch achten sollte.
Feuchte Erde nimmt mehr Regen auf
Noch besser ist es, den Boden gar nicht erst austrocknen zu lassen. Experimente haben gezeigt, dass feuchte Böden deutlich mehr Regenwasser aufnehmen können als trockene. "Bei trockenen Böden ist die Erde so hart, dass ein Großteil des Regenwassers oberhalb abfließt, weil es nur so langsam versickert", erklärt Dr. Henrik Hartmann, Biologe am Max-Planck-Institut für Biogeochemie. Das heißt: Wenn Sie die Bäume in Ihrem Garten regelmäßig bewässern, können Sie beim nächsten Regen auch wieder mehr Wasser aufsaugen.
Das Problem ist: Sie sehen dem Boden in Ihrem Garten nicht wirklich an, wie trocken er ist. Eine gute Entscheidungshilfe, wann eine Bewässerung notwendig ist, ist die Bodenfeuchteampel, die das Pflanzenschutzamt Berlin in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Wetterdienst veröffentlicht hat. Sie wird täglich aktualisiert und zeigt an, wie trocken die tieferen Bodenschichten sind.
Die Baumscheibe bepflanzen
Eine andere Methode, um die Erde feucht zu halten, ist die sogenannte Baumscheiben-Bepflanzung. Dabei wird der Bodenbereich um den Baumstamm mit Blumen, Sträuchern oder anderen kleinen Pflanzen umringt. Sie spenden Schatten und helfen dabei, den Boden zu durchlüften. Ihre Wurzeln lockern die obere Erdschicht auf und ihre Blätter schützen die Erde vor Sonneneinstrahlung, sodass weniger Wasser verdunstet.
Die Baumscheiben-Bepflanzung ist zum Beispiel in Berlin ausdrücklich erlaubt, solange Gehwege oder Straßen nicht überwuchert werden. Sie können also guten Gewissens Ihren grünen Daumen auch an der Straße auslassen und tun damit der Umwelt etwas Gutes - und schön sieht es in der Regel auch noch aus.
Übrigens: Je jünger der Baum, desto schlechter kann er Trockenperioden überstehen. Jungbäume brauchen deshalb besonders viel Unterstützung, wenn ihnen das Wasser ausgeht.